Sportwissenschaft-Serie / Citius, Altius, Fortius (II): Wie Athleten den Jetlag bekämpfen
11.000 Athleten kämpfen bei den Olympischen Spielen um Medaillen. Auf der Jagd nach Edelmetall und Rekorden wird nichts dem Zufall überlassen. In den vergangenen Jahren hat die Sportwissenschaft einen immer wichtigeren Platz im Hochleistungssport eingenommen. Während Olympia werden die Sportwissenschaftler Eric Besenius und Frédéric Margue vom „Luxembourg Institute for High Performance in Sports“ (LIHPS) einige wissenschaftliche Aspekte des Sports für das Tageblatt beleuchten. Im zweiten Teil geht es um die Bekämpfung des Jetlags.
Wer die Olympischen Spiele dieses Jahr verfolgen will, der muss früh aufstehen. Sieben Stunden Vorsprung hat Tokio im Vergleich zu Luxemburg. Eine Zeitumstellung, an die sich auch die Athleten erst anpassen müssen. Dabei ist die Zeitumstellung in Richtung Osten in der Regel problematischer als die in Richtung Westen, erklärt Eric Besenius. Natürlich verarbeitet jeder die Zeitumstellung anders. Tischtennisspielerin Sarah De Nutte zum Beispiel hat in der Regel keine größeren Probleme mit der Umstellung. Andere haben mehr damit zu kämpfen. In der Sportwissenschaft wird viel über den Zusammenhang von Höchstleistungen und bestimmten Tageszeiten geforscht. „Es gibt Menschen, die eher früh am Tag leistungsfähig sind, andere eher später.“ In Deutschland spricht man von Eulen und Lerchen. Leistungssportler sind hier keine Ausnahme.
Aufgrund der Corona-Einschränkungen dürfen Athleten, die einen Zeitunterschied von über sechs Stunden verarbeiten müssen, sieben Tage vor ihrem Wettkampf ins Olympische Dorf einziehen. Um sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen, gibt es einige Möglichkeiten. „Im Falle einer Reise nach Osten zum Beispiel, indem man eine bis zwei Wochen vor der Reise alle paar Tage versucht, 30 Minuten oder eine Stunde früher ins Bett zu gehen und morgens früher aufsteht.“ So kann man den Unterschied verringern und für einen sanfteren Übergang sorgen.
Es werde Licht
Es gibt aber noch andere Möglichkeiten. So haben Ernährung und Temperatur einen Einfluss auf unseren Tag-Nacht-Rhythmus, sodass der Rhythmus auch hierüber „gesteuert“ werden kann. Das Gleiche trifft auf das Licht zu, was die Melatoninproduktion im Körper reguliert. Dieses Hormon steuert den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen. „Melatonin-Pillen können dafür sorgen, dass man länger und ruhiger schläft und man so den Jetlag bekämpfen kann“, sagt Besenius.
Auch die direkte Lichtaussetzung kann beim Bekämpfen des Jetlags helfen. Wenn man zum Beispiel sehr früh morgens aufsteht, um sich an eine andere Zeitzone anzupassen, kann man den Effekt noch verstärken, indem man sich gleich für 30 Minuten im Tageslicht oder im elektrischen Licht aufhält. Es wird sogar mit speziellen Blaulichtbrillen experimentiert, die dafür sorgen sollen, dass die Melatoninproduktion gesenkt wird und so die Müdigkeit bekämpft wird. Aus dem Grund soll man vor dem Schlafengehen bekanntlich nichts mehr auf einem Smartphone lesen beziehungsweise Fernsehen schauen. Besenius mahnt allerdings zur Vorsicht bei der Benutzung von Blaulichtbrillen, da zurzeit noch die wissenschaftliche Absicherung fehlt, auch was mögliche Nebenwirkungen anbelangt.
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„Citius, Altius, Fortius (II): Wie Athleten den Jetlag bekämpfen“
Mit Coitus natürlich.