Vor der ersten WM / „Das Schwimmen in Luxemburg voranbringen“: Nationaltrainer Arslane Dris im Gespräch
Arslane Dris ist seit vergangenem Jahr Nationaltrainer beim luxemburgischen Schwimmverband. Nun steht der erste große Wettbewerb für Dris als FLNS-Coach vor der Tür. Im Gespräch mit dem Tageblatt spricht er über die bevorstehende WM und blickt auf seine ersten Monate im Großherzogtum zurück.
Tageblatt: Arslane Dris, Sie haben den Posten des Nationaltrainers letztes Jahr übernommen. Wie haben Sie Ihre ersten Monate in Luxemburg erlebt?
Arslane Dris: Ich bin sehr motiviert, einen Teil zu der Weiterentwicklung des Schwimmens in Luxemburg beizutragen. In einer ersten Phase ging es aber erst darum, eine Verbindung zu meinem Trainerkollegen Christophe Audot aufzubauen und gleichzeitig die Athleten und den Verband kennenzulernen. Ich glaube, dass es uns gelungen ist, in dieser ersten Phase eine positive Dynamik zu entwickeln. Es gibt einen guten Austausch zwischen Christophe und mir. Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit den verschiedenen Schwimmern entwickelt und dabei versucht, den Teamgeist einer Nationalmannschaft zu schaffen. Und heute sind alle Schwimmer da, wo sie sein sollen.
Was hat Sie eigentlich dazu bewogen, den Posten des Nationaltrainers in Luxemburg anzunehmen?
Luxemburg hat die Mittel, sein Schwimmen weiterzuentwickeln. Das ist nichts, was von heute auf morgen passiert. Es braucht Zeit. Ich glaube, dass wir bei Olympiaden eine gewisse Progressivität aufbauen und junge Schwimmer auf ein hohes Niveau begleiten können. Die FLNS und der COSL bringen dafür jedenfalls alle Mittel mit. Es muss nur das passende sportliche Projekt aufgebaut werden und so eine gute Dynamik erzeugt werden. Dann gibt es keinen Grund, warum man das Schwimmen in Luxemburg nicht weiter voranbringen kann. Dieses Projekt hat mich interessiert.
Wie Sie bereits erwähnt haben, teilen Sie sich den Trainerposten mit Christophe Audot. Kannten Sie sich schon vor Ihrem Engagement in Luxemburg?
Unsere Wege haben sich vor längerer Zeit schon gekreuzt. In den Jahren 2012, 2013, als ich noch in Frankreich gearbeitet habe, haben wir uns manchmal bei Meetings gesehen. Auch bei internationalen Meisterschaften haben wir uns schon mal getroffen. Erstmals zusammengearbeitet haben wir dann bei den vergangenen Europameisterschaften in Budapest. Ich hatte damals aber noch keinen Vertrag bei der FLNS, sondern war als außenstehender Trainer nominiert, um dabei zu sein.
Wie sieht die Aufgabenaufteilung zwischen Ihnen beiden denn aus?
Wir beide haben jeweils eine vielschichtige Gruppe von Schwimmern, die wir trainieren. Manchmal leiten wir unsere Einheiten aber auch gemeinsam oder wechseln durch. Es geht darum, ein gutes Gleichgewicht zu finden, das es jedem Schwimmer erlaubt, das Beste aus sich herauszuholen. Es ist wichtig, dass wir Hand in Hand arbeiten – auch für die Schwimmer. Sie müssen sehen, dass es ein Trainerteam gibt, das sich untereinander gut versteht und das an einem Strang zieht. Wir haben nämlich ein gemeinsames Ziel. Und zwar, dass unsere Schwimmer immer weiter Fortschritte machen, und Athleten zu haben, die Luxemburg auf der internationalen Bühne vertreten können.
Worauf legen Sie als Trainer besonderen Wert, um diese Ziele zu erreichen?
Ich glaube, dass jeder Schwimmer ein an ihn angepasstes, individuelles Training braucht, um Fortschritte zu machen und Leistung aufzubauen. Besonders wenn man ein bestimmtes Niveau erreicht. Wenn man anfängt, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen, muss das Training viel präziser und individueller gestaltet werden.
Ist es da ein Vorteil, dass Sie sich den Posten des Nationaltrainers zu zweit teilen?
Ja sicher. Wenn man sich auf internationaler Ebene umschaut, gibt es im Schwimmen sowieso immer mindestens zwei bis drei Trainer bei den Verbänden, die ein Nationalteam begleiten. Zu zweit ist es erstens eine Erleichterung und zweitens hat man den Vorteil, ein konstruktives und individuelleres Training aufzubauen.
Nun stehen die Weltmeisterschaften in Budapest an. Werden Sie und Christophe Audot die FLNS-Schwimmer auch zusammen dorthin begleiten?
Nein, nur ich werde mitreisen. Es ist eine Frage der gegenseitigen Ergänzung. Christophe bleibt in Luxemburg und betreut in der Zeit die Schwimmer, die nicht zur WM fahren. Es gibt andere internationale Wettbewerbe, bei denen Christophe dann mitreisen wird und ich mich um den Rest der Truppe, die zu Hause bleibt, kümmern werde. Wie zum Beispiel die Jugend-Europameisterschaften im Juli. Wir versuchen uns aufzuteilen, so gut es geht.
Im vergangenen Jahr haben Sie die FLNS-Truppe zu der EM in Budapest als Außenstehender begleitet. Jetzt steht mit der WM Ihr erster großer Wettbewerb als Nationaltrainer an. Worauf liegt der Fokus?
Wir legen großen Wert auf diese ersten Weltmeisterschaften. Wir wissen, dass das Niveau sehr hoch sein wird. Die starke Konkurrenz wird unseren Schwimmern dabei helfen, sich neue Ziele zu setzen – vor allem im Hinblick auf die Europameisterschaften in Rom im August. Darauf liegt aktuell unser Hauptfokus.
Bei der WM tritt Ihr Team mit vier Schwimmern an …
Eigentlich hätten es fünf sein sollen. Julien (Henx), Ralph (Daleiden), Rémi (Fabiani), Max (Mannes) und Monique (Olivier). Die Teilnahmekriterien verlangen aber, dass jeder Schwimmer im Vorfeld einen Covid-Test macht. Leider ist der von Monique positiv ausgefallen und sie kann deshalb nicht teilnehmen.
Was kann man denn von den vier luxemburgischen Teilnehmern erwarten?
Das Niveau ist sehr hoch. Das ist uns bewusst. Was ich von ihnen erwarte, ist, dass sie versuchen, ihre persönlichen Bestzeiten zu verbessern oder zumindest daran anknüpfen. Vor allem geht es darum, diesen großen internationalen Wettbewerb als Challenge zu nutzen, um sich auf die Europameisterschaften vorzubereiten. Dort sind die Halbfinals oder auch Finals dann zugänglicher. Es sind aber immer noch Weltmeisterschaften und alles ist möglich. Wie gesagt, das Niveau ist sehr hoch – vielleicht kann aber auch hier in Budapest einer über sich hinauswachsen und das Halbfinale erreichen. Das wäre eine außergewöhnliche Leistung.
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