/ Dan Kersch kritisiert IOC und will im weltweiten Kampf gegen das Doping mehr investieren
Bevor er sein Mandat in der Exekutive der Welt-Anti-Doping-Agentur antritt, konnte Sportminister Dan Kersch diese Woche schon mal das neue Terrain sondieren. Er fand klare Worte zu IOC-Präsident Thomas Bach und unterstrich die Bereitschaft Luxemburgs, mehr in den weltweiten Anti-Doping-Kampf zu investieren.
Der Weltsport blickt momentan nach Kattowitz, wo heute die Welt-Anti-Doping-Konferenz zu Ende geht. Der luxemburgische Sportminister Dan Kersch, der ab Januar 2020 im Exekutivkomitee der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) sitzt, war ebenfalls in Polen und hat sich ein Bild seiner neuen Aufgabe gemacht. Nicht sehr positiv kam bei Kersch die Ankündigung von Thomas Bach, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, an, zusätzliche zehn Millionen Dollar in den Kampf gegen Doping zu investieren. Die auf den ersten Blick durchaus positive Nachricht sieht Kersch etwas differenzierter. Er will dem IOC-Präsidenten zwar keine heuchlerischen Methoden unterstellen, trotzdem übt er Kritik an der Ankündigung. Die WADA wird zu 50 Prozent vom IOC und zu 50 Prozent von öffentlicher Hand finanziert.
Die Ankündigung von Bach sei bei Vertretern aus einigen Ländern nicht ganz gut angekommen. Eine Beitragserhöhung sei für ärmere Länder schwer zu stemmen, so Kersch, der sich vor allem eine Frage stellt: „Wenn das IOC von heute auf morgen weitere 10 Millionen Dollar in den Kampf gegen Doping stecken kann, dann frage ich mich, wieso das nicht schon früher gemacht werden konnte. Es ist immerhin schon lange bekannt, dass das Budget der WADA vorne und hinten nicht ausreicht.“ Der Welt-Anti-Doping-Agentur stehen momentan jährlich 30 bis 35 Millionen Dollar zur Verfügung. Verglichen mit den finanziellen Mitteln einiger professioneller Sportteams ist das WADA-Budget nicht gerade hoch.
Athleten stärken
Der designierte WADA-Präsident Witold Banka, der heute bestätigt werden sollte, will sich dafür einsetzen, dass seiner Organisation in Zukunft mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Banka will zudem eine Art Solidaritätsfonds einrichten, um ärmere Länder beim Kampf gegen Doping unter die Arme zu greifen. Dabei kann Banka, der zurzeit noch Sportminister in Polen ist, auf die Unterstützung aus dem Großherzogtum zählen. „Ich habe Witold Banka erklärt, dass Luxemburg bereit ist, mehr in die WADA einzuzahlen“, so Kersch. Allerdings nicht für administrative Zwecke, sondern nur für konkrete Projekte, präzisiert der Sportminister. Derzeit überweist der luxemburgische Staat der WADA jährlich 18.500 Euro.
Nicht so begeistert ist Kersch von der Idee, den WADA-Haushalt durch private Sponsoren aufzubessern. Der rezente Fall des „Nike Oregon Project“ habe gezeigt, dass die Sportindustrie eigentlich wenig Interesse an der Aufklärung des Dopingproblems zeige. Der vom Sportartikelhersteller Nike unterstützte Leichtathletik-Trainer Alberto Salazar wurde kürzlich wegen Dopingpraktiken für vier Jahre gesperrt. Die Frage der Unabhängigkeit ist ohnehin ein weiteres großes Problem der Welt-Anti-Doping-Agentur. Der Sport hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass er sich nicht selbst kontrollieren kann. Dass die staatlichen Regierungen einen größeren Einfluss ausüben sollen, findet Kersch keine gute Idee. „Der Russland-Skandal ist in dem Sinne ein abschreckendes Beispiel. Außerdem würde der Sport somit seine Unabhängigkeit verlieren und noch verstärkt für politische Zwecke missbraucht werden.“
Das zukünftige Exekutiv-Mitglied der WADA sieht eigentlich nur eine Möglichkeit, die Unabhängigkeit der WADA zu stärken: „Die Athleten müssen stärker eingebunden werden.“ Es gehe immerhin um die Sportler und sie seien es, die von einem sauberen Sport profitieren würden. Wie man die Sportler einbinde, müsse man sehen, doch eine Alternative zu diesem Schritt sieht Kersch nicht.
Nach seinem Besuch auf der Welt-Anti-Doping-Konferenz ist die Motivation bei Kersch noch größer, sein Mandat im Exekutivkomitee anzutreten. An der Sitzung in Polen konnte er bereits als Beobachter teilnehmen. Es sei eine spannende Aufgabe. Kersch, der sein Mandat für die Exekutive vom Europarat in Straßburg bekommen hat, will dazu beitragen, die WADA zu stärken. Dass das Anti-Doping-System von der Perfektion weit entfernt ist, weiß der Sportminister genau. „Doch es gibt keine Alternative zur WADA. Sie darf auf keinen Fall auseinanderbrechen. Das wäre auf lange Sicht das Ende des Leistungssports.“ Es werden wohl zwei spannende Jahre für Dan Kersch.
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Allen Ernstes, Luxemburg will im weltweiten Kampf gegen das Doping mehr investieren? Wir sollen zuerst zusehen, dass alles in unserem NOC mit rechten Dingen zugeht und gegen das Doping hierzulande mit allen verfügbaren Mitteln vorgehen. Es ist ja schliesslich auch ein finanzielles Problem.
Wir überschätzen uns wieder! Luxemburgs Sportsminister erklärt dem Doping den Krieg. Darauf hat man in der ganzen Sportswelt nur gewartet. Luxemburg hat das Rad neu erfunden!