Alex Laurent / Der FLBB-Kapitän über eine ereignisreiche Saison
Seit 2016 haben die Luxemburger Basketball-Herren in jeder Qualifikation konsequent einen Schritt nach vorne gemacht. In der heute startenden Vorqualifikation für die WM 2023 strebt die FLBB-Auswahl erstmals mehr als einen Sieg an. Einer, der die Entwicklung der vergangenen Jahre wie kaum ein anderer mitgeprägt hat, ist Alex Laurent. Der FLBB-Kapitän hat im Jahr 2017 den Weg ins Ausland eingeschlagen und in dieser Saison auch die negativen Seiten des Profigeschäfts kennengelernt, wie er im Tageblatt-Gespräch erklärt.
Tageblatt: Wie würden Sie Ihre bisherige Saison beschreiben?
Alex Laurent: Sie war bisher auf jeden Fall sehr ereignisreich. Nach dem Wechsel aus den Niederlanden nach Spanien stand ich relativ schnell ohne Verein da und war froh, dass sich die Möglichkeit in Österreich dann sehr schnell ergab.
Was ist denn in Spanien schiefgelaufen?
Wir hatten eigentlich ein sehr gutes Team. Das Problem war jedoch, dass viele Spieler erst eine gute Woche vor dem Saisonstart eingetroffen sind und sich der Beginn somit als sehr schwer erwies. Nach drei bis vier Wochen lief es dann schon um einiges besser, doch zu diesem Zeitpunkt war es für mich schon zu spät, da hatte sich der Verein bereits nach einer Alternative umgeschaut. So ist halt das Business. Der Trainer wusste von der ganzen Aktion auch nichts, das war die Entscheidung des Vorstands.
Einmal in Spanien spielen zu dürfen, scheint der Traum von vielen Basketballern zu sein, auch wenn es, wie in Ihrem Fall, „nur“ die dritte Liga ist. Was haben Sie aus dieser Zeit gelernt?
Das Niveau in Spanien, auch in einer dritten Liga, ist extrem hoch. Von der niederländischen Liga, in der ich zuvor gespielt habe, könnten hier nur die besten vier Mannschaften mithalten. Man spielt in einem Team, in dem nur Profis unter Vertrag stehen. Zudem hat mir der Basketball-Stil in Spanien sehr gut gefallen. Er ist aggressiver und es wird viel mehr Wert auf die Defensive gelegt. In diesem Bereich habe ich viel hinzugelernt. Mein Ziel ist es, irgendwann noch einmal nach Spanien zurückkehren zu können und mich noch einmal hier zu beweisen.
Im Gegensatz zu Spanien ist Österreich, wo Sie seit Dezember unter Vertrag stehen, nicht gerade als Basketballhochburg bekannt. Wie sehen Sie das Niveau hier?
Die erste Liga, vor allem die besten drei Teams, sind schon auf einem sehr hohen Level anzusehen. Das Problem in der zweiten Liga, in der Fürstenfeld antritt, ist einfach die Tatsache, dass sie eben nur halbprofessionell ist. Bei uns spielen so zum Beispiel nur vier Profis. Für mich war das Ganze eher eine Notlösung und soll auch eine Übergangsstation sein. Eigentlich wollte ich nur noch in einer voll professionellen Liga spielen, doch bevor ich zurück nach Luxemburg hätte kommen müssen, habe ich das Angebot aus Österreich angenommen. Ich sehe es inzwischen so, dass jedes Land einem da eine wertvolle Erfahrung bieten kann. Ich will nun mit dem Team den Aufstieg schaffen, gute Statistiken aufweisen und danach schauen, wo es hingehen könnte.
Dabei ist Fürstenfeld doch eigentlich ein traditionsreiches Team in Österreich …
Das mit Fürstenfeld ist schon eine speziellere Geschichte. Der Verein war bereits im Sommer an mich herangetreten, da galt das Angebot aber noch für die erste Liga. Ich war verwundert, dass es drei Monate später nur noch um die zweite Liga ging. Doch der Verband hat dem Verein die Erstligalizenz verweigert und sozusagen in die Zweite runtergedrückt. So wie man es mir erzählt hat, will man lieber größere Städte im Oberhaus haben. Das ist schon eine komische Geschichte und der Aufstieg das Hauptziel. Dabei will ich natürlich helfen, so gut es geht.
Was haben Sie denn aus dieser Erfahrung herausgezogen?
Ich sehe es inzwischen positiv, dass mich diese Erfahrung, vor allem im mentalen Bereich, weiterbringen wird. Man muss sich ja nur Luxemburg anschauen, da haben Vereine auch in einer Saison drei, vier oder sogar fünf verschiedene US-Spieler. Nun war ich eben derjenige, den es einmal erwischt hat. Man darf sich einfach nicht zu sehr selbst hinterfragen, manchmal ist es eben einfach nur die Situation, die nicht passt. Das ist ein Teil, der zum Profisein dazugehört, und wenn eine Tür zugeht, dann geht auch irgendwo eine andere auf.
Da dürfte die heute beginnende Nationalmannschaftskampagne für Sie ja eine willkommene Abwechslung sein.
Für das Nationalteam zu spielen, bereitet mir immer eine große Freude. Mit Ken (Trainer Diederich, Anm. d. Red.) und auch den Spielern halte ich das ganze Jahr über regelmäßig Kontakt. Und wenn man dann noch wie zuletzt Spiele gewinnt, macht das Ganze natürlich noch mehr Spaß. Aufgrund der Meisterschaft in Österreich blieben mir leider vor dem Spiel in der Slowakei kaum Trainingseinheiten mit dem Team, was etwas schade ist. Denn nicht umsonst haben wir die besten Partien immer zum Ende einer längeren Kampagne gezeigt, als wir wirklich eingespielt waren.
Mit Clancy Rugg, der seit kurzem im Besitz eines luxemburgischen Passes ist, hat das Nationalteam eine wichtige Verstärkung hinzugewonnen. Wo kann er der Mannschaft besonders helfen?
Clancy ist ein Spieler, der den Ball nicht braucht, sondern das tut, wo er dem Team am meisten helfen kann. Vor allem im Rebound dürfte er sehr wertvoll werden, wie man auch bereits bei den JPEE in Montenegro gesehen hat. Er kennt die Spieler und passt einfach perfekt ins Team.
In den vergangenen Jahren hat innerhalb des Nationalteams ein Generationenwechsel stattgefunden. Mit 26 Jahren sind sie inzwischen einer der Erfahrensten. Wie sehen Sie Ihre Rolle?
In den letzten Jahren haben viele Spieler aufgehört. Vom Sieg gegen England sind neben mir nur noch Thomas (Grün) und Joe (Kalmes) übrig geblieben. Ich möchte mich ganz in den Dienst des Teams stellen und verstärkt mit den jungen Spielern kommunizieren. Der Unterschied zu der Ära vor Ken ist, dass die Spieler die nachrücken alle top motiviert sind und sich freuen für die Nationalmannschaft spielen zu dürfen, jeder will sich beweisen und hinzulernen. So wie Philippe Arendt, der im Sommer gegen den Kosovo einer der Gründe für den Sieg war.
Das klingt als ob man nun den nächsten Schritt gehen möchte?
Vor fast vier Jahren haben wir im vorletzten Spiel der Kampagne beinahe Ungarn geschlagen, dann kam der ersehnte Erfolg gegen England. Seither haben wir in jeder Qualifikation eine Partie gewonnen. Das ist eine positive Entwicklung und das Ziel kann nur lauten, nun endlich auch eine zweite Begegnung zu gewinnen. Gegen die Spieler aus dem Kosovo haben wir ja im Sommer bereits gezeigt, dass wir sie schlagen können, auch wenn sie sicher dieses Mal auf Revanche aus sein werden.
Sie sind über die Sportsektion der Armee in den Profibereich eingestiegen, gelten hier als Vorreiter im luxemburgischen Basketball. Sehen Sie sich als Vorbild für jüngere Spieler?
Ich stehe zurzeit öfters in Kontakt mit Ben Kovac, der aktuell seine Grundausbildung bestreitet. Ich habe ihm erklärt, dass er nun einfach vier Monate auf die Zähne beißen muss und danach viele Möglichkeiten offen sind. Die Armee hat es mir ermöglicht, im Ausland unterzukommen, ohne sie hätte ich das sicher nicht geschafft. Die Absicherung, die ich hierdurch erhalte, macht mich für Profivereine einfach attraktiver – ich muss mir keine Gedanken machen, wie ich über die Runden kommen werde. Ich kann den jungen Spielern nur raten, diesen Schritt ebenfalls zu wagen. Für Ben ist es sicherlich der beste Weg.
Steckbrief
Alex Laurent
Geboren am: 6. Juni 1993
Größe: 1,98 m
Bisherige Vereine: Amicale Steinsel (bis 2017), Den Helder Suns/NL (2017-2019), Ciudad de Ponferrada/ESP (August bis Dezember 2019), Fürstenfeld Panthers/AUT (seit Dezember 2019)
Zwei kommen weiter
In der Vorqualifikation für die WM 2023 treten die acht Teams an, denen ein Platz in der aktuell laufenden Qualifikation für die EM 2021 verwehrt blieb. In den kommenden zwölf Monaten wird in je zwei vierköpfigen Gruppen gespielt. Dabei wurde Luxemburg in die Gruppe B gelost, in der es auf die Slowakei, den Kosovo und Island treffen wird. Die beiden besten Teams jeder Gruppe ziehen in die nächste Runde ein, in denen die acht Teams warten werden, die es aus der aktuellen laufenden Qualifikation nicht zur EM 2021 geschafft haben. J.Z.
Im Überblick
Luxemburger Kader, heute:
Mihailo Andjelkovic (AB Contern), Philippe Arendt (Sparta Bartringen), Gaëtan Bernimont (Racing Luxemburg), Lou Demuth (Gréngewald Hostert), Philippe Gutenkauf (Etzella Ettelbrück), Thomas Grün (Gladiators Trier/D), Vic Heuschling (AS Zolver), Joe Kalmes (Musel Pikes), Alex Laurent (Fürstenfeld Panthers/AUT), Kevin Moura (T71 Düdelingen), Clancy Rugg (Basket Esch), Oliver Vujakovic (Swarco Raiders Tirol/AUT); Coach: Ken Diederich, Denis Toroman
Programm:
WM-Vorqualifikation 2023, Gruppe B:
Heute:
18.00: Slowakei – Luxemburg
19.00: Kosovo – Island
Sonntag, 23. Februar 2020:
18.00: Luxemburg – Kosovo
21.00: Island – Slowakei
26. November 2020:
Slowakei – Kosovo
Island – Luxemburg
29. November 2020:
Island – Kosovo
Luxemburg – Slowakei
18. Februar 2021:
Slowakei – Island
Kosovo – Luxemburg
21. Februar 2021:
Kosovo – Slowakei
Luxemburg – Island
- Erste Euroleague-Punkte von Dorian Grosber - 15. November 2024.
- Hilfe vom Nachbarn: East Side Pirates helfen Echternacher Basketballern - 14. November 2024.
- Luxemburg kassiert erste Niederlage gegen die Schweiz - 10. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos