Handball / Der Ruhepol und der etwas Temperamentvollere: Sacha Pulli und Martin Muller im Doppel-Interview
Sacha Pulli und Martin Muller haben zusammen schon viele Erfolge feiern können. Vergangene Saison konnte das Duo mit dem HB Esch sein bereits drittes gemeinsames Double gewinnen. Die zwei Teamkollegen verstehen sich auf und neben dem Platz hervorragend. Grund genug, um bei den beiden nachzufragen, was sie von dem jeweils anderen halten.
Tageblatt: Wie schätzten Sie Ihn als Mensch ein?
Sacha Pulli: Wir kennen uns schon länger als unser halbes Leben. Wir vertrauen uns gegenseitig und ich kann mich auch immer auf ihn verlassen. Er ist jemand, der viel und gerne redet. Ich schätze ihn sehr, weil er ein ehrlicher Typ ist.
Martin Muller: Er ist ein witziger Kerl, der eine gute Portion Humor mitbringt. Er macht eher einen ruhigeren Eindruck. Im Gegensatz zu mir tut und sagt er nichts Unüberlegtes, ich rede eher sofort drauf los.
Wie schätzen Sie Ihn als Spieler ein?
S.P.: Er ist eine Wundertüte. Manchmal ist er Weltklasse, manchmal genau das Gegenteil. Doch im Laufe der Jahre hat er sehr viel an seiner Konstanz gearbeitet und hat sich im spielerischen Bereich noch weiterentwickelt. Seine Erfahrung, die er im Ausland gesammelt hat, kam ihm sicherlich dabei zugute. Mit den Jahren ist er auch ruhiger auf dem Platz geworden, was auf jeden Fall sein Spiel konstanter gemacht hat.
M.M.: Die Spielmacherposition passt einfach perfekt zu ihm und seinem Charakter. Er hat immer einen Plan im Kopf. Seine Spielübersicht hilft ihm dabei, immer ein Auge für den besser postierten Mitspieler zu haben. Seine Teamkollegen profitieren viel von seiner Spielintelligenz.
Können Sie sich noch an Ihre erste Begegnung erinnern?
S.P.: Es müsste bei einem Handball-Training gewesen sein. Ich bin zwei Jahre jünger als Martin. Deshalb standen wir nur zusammen auf dem Platz, wenn ich eine Kategorie höher gespielt habe. Doch in den Jugendmannschaften wurden immer wieder Spieler aus allen Altersklassen gebraucht, um die jeweiligen Kader aufzustocken.
M.M.: Der Handball hat uns zusammengebracht. An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß noch, dass wir in der Jugend zusammen trainiert und gespielt haben.
Können Sie sich noch an Spiele erinnern, in denen Ihr Kollege das Heft in die Hand nahm?
S.P.: Das letzte Beispiel ist gar nicht mal so lange her. Martin machte im diesjährigen Pokalfinale vor allem im zweiten Durchgang ein extrem gutes Spiel und sorgte mit seinen Toren für den Unterschied. Vor sieben Jahren lieferte er eine weitere starke Vorstellung gegen Bucovina Suceava aus Rumänien im Halbfinale des Challenge Cup ab. Vor heimischem Publikum hat er uns mit seinen Toren am Leben erhalten. Er trug mit seiner Leistung einen gehörigen Anteil zur Qualifikation bei.
M.M.: Sacha mag zwar nicht immer derjenige sein, der einem sofort ins Auge springt, obwohl er eigentlich der Spieler des Spiels war. In der oben schon angesprochenen Halbfinal-Partie im Challenge Cup behielt er in der Schlussphase einen kühlen Kopf. Aus dem Nichts passte er den Ball zu Jeff Decker, der mit einem Kempa-Trick den Ball ins Tor schleuderte. Eine unfassbare Aktion. Kein Mensch auf der Gegenseite hätte mit diesem Spielzug rechnen können. Solche Momente sind typisch für ihn und zeigen seine Spielintelligenz.
Es mag vielleicht ein wenig gespenstig klingen, aber ich kann mich an kein grottenschlechtes Spiel von ihm erinnern
Muller/Sie wechselte/-n 2013 ins Ausland zum ASV Hamm Westfalen. Was ging Ihnen dabei durch den Kopf?
S.P.: Martin verließ den Verein nach unserer überragenden Saison, als wir bis ins Finale des Challenge Cup vorstießen. Wir waren auf unserem Höhepunkt. Das erforderte schon Mut, die Liga in diesem Alter zu wechseln. Dieser Schritt hat Respekt verdient.
M.M.: Es war ein wenig komisch für mich, weil wir damals auf einer wahren Erfolgswelle schwebten. Deshalb wollte ich es auch nicht zu früh bekannt gehen. Vor dem letzten Meisterschaftspiel gegen den HBD habe ich es den Jungs in der Kabine gesagt. Sie hatte alle Verständnis für meine Entscheidung. Danach gingen wir raus, gewannen die Partie und feierten unseren Meistertitel.
Gab es Partien, die Ihr Teamkamerad so richtig vermasselt hat?
S.P.: In jeder Begegnung, in der Martin eine Rote Karte bekam, half er uns nicht extrem weiter. Das kam ja auch das eine oder andere Mal vor. Sein Temperament hatte er aber schon in der Jugend mehrmals unter Beweis gestellt. Dabei fällt mir ein Beispiel ein, als in einem Pokalspiel gegen den HBD bei den Scolaires Martins Vater nach knapp zehn Minuten Spielzeit fragte, warum er nicht auf dem Platz stehen würde. Dann klärten die Leute auf der Tribüne ihn auf, dass er sich schon eine Rote Karte eingefangen hatte. Er hatte sich ein paar Wortgefechte mit dem Schiedsrichter geliefert.
M.M.: Es mag vielleicht ein wenig gespenstig klingen, aber ich kann mich an kein grottenschlechtes Spiel von ihm erinnern. Klar, er hat auch schon schlechte Partien abgeliefert, aber dann haben wir nicht wegen seiner Leistung verloren.
Wäre der HB Esch genauso erfolgreich ohne ihn?
S.P.: Nein, definitiv nicht. Er ist Teil der Erfolgsgeschichte des HB Esch. Er hat uns in vielen Situationen aus der Patsche geholfen, in denen nicht viel in unserem Spiel zusammenlief. Dann hat Martin mit seiner individuellen Klasse und Toren dagegengehalten.
M.M.: Nein, auf gar keinen Fall. Als Spielmacher ist er der Kopf der Mannschaft. Über viele Jahre spielte er über 60 Minuten durch und war auf seiner Position ebenfalls torgefährlich. Er traf das eine oder andere Mal sogar im zweistelligen Bereich. Ohne seine Qualitäten hätten wir definitiv nicht so oft gewinnen können. Und was noch vielleicht erwähnt werden muss: Er hat in dieser Saison kein Spiel verloren. Das muss ihm mal einer nachmachen.
Er ist eine Wundertüte. Manchmal ist er Weltklasse, manchmal genau das Gegenteil.
Welche Eigenschaften Ihres Teamkollegen hätten Sie gerne?
S.P.: Seine Unberechenbarkeit und seine Torgefahr. Er kann zu jedem Zeitpunkt zuschlagen und aus jeder Position heraus gefährlich werden. Die Verteidigung weiß nie so richtig, was er vorhat. Außerdem ist er auch in Eins-gegen-eins-Situationen enorm stark.
M.M.: Seine absolute Ruhe. Davon würde ich mir gerne manchmal eine Scheibe abschneiden. (lacht)
Sieht für Sie der perfekte Handballspieler wie eine Mischung aus Ihnen beiden aus?
S.P.: Vom offensiven Standpunkt aus gesehen würden wir sicherlich keine allzu schlechte Figur abgeben. Doch wegen der Defensivarbeit würden wir in Schwierigkeiten geraten. Wir beide sind definitiv nicht die besten Verteidiger.
M.M.: Nein, in der Defensive hätten wir unsere Probleme. Sacha ist zu klein, um ein richtig guter Verteidiger zu sein. Meine Qualitäten im defensiven Bereich lassen auch zu wünschen übrig. Christian Bock z.B. hätte in der Verteidigung mehr auf dem Kasten.
Letzte und vielleicht wichtigste Frage: Wer ist der Stärkere von Ihnen beiden in puncto feiern gehen?
S.P.: Eindeutig Martin.
M.M: Wir liegen auf jeden Fall nahe beieinander. Ein Duell auf Augenhöhe, würde ich sagen.
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