Boules et pétanques / Der Startschuss in eine Saison, die eigentlich keine ist
Urlaubsstimmung, Aperitif und geselliges Zusammensein: Die Klischees rund um Boules und Pétanque sind meist mit Freizeit und Vergnügen verbunden. Inwiefern sie der Realität entsprechen, wie schwer der Lockdown die Luxemburger Boulisten traf und wie der Spielbetrieb nun langsam wieder ins Rollen kommen soll, erklärte FLBP-Präsident Gérard Schneider dem Tageblatt.
Unter normalen Gegebenheiten wären die ersten Meisterschaftsspieltage der nationalen Pétanque-Meisterschaft bereits im April angelaufen. Doch eine Woche nach der Generalversammlung versetzte die Regierung das Land in den Lockdown: „Wir haben nicht lange gewartet und unser Championat komplett abgesagt“, sagt Präsident Gérard Schneider. Zwischen April und Oktober wäre ansonsten der Nachfolger von Serienmeister Riganelli Esch ermittelt worden.
Sowohl die Europa- als auch alle diesjährigen Weltmeisterschaften wurden vorzeitig abgesagt. Schneider, seit 2018 ebenfalls Mitglied des internationalen Exekutivkomitees, betonte, dass kein einziger internationaler Wettbewerb in Aussicht steht. Er wird sich aufgrund dieser ungewohnten Programmänderungen in den nächsten Tagen mit den vier FLBP-Nationaltrainern Jean-Luc Bocci, Paulo Pilar (Pétanque Herren), Antony Di Marco (Pétanque Damen) und John Bravaccini (Boules) unterhalten, um zu definieren, wie die Nationalmannschaft ohne konkrete Termine trainieren wird.
Hobby und Wettkampf
Auf europäischer Ebene hat die FLBP-Auswahl in den letzten Jahren stets für Aufsehen gesorgt: „Bei jeder EM sprang ein Viertelfinale heraus. Auch bei Weltmeisterschaften klassieren wir uns stets im ersten Drittel“, fügt das Verbandsoberhaupt hinzu. Zweimal wöchentlich wird auf lokaler Ebene trainiert, vor großen Events kommen noch ein bis zwei Nationaltrainings hinzu. „Bei einer WM steht man von morgens neun bis abends um zehn auf dem Platz. Ohne Kondition schafft man das möglicherweise einen Tag lang, aber man kann so ein Niveau nicht über drei oder vier Tage halten. Wer beim Wettkampf bestehen will, muss mehr Zeit investieren, sprich trainieren. Nicht nur mit den Kugeln, sondern auch an seiner Athletik.“ Die Edelstahl-Kugel wiegt zwischen 650 und 800 Gramm und wird zwischen sechs und zehn Meter weit geworfen – je nach Lage des „Schweinchens“ (cochonet). Pro Durchgang sind 13 Punkte nötig.
Von den 399.274 Lizenzierten in Europa haben 821 eine Lizenz bei einem der 20 Luxemburger Klubs. 80 Prozent der Spieler sind männlich. „Vor drei Jahren haben wir die ersten Freizeit-Lizenzen angeboten“, blickt Schneider zurück. Praktisch alle 230 Hobbysportler haben diese Mitgliedschaft in Beles unterschrieben: „Dadurch können sie im Winter im Boulodrom spielen und sind versichert. Zudem unterstützt man damit einen Verein.“ Besonders Senioren hätten in Beles Gefallen an dieser Option gefunden, erklärt der Präsident. „Ich habe am Sonntag kurz in der Halle vorbeigeschaut, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Dort stand bereits ein Herr, der unbedingt wieder spielen wollte.“
Alkoholtests
Das nationale Boulodrom wird laut Anordnung der Regierung aber noch bis Ende Juli geschlossen bleiben. Stattdessen ist das Training im Freien seit Montag wieder gestattet. Während Kaboul Käerjeng, neuestes Mitglied des Verbandes, zwei bis drei Außenplätze zur Verfügung stehen, können in Beles unter normalen Bedingungen bis zu 100 Begegnungen gleichzeitig ausgetragen werden. „Für große Klubs wird es wohl mit ein wenig Kopfzerbrechen einhergehen, um zu regeln, dass sich nicht zu viele Personen gleichzeitig dort aufhalten. Einige Vereine haben mir bereits erklärt, dass sie ihren Mitgliedern Zeitfenster vorschlagen werden.“ Der Verband hat seinen Klubs Richtlinien zukommen lassen. Die „Buvettes“ und Sanitäranlagen bleiben bis auf Weiteres geschlossen, klare Anweisen gibt es auch bezüglich der Hygienevorschriften: So darf jeder Spieler nur seinen eigenen „Cochonet“ berühren, maximal dürfen sich (wie von der Regierung vorgesehen) 20 Personen am gleichen Ort aufhalten. „Da die zwei Meter Distanz bei unserer Sportart nicht immer eingehalten werden können, herrscht konsequente Maskenpflicht.“
Das Bild des Pétanque-Spielers mit seiner Baskenmütze am Strand und einer Baguette unter dem Arm hat nichts mehr mit der Realität zu tunVerbandspräsident
Doch während die Sicherheitsmaßnahmen ein Problem sind, das schnell und unkompliziert aus der Welt zu schaffen ist, plagt sich der Verband nach wie vor mit Vorurteilen herum. Ähnlich wie bei den Keglern werden die Boulisten oft mit Stammtisch-Atmosphäre in Verbindung gebracht. „Das Bild des Pétanque-Spielers mit seiner Baskenmütze am Strand und einer Baguette unter dem Arm hat nichts mehr mit der Realität zu tun. Ein klassischer Wettkampftag dauert bis zu acht Stunden, Alkoholkontrollen inklusive“, formuliert es das Verbandsoberhaupt, um hinzuzufügen: „Pastis und Pétanque gibt es möglicherweise noch beim Camping-Urlaub, aber nicht mehr auf Verbandsebene. Pétanque kann man mit Schach vergleichen: Man muss den nächsten Zug des Gegners bereits voraussehen. Strategie, Ausdauer und Konzentration sind nur einige der Qualitäten, die nötig sind.“
Zwei Disziplinen
Während die Anzahl der in Luxemburg lizenzierten Pétanque-Spieler in 15 Jahren um fast ein Drittel gestiegen ist (auf über 800), nimmt das Interesse an Boules ab. Für Präsident Gérard Schneider gibt es dafür eine einfache Erklärung: „Das Spiel ist deutlich physischer. Man muss zwischendurch Sprints einlegen, die Kugeln sind schwerer. Mit zunehmendem Alter schafft man das nicht mehr so gut.“
Resultate 2019
In der 1. Division setzte sich Riganelli Esch (580 Punkte) erneut vor Schifflingen (530) und Düdelingen (465) durch. Bei der Coupe de Luxembourg siegte Düdelingen im Finale gegen Riganelli Esch. In der 2. Division heißt der aktuelle Landesmeister Steinheim.
Auf internationaler Ebene hat die FLBP bei den JPEE drei Goldmedaillen, einmal Silber und zwei Bronzemedaillen gewonnen. Bei den Senior-Europameisterschaften schloss Luxemburg im vergangenen Jahr nach einer Niederlage im Viertelfinale gegen Italien auf Platz fünf ab. Im Europapokal schaffte es Riganelli Esch auf Platz drei.
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