Basketball / Darum hat der Escher Damien Thill seine Chance genutzt
Es ist eine der Geschichten, wie sie eigentlich nur der Pokal schreibt. Stand Damien Thill in den letzten Spielen nicht eine einzige Minute auf dem Feld, so avancierte der junge Escher im Pokalhalbfinale am letzten Sonntag zu einem der Matchwinner.
Es war eine Partie, die beim Basket Esch noch länger in Erinnerung bleiben wird. Die Voraussetzungen für das Halbfinalspiel der Coupe de Luxembourg am Sonntag in der Coque hätten nämlich schlechter kaum sein können. Die, wie so oft in der Vergangenheit, arg verletzungsgebeutelten Escher mussten beim bisher wichtigsten Spiel dieser Saison auf keinen Geringeren als Leistungsträger Clancy Rugg verzichten und dies ausgerechnet in einer Phase, in der es auch sportlich nicht so rund laufen wollte. Denn das Team von Trainer Franck Mériguet hatte nicht nur die Partie direkt vor Weihnachten gegen den T71 verloren, sondern auch die ersten beiden Spiele des neuen Kalenderjahres gegen Ettelbrück und Mamer. Doch die Escher zeigten in der Coque eine kämpferische Leistung, wie man sie nicht alle Tage zu sehen bekommt, und zogen mit einem 91:88-Sieg gegen die Arantia Fels ins Endspiel ein.
Und so ragte am Sonntag mit Damien Thill dann ausgerechnet ein Spieler heraus, der bis zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2025 noch nicht einmal eine einzige Minute auf dem Parkett gestanden hatte. Logisch, dass das Halbfinale in den letzten Tagen noch immer im Kopf des 21-Jährigen präsent war. „Franck (Trainer Mériguet, Anm.d.Red.) hatte im Vorfeld mit mir geredet und ich wusste, dass ich etwas mehr Spielzeit erhalten würde.“ Dass es am Ende aber 22 Minuten waren, in denen er zwölf Punkte und sechs Rebounds beisteuerte und sogar zwei von drei Distanzwürfen verwandelte, überraschte am Ende auch das Escher Eigengewächs. „Wenn ich mit Franck rede, dann sagt er immer, dass ich vor allem defensiv alles geben und in der Offensive dann das mitnehmen soll, was sich eben ergibt. So bin ich auch in die Partie gegangen.“ Nachdem dann zuerst Jeffry Monteiro und schließlich auch Corentin Cornu früh in Foultrouble gerieten, kam auf Thill immer mehr an Verantwortung zu und der junge Spieler nutzte seine Chance. „Ich wusste, dass ich Team und Trainer beweisen möchte, dass ich helfen kann. Am Anfang war das Selbstvertrauen zwar noch nicht so da, doch als der erste Dreier saß, habe ich mich auf dem Platz immer wohler gefühlt.“
Selbst überrascht
Für Damien Thill ist klar, dass die Escher die Partie am Sonntag vor allem als kämpfende Einheit gewonnen haben, etwas, das man sich vor der Partie auch genau so vorgenommen hatte. „Montags hatten wir uns zusammengesetzt und Thomas (Grün) hat gefragt, was wir tun sollen. Denn gegen Mamer wurden wir wirklich niedergekämpft.“ Laut dem 21-Jährigen hat man in den folgenden Tagen dann wie verrückt trainiert und so sei man mehr und mehr zusammengekommen, auch mit dem neuen Profispieler Gregory Milton.
In der Minettemetropole hofft man nun, dass das Pokalspiel auch ein Gamechanger in dieser Saison sein wird, doch Damien Thill weiß, dass sie nun nicht nachlassen dürfen. „Wir dürfen nicht glauben, dass es, weil wir einmal gut gespielt haben, jetzt auch so weitergehen wird. Clancy ist noch nicht zurück und auch wenn er wieder spielt, sollten wir uns nicht zu wohl fühlen. Jeder weiß, was er selbst kann und was er geben muss und so müssen wir den Rest der Saison auch weitermachen.“
Viele Vorbilder
Der 21-Jährige selbst hofft, dass er auch in Zukunft weitere Chancen erhalten wird. Seit der Poussins-Kategorie spielt er beim Basket Esch und hatte beereits mit knapp 15 Jahren die Chance, dass ihn der damalige Trainer Sylvain Lautié immer donnerstags mit zum Training der Herrenmannschaft nahm. „Von dem Moment an war ich immer irgendwie dabei“, gibt er mit einem Lachen zu. In all diesen Jahren hatte er im Verein echte Vorbilder, wie etwa Pit und Joé Biever, die ihm immer mit Rat und Tat zur Seite standen. „Von Pit habe ich sehr viel in der Defensive gelernt, von Joé, wie man als Pointguard den Ball hochbringt. Sie sind einfach so sympathisch. Wenn ich mal nicht das nötige Selbstvertrauen hatte, meinten sie immer, es sei nicht schlimm, ich solle einfach weitermachen und die nächste würde meine Saison werden.“ Inzwischen ist es Thomas Grün, der ihm sehr viel beibringt, wie Thill erklärt.
Wenn ich in Esch mit einem Clancy, Joé, Pit oder Thomas trainieren kann, lerne ich im Training sehr viel hinzu, auch wenn ich nicht direkt spiele
Genau dies ist auch der Grund, warum er, trotz beschränkter Einsatzzeit, bisher den Verein noch nicht wechseln wollte. Etwas, auf das er oft angesprochen wird, wie der Escher erklärt. „Wenn ich in Esch mit einem Clancy, Joé, Pit oder Thomas trainieren kann, lerne ich im Training sehr viel hinzu, auch wenn ich nicht direkt spiele. Ich bereue diese Entscheidung keinesfalls.“
Dabei hat der 21-Jährige in seiner noch jungen Karriere auch schon einiges erlebt. Nach seiner Cadets-Saison zog er sich nämlich einen Kreuzbandriss zu. „Zum Glück durfte ich mit Hilfe der FLBB beim LIHPS meine Reha machen, was mir sehr viel geholfen hat.“ Danach wollte Thill, im Alter von 19 Jahren, schauen, welche Möglichkeiten sich im Ausland ergeben und so zog es ihn an eine sogenannte „Prep School“ in die USA, um genauer zu sein nach San Antonio in Texas. Eine Erfahrung, die er zwar nicht missen möchte und auch nicht bereut, die aber im Endeffekt für ihn doch nicht das Richtige war. „Es war anders, hat mir nicht so gefallen, als dass ich hätte dabeibleiben wollen. Doch ich muss sagen, dass ich in dieser Zeit vor allem menschlich gewachsen bin.“
In den Reihen des Fanklubs
Es war die Meistersaison 2023, als er schließlich nach Esch zurückkam, wieder mit dem Team trainierte und merkte, dass es genau dieses familiäre Umfeld ist, in dem er sich besonders wohlfühlt. Inzwischen studiert Damien Thill an der Lunex und ist im Escher Kader längst wieder angekommen.
An das letzte Pokalfinale der Escher im März 2023 kann sich Damien Thill übrigens noch ganz genau erinnern und das nicht, weil er auf dem Platz stand. „Ich bin am Tag vor dem Pokalfinale extra etwas früher aus den USA nach Hause geflogen, um auf der Tribüne dabei sein zu können.“ Und wo hätte er dieses Spiel auch anders mitverfolgen können, als in den Reihen der „Mighty Minetter“, dem Escher Fanklub. „Ich muss sagen, es ist schon anstrengend, 40 Minuten dort zu stehen und durchzusingen“, gibt er lachend zu und betont sofort, wie wichtig die Fans für das Team sind und wie froh man ist, diese zu haben.
Beim diesjährigen Endspiel gegen Ettelbrück würde Thill auf dem Parkett am liebsten wieder einen so erfolgreichen Tag erleben wie im Halbfinale und so den ersten Titel der Saison mit nach Esch nehmen. Auf die „Mighty Minetter“ werden sie auch ohne ihn in den Tribünen auf jeden Fall zählen können.
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