Radsport / Das Sprungbrett genutzt: Arno Wallenborn gewinnt mit der Regional Ekipp die Arden Challenge
Der luxemburgische Radsportler Arno Wallenborn hat sich am Sonntag über den Gesamtsieg bei der Arden Challenge freuen dürfen. Für die Regional Ekipp war dies gleichbedeutend der größte Erfolg in der jungen Geschichte. Der 20-Jährige hat damit das Sprungbrett, das die luxemburgische Mannschaft jungen Athleten bietet, zu nutzen gewusst.
Es war schon eine beeindruckende Vorstellung, die Arno Wallenborn am vergangenen Donnerstag zeigte. Auf der zweiten Etappe der Arden Challenge, die über 132 schwierige Kilometer rund um Wiltz führte, fuhr er etwa 45 Kilometer alleine an der Spitze des Rennens – um am Ende mit über einer Minute Vorsprung auf den nächsten Verfolger seinen Etappensieg bejubeln zu können. Auf den nächsten drei Etappen konnte der 20-Jährige dann sogar den Gesamtsieg einfahren.
„Wir haben nicht damit gerechnet, um ehrlich zu sein“, sagt Joé Leyder, Sportlicher Leiter der Regional Ekipp. „In der Geschichte der Mannschaft ist das sicher der größte Erfolg.“ Die Arden Challenge besteht dabei aus fünf Etappen und hat, ähnlich wie die Mallorca Challenge der Profis, ganz spezielle Regeln. So durfte die Etappe in Luxemburg nach UCI-Regeln von ausländischen Kontinental-Mannschaften nicht gefahren werden. Damit fielen schon einige Radsportler für die Gesamtwertung aus. „Ähnlich wäre es luxemburgischen Kontinental-Mannschaften gegangen, wenn es sie dann gäbe. Sie hätten die Etappen in Belgien nicht antreten dürfen“, erklärt Leyder. Des Weiteren wurden die Platzierungen der einzelnen Etappen für das Gesamtklassement addiert. Wallenborn hatte in den fünf Etappen die Platzierungen 2, 1, 4, 12 und 17 eingefahren. Er kam damit auf 36 Punkte und hatte die niedrigste Zahl, was gleichbedeutend mit dem Gesamtsieg war.
„Wenn es einen Massensprint gibt“, sagt Wallenborn, „kann man schnell mal ein paar Plätze verlieren. Wenn man mit viel zeitlichem Vorsprung ins Ziel fährt, so wie es bei mir in Wiltz der Fall war, bekommt man nur einen Punkt Vorsprung auf den Zweiten.“ Die Regeln der Arden Challenge sind dabei schon längst bekannt. So können Radsportler auch eine der fünf Etappen auslassen, doch dann spielen sie für das Gesamtklassement keine Rolle mehr.
Auf die Liste der Scouts kommen
Für die Regional Ekipp stellt der Triumph Wallenborns ein einschneidendes Resultat dar. Unter Präsident Nico Welter habe das Team in der Organisation noch mal einen Sprung nach vorne gemacht, erklärt Leyder. Insgesamt hat die Regional Ekipp in diesem Jahr einen Pool an 24 Fahrern. Die Radsportler sind dabei allesamt bei luxemburgischen Vereinen lizenziert. „Wir sind dafür da, den Jungs, die aus Vereinen kommen, die nicht sechs Starter im Ausland an den Start bringen können, eine Bühne zu bieten. Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, sich im Ausland zu zeigen“, sagt Leyder. „Im Ausland sind Scouts von Kontinental-Mannschaften bei den Rennen. So können die Fahrer sich für die semiprofessionelle Welt empfehlen.“
Doch auch in Luxemburg ist die Regional Ekipp, wie beispielsweise bei der kommenden Tageblatt Flèche du Sud (8.-12. Mai), zu sehen. Die Rennen im Großherzogtum werden jedoch eher selten von Scouts besucht. „Die Jungs müssen nach Belgien oder Nordfrankreich, um auf sich aufmerksam zu machen. Selbst wenn wir in Luxemburg mehr Rennen hätten, es kommen keine Beobachter hierher, um sich die Rennen anzuschauen. Unsere Radsportler müssen in die Höhle des Löwen fahren, um Aufmerksamkeit zu bekommen.“
Unsere Radsportler müssen in die Höhle des Löwen fahren, um Aufmerksamkeit zu bekommen
Bei der Arden Challenge konnte Wallenborn auf die Hilfe von Tim Karier, Jacques Gloesener, Fynn Ury, Cédric Pries, Max Gilles, Mats Berns, Ken Conter, Lenny Kleman, Rik Karier und Stefan Fettes zählen. „Ohne die Unterstützung wäre es in der Gesamtwertung schwer geworden. Der Aufwand der anderen Radsportler war groß. Manche konnten nur 70 oder 80 Kilometer fahren, weil sie Trainingsrückstand hatten oder im Schulstress sind. Sie sind dann zwei Tage gefahren, haben dann einen Tag pausiert und haben dann wieder angegriffen“, sagt Leyder.
Für die Zukunft sei Wallenborn laut Leyder gut aufgestellt. „Ich hoffe, dass er den Schritt schafft. Von der Motivation her ist nichts auszusetzen. Er interessiert sich nicht nur für die Rennen, die er sehr gut lesen kann, sondern auch für das Rad. Für die Mechanik, wie das Rad aufgebaut ist, worauf man aufpassen muss, für die Übersetzungen. Er kann unsere Mechaniker, die das wie wir alle als Freiwillige machen, immer unterstützen. Er ist einigen Radsportlern in seinem Alter um einiges voraus.“
Ziel ist das Profitum
Für Wallenborn selbst ist das Ziel klar definiert. „Ich will einen Sprung machen und schauen, welche Möglichkeiten sich dann ergeben. Ich habe nach weniger erfolgreichen Saisons in diesem Jahr gut aufgebaut.“ Mit Selbstvertrauen kann der 20-Jährige damit die nächsten Herausforderungen angehen. Er will bei Liège-Bastogne-Liège der Espoirs überzeugen, danach wird er mit Snooze bei der Tageblatt Flèche du Sud starten. Mitte des Jahres steht dann die Tour de l’Avenir auf dem Programm. „Das Gesamtklassement bei Etappenrennen kommt mir gut entgegen. Ich regeneriere sehr gut, habe am letzten Tag noch immer gute Beine. Durch mein Gewicht habe ich in den Bergen außerdem ein Vorteil“, sagt Wallenborn. Ein weiterer Schritt in seiner Karriere tätigte er erst vor kurzem, als er 2023 vom LP Schifflange 07 zu Snooze wechselte. „Da bekomme ich auch Startmöglichkeiten bei UCI-Rennen. Mit der Regional Ekipp kann ich dann auch ins Ausland, das ergänzt sich sehr gut.“
Um seine Karriere abzusichern, hat er ein Sportstudium an der Lunex in Differdingen angefangen. Wallenborn ist bereits im zweiten Jahr. „Ich bekomme Freiheiten von der Universität, um den Sport zu verfolgen. Ich wollte das Studium machen, weil ich weiß, dass es im Radsport schnell gehen kann. Selbst wenn man was gewinnt, bekommt man nicht gleich einen Vertrag. Nächstes Jahr schließe ich das Studium ab und werde dann auch nicht mehr Espoirs-Fahrer sein. Dann werde ich an einem Entscheidungspunkt ankommen. Ein Leben im Profi-Radsport war noch immer der Traum. Ich fahre jetzt seit fast 17 Jahren Rad, das Ziel war immer, sich weiterzuentwickeln und Resultate einzufahren. Ich wollte immer aus dem Traum einen Job machen.“
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