Basketball / Der Neuling: Nach 26 Jahren ist Avanti Mondorf zum ersten Mal erstklassig
In der kommenden Saison wird es in der LBBL einen Neuling zu sehen geben: die Avanti Mondorf. Nach 26 Jahren hat der kleine Klub aus dem Osten des Landes zum ersten Mal den Aufstieg geschafft und freut sich auf die neue Herausforderung.
Der 27. April 2024, es ist ein Tag, der in die Geschichtsbücher der Avanti Mondorf eingehen wird: Nach 26 Jahren durfte der kleine Klub aus dem Osten des Landes nämlich zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Aufstieg ins Basketball-Oberhaus feiern. An der Partystimmung, auf die man bereits die ganze Woche hingefiebert hatte, änderte am letzten Spieltag der Aufstiegsgruppe der Nationale 2 dann auch die 78:79-Niederlage in der Verlängerung gegen den Black Star Mersch nichts mehr. Der zweite Platz und damit der direkte Aufstieg waren den Mondorfern nämlich spätestens mit dem gleichzeitigen Sieg der Black Frogs Schieren nicht mehr zu nehmen. „Es war schon eine komische Situation. Die Leute saßen schon in den Aufstiegs-Shirts auf den Tribünen, doch wir spielten noch die Verlängerung. Am Ende hast du dann verloren, warst total müde und wir wussten nicht direkt, ob wir feiern sollten“, erklärt Kapitän Bob Hemmen mit einem Lachen. In einer paar Wochen wird jedoch niemand mehr davon reden, wie der Aufstieg am Ende unter Dach und Fach gebracht wurde. Fest steht, dass Avanti Mondorf in der Saison 2024/25 in der LBBL spielen wird.
Etwas, das vor allem für Hemmen und Präsident Yves Braun etwas ganz Spezielles ist, denn gerade sie sind besonders mit dem Klub verwurzelt. Hemmen ist seit Anfang der 2000er bei der Avanti Mondorf aktiv, durchlief hier die Jugendkategorien und ist dem Verein bis heute erhalten geblieben. „Aber erst mit Anfang 20 bin ich in die erste Mannschaft gekommen“, erzählt er schmunzelnd. Seine erste Saison war dann auch die, als der Klub erstmals in der Nationale 2 auflaufen durfte. Damals waren heute bestens bekannte Spieler wie Joé Kalmes oder Steven Mersch dabei. In jener Saison stieg Mondorf direkt wieder ab und bewegte sich in den folgenden Jahren immer in einer der beiden unteren Ligen. 2017 gewann der Klub mit seiner Herrenmannschaft die Coupe FLBB, ein kleines Ausrufezeichen. Zwei Jahre später sorgte man dann in der Coupe de Luxembourg für Aufsehen, als Mondorf bis ins Viertelfinale einzog und auf dem Weg hierhin den Erstligist Contern aus dem Wettbewerb warf.
Unglaublich
Zu einem richtigen Aufstiegskandidaten entwickelte sich Avanti aber erst mit der Verpflichtung von Phil Dejworek. Zweimal bestritten Hemmen und Co. unter dem derzeitigen Coach der Musel Pikes in den letzten beiden Jahren die Relegation, zweimal verpasste der Zweitligist den Aufstieg hier knapp. Vor allem das letzte Jahr war besonders bitter, denn im entscheidenden Spiel gegen den Gréngewald fehlte Profi-Spieler Green verletzungsbedingt, ansonsten hätte man vielleicht schon vor zwölf Monaten feiern können. „Die letzte Saison war kräftezehrend, sich nach dieser Relegation noch einmal zusammenzureißen, war nicht einfach. Sonst bin ich jemand, der drei Tage nach dem Saisonende schon wieder auf dem Feld steht, letztes Jahr brauchte ich länger“, betont Hemmen. Dass der im Team enorm beliebte Dejworek zuvor bereits verkündet hatte, das Team zu verlassen, machte die Situation für die Spieler nicht unbedingt einfacher.
Für mich ist es unbeschreiblich, so, als ob wir einen Meistertitel gewonnen hättenüber den Aufstieg
In der Zwischensaison übernahm mit Bob Adam dann ein luxemburgischer Trainer, der sogar in Mondorf wohnt. Der Saisonstart war schwierig, erst in der Aufstiegsgruppe begann schließlich die Aufholjagd, die mit Platz zwei und dem Aufstieg endete. „Für mich ist es unbeschreiblich, so, als ob wir einen Meistertitel gewonnen hätten. Bis vor drei Jahren habe ich nie einen Gedanken daran verschwendet, dass wir einmal in der ersten Liga spielen würden“, beschreibt der Kapitän seine Gefühlslage. „Ich stand damals in der Starting Five, als wir in Diekrich in der Nationale 3 zu fünft gespielt haben, habe jetzt 45 Minuten in Mersch beim entscheidenden Aufstiegsspiel gespielt.“ Aus Mondorf wollte Hemmen nie weg. Der Klub kam dem Sportjournalisten so auch hinsichtlich der Arbeit immer entgegen. „Wenn ich sonntags arbeite, dann haben wir keine Heimspiele, wo geht das sonst?“ Und so wird er nun noch ein Jahr dranhängen: „Es ist alles, was ich einmal im Basketball erreichen wollte, das lasse ich mir nicht entgehen.“
Avanti ist ein Verein, in den ein harter Kern an „Ur-Mondorfern“ sein gesamtes Herzblut hineinsteckt. Neben Hemmen auch Teammanager Max Reuter, der ebenfalls lange für den Klub spielte, und Präsident Yves Braun, der im Jahr 1998 sogar Gründungsmitglied und dessen Vater der erste Präsident des Vereins war. So schließt sich für den ehemaligen Nationalspieler auch in einer gewissen Weise ein Kreis. „Auch wenn ich damals in Contern spielte und auch noch bei anderen Vereinen aktiv war, habe ich immer eine Hand in Mondorf mit angepackt, war nah dran. Dass ich jetzt als Präsident miterleben kann, wie wir in die erste Liga aufsteigen, ist unglaublich“, so Braun.
Spezielles Verhältnis
Kritik, dass man für die zweite Saisonphase einen dritten Ausländer verpflichtet hat, will der Präsident nicht gelten lassen, für ihn war es vielmehr eine logische Entscheidung, die in der Erfahrung der letzten beiden Jahre begründet ist. „Wir sind in der Relegation jedes Mal gegen Mannschaften gescheitert, die drei Profis hatten. In diesem Jahr wollten wir das nicht noch einmal erleben. Deshalb war das geplant.“ Dass man kein drittes Mal in der Relegation zittern muss, für Yves Braun umso besser.
Im Osten des Landes hofft man damit auf ein ganz besonderes Derby in der kommenden Saison: Das gegen die Musel Pikes, sollten diese in der Relegation den Klassenerhalt schaffen. Dass Mondorf hier nun nicht auf die Moselaner und Ex-Trainer Phil Dejworek treffen wird, sorgte bei Yves Braun für große Erleichterung, immerhin versteht man sich noch immer hervorragend. „Er hat am Samstag sogar noch extra bei unserer Party vorbeigeschaut, um uns zu gratulieren und mit uns zu feiern, so etwas gibt es auch nicht so oft“, betont Hemmen und Braun erklärt, dass man keinesfalls im Schlechten auseinandergegangen ist. „Phil ist nicht gegangen, weil er nicht mehr bei uns sein wollte, sondern weil er spürte, dass das Team nach den beiden Relegationen auch einen frischen Wind braucht.“ Beide stehen so auch noch immer in engem Austausch, genauso wie Braun mit den Musel Pikes. „Die Halle wäre bei einer Relegation gegen die Pikes sicher voll gewesen, doch ich hätte wirklich lieber ein Derby in der LBBL.“
Hier darf man sich in der kommenden Saison dann auch auf den Fanklub „Avanti Ultras“ freuen, genauso wie auf die Fangruppierung der Kollegen vom Fußball, die bei großen Spiele ebenfalls immer dabei sind. In der kommenden Saison wird Mondorf damit zwei Erstligavereine haben, die sich auch noch gut verstehen. So sind etwa Christian und auch Jeff Strasser häufiger bei den Spielen der Avanti anwesend, genauso wie die ehemaligen Radprofis Fränk und Andy Schleck, vor allem für die US-Spieler der Avanti kaum zu glauben. „Für sie ist das surreal, wenn man in einem kleinen Dorf in Luxemburg ist und dann auf jemanden trifft, der mal die Tour de France gewonnen hat“, meint Hemmen.
Schwere Saison
Noch möchte sich der Spielführer nicht zu sehr mit der nächsten Saison beschäftigen: „Ich möchte noch nicht daran denken, dass ich im nächsten Jahr einen Sticky oder Max Logelin verteidigen muss.“ Dass es nicht einfach werden wird, dessen ist man sich in Mondorf jedoch bewusst. „Wir sind wohl einer der größten Außenseiter, die je in die Nationale 1 aufgestiegen sind. Doch wer weiß?“ Im Jahr 2013 hätte nämlich wohl auch kaum jemand einen Cent auf die Arantia Fels gewettet, die sich nun im Oberhaus etabliert hat. „Wir müssen uns einfach auch bewusst werden, es so gut wie möglich zu genießen. Wir haben auf jeden Fall alle Lust drauf.“
Ähnlich sieht es Yves Braun: „Für mich als Präsident ist es Neuland. Ich weiß, was zu tun ist, doch in Sachen Budget ist es schon eine ganz andere Sache.“ Unter Druck setzen will der Präsident sein Team nicht: „Wir brauchen Spiele, um uns an den Rhythmus zu gewöhnen. Wenn wir im Pokal gegen Erstligisten gespielt haben, war es eine Partie, in der wir Vollgas geben mussten. Hier ist es eine ganze Saison. Wir müssen reinwachsen, doch die Saison ist lang und wir haben Zeit uns zu akklimatisieren. Wir schauen der Sache positiv entgegen.“ Dass dies auch einen positiven Einfluss auf die Jugendarbeit im Klub haben wird, wo mit Oli Haan ein weiterer ehemaliger Weggefährte von Braun viel Arbeit leistet, dessen ist sich der Präsident sicher.
Auf der Landkarte des luxemburgischen Basketballs ist Mondorf mit dem Aufstieg nun auf jeden Fall angekommen.
Mondorf 2000?
Anders als es der Name Avanti Mondorf 2000 vermuten lässt, ist der Klub nicht im Jahr 2000 gegründet worden. Es ist eher ein Slogan, der auf das Casino in Mondorf anspielt. Der Verein ist zwei Jahre früher, im Jahr 1998 entstanden. Der Fehler mit dem Jahr 2000 passiert allerdings häufiger, auch dem Verband, bei dem das Gründungsjahr ebenfalls mit 2000 angegeben wird.
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