Basketball / „Das mental schwierigste Jahr“: Alex Laurent blickt auf seine Saison in Trier zurück
Die sechste Profisaison ist in den Büchern – für Alex Laurent eine Spielzeit, die nicht so verlief, wie er sich es erhofft hatte. Bandscheibenprobleme, zwei Monate Pause und eine verpasste Play-off-Teilnahme. Doch der 29-Jährige hat noch eine Rechnung offen.
Es war der Wechsel, den er sich immer gewünscht hatte: Vor fast genau elf Monaten konnte Alex Laurent verkünden, dass er in der Saison 2022/23 für die Gladiators Trier in der deutschen Pro A, der zweiten Bundesliga, auflaufen würde. Ein absoluter Traumverein, wie er auch jetzt noch beschreibt: „Wenn man auf einem solch professionellen Level spielen möchte, ist Trier einfach der Verein, der am nähsten an Luxemburg dran ist. Besser geht es nicht mehr.“
Mit großen Hoffnungen startete der 29-Jährige somit in seine inzwischen sechste Profisaison, doch schnell folgte Ernüchterung. Denn Bandscheibenprobleme warfen den Luxemburger bereits im Oktober zurück, eine Verletzung, die den Profi-Basketballer auch mental stark herausforderte. „Es kam absolut unerwartet und hat mich komplett aus dem Rhythmus geworfen. Am Anfang konnte ich nicht einmal aufstehen. Ich fiel fast zwei Monate aus, so lange musste ich bisher in meiner Karriere noch nicht aussetzen. Diese Verletzung hat mich auch sehr ans Zweifeln gebracht.“ Wird er überhaupt noch einmal Basketball spielen können? Wird er das gewohnte Level noch einmal erreichen? Wird der Rücken halten? Alles fragen, die Alex Laurent in den letzten Monaten immer wieder beschäftigten. „Auch als ich zurück auf dem Feld war, lag mein Fokus nicht nur beim Basketball. Ich hatte wirklich Angst, dass ich mir den Rücken wieder kaputt mache. Es hat mich schon große Überwindung gekostet, denn irgendwie ist doch alles an den Rücken gekoppelt.“
Auch als ich zurück auf dem Feld war, lag mein Fokus nicht nur beim Basketball. Ich hatte wirklich Angst, dass ich mir den Rücken wieder kaputt mache.
Doch der Nationalspieler kämpfte sich zurück, feierte im Dezember sein Comeback und erlebte mit, wie sein Team nach einem schweren Saisonstart eine Aufholjagd mit sieben Siegen in Folge startete. Auch Alex Laurent bewies zwischenzeitlich, welches Potenzial in ihm steckt. So wie Ende Januar, als er gegen Dresden 17 Punkte erzielte und mit fünf von fünf verwandelten Dreiern seine starke Wurfhand untermauerte. „Wir hatten wirklich einen Run, lagen wieder auf einer Play-off-Position. Doch dann ging es mit den schlechten Nachrichten weiter.“
Bandscheibenprobleme
Denn bei den Gladiators war in der abgelaufenen Saison sozusagen der Wurm drin, Trainerwechsel und weitere schwere Verletzungen von Leistungsträgern warfen die Mannschaft erneut zurück. Am Ende verpasste der Klub die Top acht und damit das anvisierte Saisonziel, die Play-offs. „Es waren Verletzungen, die es in sich hatten. Einer hat sich einen Leistenbruch zugezogen, beim nächsten war der Meniskus kaputt und bei einem weiteren die Patellasehne. Zum Schluss waren wir physisch einfach alle am Ende und auch bei mir machte sich der Rücken wieder bemerkbar, womit es unmöglich war, die letzten beiden Spiele zu bestreiten.“
Um an den Wochenenden überhaupt spielen zu können, musste der 29-Jährige auch nach seinem Comeback auf dem Feld immer wieder Trainingseinheiten ausfallen lassen und sich das Vertrauen des Trainers erst einmal wieder erkämpfen. Dass er die Spielzeit 2022/23 damit als eine besondere Herausforderung bezeichnet, sogar als das mental bisher schwierigste Jahr, wundert demnach nicht. „Ich hatte teilweise so ein hoffnungsloses Gefühl. Ich möchte immer beim Team dabei sein, meine Mitspieler unterstützen. Aber der Rücken machte es unmöglich, die langen Busreisen zu Auswärtsspielen mit anzutreten.“ Ein Gefühl der Einsamkeit, das alles noch einmal wesentlich schwieriger machte. „Da denkt man sich schon, jetzt bist du endlich da angekommen, wo du immer hin wolltest, und dann kommt das …“ Umso mehr, da Alex Laurent bereits eine frustrierende Saison 2021/22 beim beligschen Zweitligisten Kortrijk Spurs erlebt hatte, in der man nicht das einhielt, was versprochen wurde.
Da denkt man sich schon, jetzt bist du endlich da angekommen, wo du immer hin wolltest, und dann kommt das …
Dennoch kann der FLBB-Kapitän auch positive Aspekte in sein Saisonfazit mit einbeziehen: „Wir hatten zwischenzeitlich eine Serie mit sieben Siegen in Folge. Das Team bestand aus einer großartigen Gruppe an Jungs, die sich gegenseitig unterstützt hat und eigentlich das Potenzial hatte, um viel weiter oben mitzuspielen.“ Dass er trotz allem am Ende von 34 Spielen, zwölf bis 13 auf einem seiner Meinung nach durchaus guten Niveau spielen konnte, ermutigt den 29-Jährigen ebenfalls. Vor allem das starke Spiel Ende Janauer gegen Dresden zeigte ihm, das er es noch kann. „Da merkte ich auch, dass der Spaß wieder zurückkehrt. Dieser hatte ebenfalls gelitten, da man einfach die ganze Zeit über kämpfen musste, um zurückzukehren, was enorm viel Kraft gekostet hat.“
Noch eine Rechnung offen
Dass er es aber nun erst einmal etwas ruhiger angehen lassen konnte, dagegen hatte Alex Laurent nichts. Doch Ende des Monats steht mit den Spielen der Kleinen europäischen Staaten in Malta das nächste große Event mit dem Nationalteam auf dem Programm, das der Profispieler nicht vepassen möchte. „Ich habe erst einmal drei Wochen Pause gemacht, in der letzten Woche habe ich noch einmal eine Spritze bekommen, die die ganze Entzündung rund um die Bandscheibe eindämmen soll. Dann würde nur noch der Druck bleiben, den die Bandscheibe auf den Nerv ausübt, aber damit kann ich umgehen.“ Damit fällt die Vorbereitung auf die JPEE für Alex Laurent derzeit etwas anders aus als gewohnt. „Ich trainiere mit, um im Rhythmus zu bleiben, dies aber ohne Kontakt. Ich muss nämlich zuerst wieder einmal Vertrauen in meinen Rücken zurückgewinnen und dafür wurde auch gemeinsam mit dem LIHPS ein spezielles Vorbereitungsprogramm erstellt.“ Die Tage bei den Spielen der kleinen Staaten sind bekanntlich gut gefüllt. Ob er danach auch im Juli/August bei der Vorqualifikation für die EM 2025 auflaufen kann, wird sich danach zeigen.
Wie es in der nächsten Saison auf Vereinsebene weitergehen wird, weiß der Luxemburger jedoch noch nicht. Bei den Gladiators hatte er im letzten Jahr einen Vertrag für ein Saison mit der Option auf eine weitere unterschrieben. „Zum einen kommt es natürlich darauf an, wie es meinem Rücken gehen wird. Zum anderen werden wir einen neuen Trainer bekommen, der natürlich seinen Kader zusammenstellen wird.“ Dass Alex Laurent noch eine weitere Spielzeit in der deutschen Pro A bei den Gladiators auflaufen möchte, das steht außer Zweifel. „Schon alleine, weil ich in dieser Saison nicht alles zeigen konnte, was in mir steckt. Ich habe das Gefühl, dass ich hier noch eine Rechnung offen habe.“
Erfolgscoach kehrt zurück
„Don is beck“: Mit diesen Worten verkündeten die Gladiators Trier am Donnerstag die Rückkehr ihres alten Erfolgstrainer Don Beck, der das Team in der nächsten Saison in der deutschen Pro A betreuen wird. Beck steht wie kein anderer für die goldene Zeit des Trierer Basketballs, gewann mit dem Klub in den Jahren 1998 und 2001 den DBB-Pokal und führte das Team in der ersten Bundesliga bis ins Halbfinale. In den letzten 13 Jahren stand der US-Amerikaner in Japan an der Seitenlinie, hat den Kontakt nach Trier jedoch auch in dieser Zeit nie verloren.
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