Fußball/Basketball / Die Brötchen könnten kleiner werden: So erleben die Vereine die Krise in Luxemburg
Es gibt zwar keine Profiligen in Luxemburg, doch in manchen Sportarten geht es nicht ohne Geld, wenn man oben mitspielen will. Das Tageblatt hat bei einem Fußball- und einem Basketballverein nachgefragt, wie sich die Corona-Pandemie auf die Klubs auswirkt.
Mit jedem Tag des Stillstandes werden die Sorgen der Profiklubs im Ausland größer. In Deutschland drängen die Fußballvereine, die Bundesliga mit Geisterspielen fortzusetzen, um den wirtschaftlichen Schaden der Vereine irgendwie in Grenzen zu halten. In anderen Sportarten sieht die Lage noch dramatischer aus, da geht es nur noch ums Überleben. In Luxemburg gibt es in keiner Sportart eine Profiliga, ganz ohne Geld geht es im Fußball, Basketball oder Handball aber auch im Großherzogtum nicht. Die Auswirkungen der sanitären Krise auf ihre Klubs sind noch nicht abzusehen, was den einen oder anderen schon beunruhigt. Die Jeunesse Esch zum Beispiel hat ihre Mitglieder per Brief bereits um Spenden gebeten, damit der Klub diese schwierigen Zeiten überstehen kann. Auch in anderen Sportarten haben Vereine bereits zu Spendenaktionen aufgerufen.
Andere sehen die Situation noch nicht ganz so dramatisch. „Es geht jetzt darum, einen klaren Kopf zu bewahren“, sagt Fabrizio Bei, Präsident des BGL-Ligisten Déifferdeng 03. Viel mehr könne man ohnehin nicht tun, schließlich wisse keiner, wie und wann es weitergehen kann. „Seit vier, fünf Wochen machen wir nicht viel anderes als Abwarten.“ Für den Unternehmer mit italienischen Wurzeln ist Fußball in der aktuellen Situation keine Priorität. Es gebe Wichtigeres. Dennoch macht er sich Gedanken, wie es mit seinem Verein und dem Fußball insgesamt weitergeht. „Es wird ein Vor- und ein Nach-der-Corona-Krise geben“, ist sich Bei sicher. Déifferdeng 03 lag bei der Unterbrechung der Meisterschaft auf dem dritten Tabellenplatz und wäre damit für den Europapokal qualifiziert und könnte auf die Einnahmen, die das internationale Geschäft mit sich bringt, zählen.
Ob und wie es mit der Meisterschaft weitergeht, weiß zurzeit niemand. Aufgrund der Ankündigung der Regierung, dass Sportevents bis Ende Juli nicht stattfinden können, scheint ein Saison-Abbruch die einzige Möglichkeit. Einnahmen aus Eintrittskarten und der „Buvette“ gebe es somit nicht mehr. Viel schlimmer wird es die Vereine allerdings treffen, sollten Sponsoren abspringen. Déifferdeng 03 verfügt über ein Jahresbudget von 1,2 Millionen Euro, das Sponsoring mache bis zu 70 Prozent des Budgets aus, sagt Bei. „Wenn Sponsoren durch die Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten, wird als Erstes beim Sponsoring gespart“, weiß der D03-Präsident. Bislang sei keiner der Partner, wie Bei die Sponsoren nennt, an den Verein herangetreten und habe sein Engagement gekündigt. „Zuerst müssen die Betriebe sich darüber klar werden, welchen Einfluss die Pandemie auf sie hat. Wie gesagt, wir können momentan nur abwarten.“
Bei glaubt, dass die aktuelle Vereinspolitik dabei helfe, die Krise zu meistern. Seit zwei, drei Jahren investiere man verstärkt in die Jugendförderung. „Von diesem Weg werden wir uns auch nicht abbringen lassen. Für das Nach-der-Krise kann dieser Weg wichtiger werden denn je.“
Kein Team wird geopfert
Am Budget für die Jugend will auch Marcel Wagener nicht rütteln. Und das obwohl auch der Präsident des T71 Düdelingen nicht abschätzen kann, wie hart die Krise seinen Basketballverein treffen wird. Der Verein investiert jährlich rund 75.000 Euro in den Nachwuchs und leistet sich sogar einen Jugendkoordinator. Ganz gleich, wie sich die Krise auswirkt, wird der Verein an einigen Grundprinzipien festhalten. „Wir werden nicht an der Jugendarbeit sparen und wir werden weder unsere Damen- noch unsere Herrenmannschaft opfern.“ Sollte es zu finanziellen Einbußen kommen, will der T71 prozentual gleich viel bei Damen und Herren einsparen. „Einige Spieler haben uns bereits mitgeteilt, dass sie bereit sind, auf einen Teil ihrer Entschädigung zu verzichten.“
Beim T71 Düdelingen geht es um einen Jahresetat von rund 400.000 Euro. Die Kosten für das Damenteam belaufen sich auf rund 90.000 Euro, das Herrenteam schlägt mit 180.000 Euro zu Buche. Neben den Gehältern der Spieler sind auch die Kosten für die Trikots, Flugtickets für die US-Profis und sämtliche anderen Ausgaben, die mit den ersten Mannschaften in Verbindung stehen, eingerechnet. „Wenn man jetzt natürlich mehrere US-Spieler in einer Saison hat, kann es auch etwas teurer werden“, weiß Wagener.
Ein oder zwei US-Spieler?
Das Budget des T71 Düdelingen besteht zu 80 Prozent aus Sponsorengeldern. Durch die Einnahmen bei Heimspielen können, wenn der Verein es durch die Play-offs bis ins Finale schafft, rund 100.000 Euro eingenommen werden. Dieser Betrag wird wegen des Saisonabbruchs diesmal kleiner ausfallen. Ob und wie viele Sponsorengelder in Zukunft ausbleiben werden, ist noch nicht abzuschätzen. „Ich denke, dass wir das frühestens im Juli abschätzen können“, sagt Wagener. Im Gegensatz zum Fußball können Basketballvereine nicht auf Einnahmen durch eine Teilnahme am Europapokal hoffen. Im Gegenteil, seit Jahren spielen die luxemburgischen Vereine nicht mehr international, weil eine Teilnahme mit zu hohen Kosten verbunden wäre. „Aus dem Grund macht es finanziell auch keinen großen Unterschied, ob man die Meisterschaft nun als Erster, Zweiter oder Sechster abschließt“, sagt Wagener.
Ob die Corona-Krise den luxemburgischen Basketball grundlegend verändern wird, weiß Wagener zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. „Sollte das Geld knapper werden, könnte ich mir vorstellen, dass die Vereine nur noch mit einem Amerikaner spielen werden.“
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