Fechten / „Dann eben ohne Olympia“: Lis Rottler-Fautsch beendet ihre Karriere und ist mit sich im Reinen
Lis Rottler-Fautsch hat gut zwei Monate nach der Geburt ihres Sohnes an der Olympia-Qualifikation im Fechten teilgenommen. Das Ticket für Tokio löste sie nicht, dennoch war es für die 34-Jährige ein versöhnliches Karriereende.
„Dann wird meine Karriere eben ohne Olympia-Teilnahme zu Ende gehen.“ Fechterin Lis Rottler-Fautsch hat am Samstag ihren letzten internationalen Wettbewerb bestritten. Es ging in Madrid um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Nur die Siegerin erhielt ein Ticket. Für Rottler-Fautsch war im Achtelfinale Schluss. Die Enttäuschung ist bei der 34-Jährigen vorhanden, aber zugleich weiß sie, dass sie alles gegeben und sich nichts vorzuwerfen hat.
Im Februar wurde Rottler-Fautsch Mutter und hatte lediglich gut zwei Monate, um sich auf das Qualifikationsturnier vorzubereiten. Nach über einem Jahr stand Rottler-Fautsch dann am Samstag erstmals wieder auf der „Planche“. „In der Vorrunde brauchte ich etwas Zeit, um mich wieder an das Wettkampfgefühl zu gewöhnen“, sagte die Degenspezialistin. In ihrem ersten Vorrunden-Duell gegen die Weißrussin Katsiaryna Pasharneva lag Rottler-Fautsch dann prompt mit 4:0 in Rückstand, konnte das Duell dennoch für sich entscheiden. Mit zwei Siegen in der Vorrunde war die Luxemburgerin für das Achtelfinale qualifiziert. Hier wartete Susan Maria Sica aus Großbritannien. Rottler-Fautsch lag bereits mit 14:13 in Front, musste sich schlussendlich aber mit 15:14 geschlagen geben. „Es ist ärgerlich, mir sind zwei dumme Fehler passiert, die mich das Viertelfinale kosteten.“ Fehler, die zum Teil der mangelnden Wettkampfpraxis zuzuschreiben sind.
Intensive Zeit
Ärgerlich sei es schon, aber Rottler-Fautsch ist Realistin. Mit Lena Kryvytska aus der Ukraine hat die Nummer zehn der Welt das Olympia-Ticket gelöst. „Ich wäre spätestens im Halbfinale auf sie getroffen. Da hätte ich schon einen sehr guten Tag erwischen müssen, um sie zu schlagen“, so Rottler-Fautsch, die auf Nummer 40 der Weltrangliste geführt wird. „Am Ende standen die beiden stärksten Fechterinnen im Finale und die Beste hat gewonnen.“
Nach ihrem Ausscheiden konnte die 34-Jährige ihre Tränen dennoch nicht zurückhalten. Nicht nur, dass der Traum von Olympia geplatzt war, das Ausscheiden im Achtelfinale war gleichbedeutend mit dem Karriereende von Rottler-Fautsch. „Es war in dem Moment alles ein bisschen viel. Ich habe die letzten acht Jahre in den Traum von Olympia investiert.“
Vor allem die vergangenen zwei Monate waren für die junge Mutter extrem stressig. „Ich bin froh, dass ich es versucht habe. Es war eine intensive Zeit, aber auch eine Zeit, in der ich sehr viel über mich selbst gelernt habe.“ Sie sei erstaunt, wie schnell man einen Körper auf Wettkampfniveau bekommt. „Ich muss mich dafür bei allen Beteiligten bedanken. Ich hatte ein Team um mich herum, das immer an mich geglaubt hat und mich in meinem Vorhaben bestärkt hat.“ Rottler-Fautsch arbeitete vor allem mit den Experten des „Luxembourg Institute for High Performance in Sports“ (LIHPS), ihrem Fechtmeister Maurice Pizay und der auf Schwangerschaften spezialisierten Kinesitherapeutin Danielle Rinnen zusammen.
Zum Team gehört aber selbstverständlich Ehemann Michael Rottler, der sich zu Hause um den kleinen Tim kümmert. „Er hat mich angerufen und gesagt, dass er sich schon auf erholsamere Nächte freue.“ Ihre internationale Karriere mag vorbei sein, in Luxemburg könnte man Rottler-Fautsch aber noch auf der Fechtpiste sehen. „Ich kann nicht ohne Sport leben und kann mir auch nicht vorstellen, meinen Degen nie wieder in die Hand zu nehmen.“ Teilnahmen an Landesmeisterschaften sind für die Zukunft nicht ausgeschlossen. Rottler-Fautsch will aber auch andere Sportarten treiben. „Ich habe lange Tischtennis gespielt und meine Schwester spielt heute noch. Sie hat mich bereits gefragt, ob ich mit ihr trainieren will.“ Aber zuerst wird Lis Rottler-Fautsch die gewonnene Zeit nutzen, um ihren „Congé de maternité“ zu genießen.
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