Sportwissenschaft-Serie / Citius, Altius, Fortius (III): Der Kampf gegen die Hitze
11.000 Athleten kämpfen bei Olympia um Medaillen. Auf der Jagd nach Edelmetall und Rekorden wird nichts dem Zufall überlassen. In den vergangenen Jahren hat die Sportwissenschaft einen immer wichtigeren Platz im Hochleistungssport eingenommen. Während Olympia werden die Sportwissenschaftler Eric Besenius und Frédéric Margue vom „Luxembourg Institute for High Performance in Sports“ (LIHPS) einige wissenschaftliche Aspekte des Sports für das Tageblatt beleuchten. Im dritten Teil geht es darum, wie sich Sportler auf große Hitze einstellen.
Für die Freiluft-Sportler sind die Bedingungen schon recht extrem. Der Sommer in Tokio ist bekanntlich sehr heiß und feucht. Bedingungen, die noch lange nicht jedem liegen. Die Organisatoren sahen sich sogar gezwungen, den olympischen Marathon in den Norden nach Sapporo zu verlegen. Radsportler und Triathleten müssen sich hingegen mit der Hitze arrangieren. Etwas, das mit in die Vorbereitung einfließen sollte.
Für die Athleten, die vor der Reise nach Tokio in Luxemburg trainierten, war das nicht so einfach. Hohe Temperaturen gab es im Juni und Anfang Juli nicht unbedingt. „Für diese Fälle haben wir hier in der Coque eine Thermokammer stehen, in der gezielte Trainingseinheiten unter hohen Temperaturen stattfinden können“, erklärt Frédéric Margue vom LIHPS. Vor allem Triathlet Stefan Zachäus hat mehrere Wochen lang auf dieses Angebot zurückgegriffen.
Physiologische Prozesse in Gang setzen
Aber auch Christine Majerus fuhr zweimal in der Thermokammer auf der Rolle. Zeitlich waren keine weiteren Einheiten möglich. „Es war ein guter Versuch“, so die Radsportlerin nach ihrer Ankunft in Japan. Um einen Effekt zu erzielen, brauche es in der Regel mindestens drei Einheiten in der Thermokammer, erklärt Margue. „Aber es gibt verschiedene Protokolle. Mit Stefan Zachäus haben wir es zum Beispiel über drei Wochen ausgedehnt und die Einheiten pro Woche gesteigert.“
Die Thermokammer setzt verschiedene physiologische Prozesse in Gang. So nimmt zum Beispiel das Blutplasma-Volumen zu, wodurch das Herz stärker pumpen muss. Der Körper versucht, möglichst viel Blut an die Körperoberfläche zu bekommen, um die Hitze zu evakuieren. Anschließend können sich andere Blutparameter verändern. „Zum Beispiel können die roten Blutkörperchen zunehmen, sodass man einen ähnlichen Effekt hat wie in der Höhe“, erklärt Margue. Außerdem verändert sich das Schweißverhalten. Die Quantität nimmt zwar zu, um den Kühleffekt durch Verdunstung zu erhöhen, aber die ausgeschiedenen Salze werden weniger. Der Schweiß verdünnt sich also. Wer keine Thermokammer hat, kann sich übrigens nach dem Training einfach in ein heißes Bad legen. Der Effekt ist natürlich nicht ganz der gleiche, aber es konnte nachgewiesen werden, dass sich der Körper so etwas an hohe Temperaturen anpasst.
Steigende Temperatur, abfallende Leistung
Kommt, wie in Japan, noch eine hohe Luftfeuchtigkeit hinzu, ist es für den Körper noch schwieriger, sich abzukühlen. „Die Hitze wird ja über die Verdunstung des Schweißes auf der Haut abgebaut. Doch bei einer hohen Luftfeuchtigkeit funktioniert dieser Prozess nicht so optimal, wodurch die Temperatur hoch bleibt.“
Die luxemburgische Olympia-Delegation hat deshalb Kühlwesten mit nach Japan genommen, um die Körperkerntemperatur so etwas beim muskulären Aufwärmen zu senken. „Ab einer gewissen Körperkerntemperatur funktionieren einige biochemische Prozesse nicht mehr optimal, wie man es auch vom Fieber kennt. Durch die muskuläre Beanspruchung beim Sport wird Wärme erzeugt, sodass die Körperkerntemperatur auch ansteigt“, so Besenius. Bei Hochleistungssportlern liegt die oberste individuelle Grenze, um überhaupt eine sportliche Leistung zu erbringen, bei 40 bis 41 Grad Celsius. Einen Leistungsabfall kann man aber schon ab ungefähr 38 bis 39 Grad Körperkerntemperatur beobachten.
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