Tennis / Chris Rodesch wird im Finale der Sudstroum Open zum Mentalitätsmonster
Die ITF Sudstroum Open wurden im zweiten Jahr in Folge von einem luxemburgischen Spieler gewonnen. Nachdem Alex Knaff im vergangenen Jahr in Esch triumphiert hatte, setzte sich bei der diesjährigen Ausgabe Chris Rodesch durch. Das Finale am Sonntag wurde zum Nervenkrimi für den 23-Jährigen.
Nach 1:53 Stunden riss Chris Rodesch beide Arme in die Höhe und ließ sich vom Escher Publikum feiern. Der Luxemburger genoss den Augenblick. Soeben hatte er auf dem „Gaalgebierg“ den dritten Profititel seiner Karriere gewonnen, indem er das nervenaufreibende Finale gegen den Belgier Gauthier Onclin mit 6:1, 3:6, 6:4 für sich entschied. „Das ist enorm“, so die Wortwahl von Rodesch wenige Augenblicke später, um seinen Erfolg zu beschreiben. „Tennis ist eine Mentalitätssache. Man muss immer an sich selbst glauben. Selbst, wenn man im dritten Satz mit 2:4 zurückliegt.“ Wie stark er in dieser Hinsicht ist, stellte Rodesch in Esch eindrucksvoll unter Beweis. Denn das Finale am Sonntag glich einem Krimi.
Der Luxemburger begann zunächst sehr stark und ließ seinen Gegner überhaupt nicht ins Spiel kommen. Nach knapp 20 Minuten hatte er Onclin bereits zweimal gebreakt und führte mit 5:0. Wenig später entschied Rodesch den Satz mit 6:1 für sich. „Ich habe super aufgeschlagen, mir ist alles gelungen“, blickte er später zurück. Doch dann kippte das Momentum. „Im zweiten Satz hat er plötzlich alle meine Schläge richtig antizipiert. Ich habe nicht mehr so präzise aufgeschlagen und alles ging sehr schnell.“ Onclin fand zurück ins Match. Das Ergebnis war eine 3:6-Satzniederlage für Rodesch.
Am Montag bin ich wieder einer von vielen. Jetzt war ich einmal der Glückliche von 32, im Tennis geht es aber immer weiter.nach seinem Finalsieg
Somit musste es in den entscheidenden dritten Satz gehen. Onclin dominierte zunächst weiter und ging mit 4:2 in Führung. Rodesch fluchte immer wieder und sein Gegner sah eigentlich schon wie der Sieger aus. Doch dann schlug erneut die Stunde des Luxemburgers. Er gab nicht auf, sondern kämpfte sich zurück ins Spiel und glich zum 4:4 aus. Dann gewann er auch noch das wichtige Spiel zum 5:4. Und wenig später hatte der FLT-Spieler seinen ersten Matchball – konnte diesen aber noch nicht nutzen. Im Gegenteil. Onclin kam zum 40:40 heran und erspielte sich anschließend sogar einen Vorteil. Doch Rodesch bewies erneut Nervenstärke und wehrte diesen ab. Nach 1:53 Stunden verwandelte er schließlich seinen zweiten Matchball zum Sieg.
„Ich hatte ein Tief. Das hat sicherlich zu lange angehalten. Zum Schluss habe ich aber wieder richtig gut gespielt. Es hat wieder alles geklappt“, so der Davis-Cup-Spieler. „Tennis ist mental, das habe ich in Amerika gelernt. Ich hatte einen Coach, der das gepredigt hat. Tag und Nacht. Zum Schluss habe ich so einen Weg aus dem Loch gefunden.“
Bodenständig bleiben
Nachdem Rodesch in diesem Sommer bereits bei den ITF-Turnieren in Alkmaar (NL) das Finale und in Lodz (POL) das Halbfinale erreicht hatte, konnte er nun auf heimischem Boden seinen ersten Titel des Jahres feiern – und das gegen einen Gegner, der in der Weltrangliste eigentlich deutlich besser platziert ist. Rodesch steht im ATP-Ranking auf Platz 645, Onclin 370 Plätze davor auf Rang 275. „Ja, ich habe heute einen sehr guten Spieler geschlagen“, sagte Rodesch, der seinen Erfolg aber nicht überbewerten wollte. „Vom Ranking her ist er sicher einer der besten Spieler, die ich je geschlagen habe. Aber im College habe ich gegen Leute gewonnen, die jetzt in den Top 100 sind. Ich wusste daher, dass ich dieses Niveau habe und habe an mich geglaubt.“
Für ihn geht es nun bereits in der neuen Woche bei einem weiteren ITF-Turnier im deutschen Metzingen weiter, anschließend nutzt er eine seiner Wildcards, um einen ATP-Challenger in Bonn zu spielen. „Ich hoffe, dass ich meine Form jetzt weiter bestätigen kann“, so Rodesch. „Am Montag bin ich wieder einer von vielen. Jetzt war ich einmal der Glückliche unter 32, aber im Tennis geht es immer weiter. Es ist ein hartes Geschäft. Ich muss mich weiter konzentrieren und darf jetzt nicht anfangen zu denken, dass ich ein großer Spieler bin, sondern muss bodenständig bleiben und einfach weiter mein Bestes geben.“
Calzi gewinnt Doppel-Titel
Zwei Monate, bevor seine Profikarriere endet, hat Raphael Calzi seinen größten Erfolg auf der ITF-Tour gefeiert. Der Luxemburger konnte sich am Samstag bei den Sudstroum Open in Esch im Doppel-Finale an der Seite seines französischen Partners Amaury Raynel durchsetzen – und sich damit seinen ersten Profi-Titel sichern. Dabei machte es das Duo, wie schon im Halbfinale am Freitag, erneut spannend. Den ersten Satz mussten Calzi und Raynel nämlich mit 4:6 an das deutsche Paar Rubben Hartig/Luca Sobbe abgeben. Danach kamen sie dann allerdings immer besser in Fahrt. Im zweiten Satz ließen sie ihren Gegnern mit 6:1 keine Chance – und im Match-Tiebreak sicherten sich Calzi und Raynel schließlich nach 1:24 Stunden mit 10:6 den Titel
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