Parlamentarische Anfrage / Dan Kersch zur Impfung von Tokio-Teilnehmern: „Priorisierung ist nicht angebracht“
Knapp vier Monate vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Tokio hat sich weltweit eine Diskussion rund um eine Corona-Impfung der Olympioniken entfacht. Die allgemeine Frage der Debatte ist dabei, ob Olympia-Teilnehmer zur priorisierten Impfgruppe gehören sollen. Die Abgeordnete Nancy Arendt hat dazu eine parlamentarische Frage gestellt, die gestern von Sportminister Dan Kersch beantwortet wurde.
Seit Monaten werben das Internationale Olympische Komitee und die japanischen Gastgeber dafür, dass sich möglichst viele Sportler vor der Reise zu den Spielen impfen lassen. Dem britischen Telegraph zufolge wollen die Olympia-Macher mithilfe der Weltgesundheitsorganisation Corona-Impfungen für Tokio-Teilnehmer aus ärmeren Ländern sicherstellen. Eine Impfpflicht hat das IOC bislang ausgeschlossen, doch laut der britischen Tageszeitung beraten die beiden Organisationen im Rahmen des Covax-Projekts für Entwicklungsländer auch darüber, ob Sportler geimpft werden können. „Ich denke, sie werden weiter daran arbeiten, dass sie den Impfstoff so weit wie möglich für die Leute verfügbar machen werden, die nach Japan kommen. Für uns ist das wichtig“, wurde der Geschäftsführer des britischen NOK, Andy Anson, zitiert.
Die Meinungen, aber auch die Fakten rund um die Corona-Impfungen der Sportler gehen weit auseinander. In Litauen sind Sportler bereits geimpft worden, in Indien, Israel, Ungarn, China und Mexiko soll potenziellen Olympioniken ebenfalls eine Priorität eingeräumt werden. Im Nachbarland Belgien hat das NOK die Regierung um 500 Impfdosen gebeten, weil die Sportler keinen Wettbewerbsnachteil haben wollten, erklärte Teamarzt Johan Bellemanns. Bellemanns teilt eine ähnliche Meinung wie Max Hartung, Vorsitzender der Vereinigung Athleten Deutschland: „Früh geimpft zu sein und damit mit weniger Sorgen trainieren zu können, ist auf jeden Fall ein großer Vorteil. Der Nachteil ist jetzt schon immens und wird mit jedem Tag größer.“
Unklare Auflagen
Der Deutsche Olympische Sportbund und viele seiner Topsportler wollen keine bevorzugte Behandlung in der Pandemie. „Wir akzeptieren die festgelegte Reihenfolge und werden uns nicht vordrängeln“, bekräftigte Präsident Alfons Hörmann. In Luxemburg ist diese Debatte ebenfalls längst entfacht. Nancy Arendt, Abgeordnete im Parlament, hat rund um das Thema eine parlamentarische Anfrage gestellt, die Sportminister Dan Kersch gestern beantwortete.
„Als Sportminister teile ich die Meinung von vielen Leuten, dass zu diesem Moment, zu dem der Impfstoff noch selten ist, eine Priorisierung für die Sportler nicht angebracht ist – schon gar nicht für ihren Staff“, erklärte der LSAP-Politiker in seinem ersten Satz. „Wenn man die zurzeit berechtigte Diskussion über Impfdrängler in Luxemburg verfolgt, dann würde man den Sportlern mit einer solchen Entscheidung sicherlich keinen Gefallen tun. Bis jetzt wissen wir noch nicht, welche Auflagen es für Athleten und Staff für die Spiele geben wird. Sobald verlässliche und endgültige Informationen zu der Thematik verfügbar sind, wird die Regierung die anstehenden Entscheidungen treffen. Natürlich unter Berücksichtigung der ethischen Kriterien. Momentan ist das noch viel zu früh.“
Arendt fragte außerdem nach Kerschs Meinung bezüglich eines möglichen obligatorischen Impfpasses. „Das Thema ist nicht Gegenstand der Beratungen der Regierung. Die luxemburgische Regierung ist nicht Organisator der Spiele, sondern das IOC. Zu diesem Zeitpunkt ist außerdem noch nicht sicher, ob ein solcher Impfass überhaupt obligatorisch ist“, schrieb Kersch. COSL-Präsident Heinz Thews hatte sich vor kurzem im Tageblatt-Interview zu dieser Thematik geäußert: „Von unseren Athleten kamen einige Bedenken. Sie wollen keinem eine Impfung wegnehmen, der sie nötiger hat als sie selbst. Hochleistungssportler zählen weder zu einer Risikogruppe noch zu einem Berufsstand, der vorrangig geimpft werden sollte. Allerdings weiß man nicht, wie die Impfkampagnen in den kommenden Monaten voranschreiten. Es gibt nationale Olympische Komitees, die vom IOC fordern, die nötigen Impfdosen zu kaufen, um die Athleten impfen zu können. Dann stellt sich allerdings noch die Frage, ob man Sportler überhaupt dazu verpflichten kann, sich impfen zu lassen.”
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