Paralympics / Die Herausforderung des Unplanbaren: So hat sich das LPC auf Paris vorbereitet
Am Mittwoch fällt mit der Eröffnungsfeier der Startschuss der Paralympics 2024 in Paris. Das luxemburgische paralympische Komitee (LPC) um Missionschef Marc Kiefer begann schon vor einem Jahr mit ihrer Vorbereitungsarbeit, die sich erst jetzt vor Ort im paralympischen Dorf zum Ende neigte. Zeit, einen Blick zurück auf einen langen administrativen Weg zu werfen.
Die letzten Wochen vor dem Start der paralympischen Spiele waren für das LPC sehr intensiv. Allerdings begann alles schon vor Jahresfrist, als man in Luxemburg eigentlich noch im Ungewissen einer möglichen Teilnahme war. „Es wirkt jetzt wie die Ruhe vor dem Sturm, denn wir haben die letzten Tage im Village gut genutzt“, erklärt Marc Kiefer, Delegationsleiter und Sportdirektor des LPC. „Aber eigentlich begann es schon vor einem Jahr mit dem Chef-de-mission-Meeting vor Ort, mit vielen Informationen über die einzelnen Portale, die zu bedienen waren.“ Transport, Logistik, Akkreditierung und Unterkunft waren nur einige der zahlreichen Themen. Hierzu gab es dann regelmäßige Updates. Hotelkontingente mussten frühzeitig gebucht und bezahlt werden, dazu die Akkreditierungskategorien antizipiert werden – stets mit der Frage im Hinterkopf: Wer kann und wer wird sich überhaupt qualifizieren?
Bis Juli nur ein Nebenrauschen
„Es war schwer, alles im Voraus zu planen. Das Schwierigste war eben das Unplanbare. Es klingt absurd, aber es ist einfacher, zu planen, wenn man weiß, man ist dabei und das Team besteht aus so und so viel Personen, als wenn man eventuell nur mit einem oder zwei Athleten dabei sein kann. Der Aufwand bleibt nämlich der gleiche, ob man ein kleines Team ist oder ein großes Land. Nur der Personalschlüssel ist wesentlich geringer.“
Kiefer gibt zu verstehen, dass gerade ein Jahr vor den Spielen das kleine LPC-Team eigentlich ganz andere Arbeiten zu erledigen hatte, wie etwa die Trainingsbegleitung und die Wettkampfplanung seiner Athleten. „Paris war da nur ein Nebenrauschen. Kurz vor den Spielen, Mitte Juli, haben wir dann die Slots zugewiesen bekommen. In dem Moment ging es erst richtig ab.“ Ganz schnell mussten Entscheidungen getroffen werden, die man im Vorfeld nicht treffen konnte, denn es ging auch darum, behutsam, mit den finanziellen Mitteln, die zur Verfügung stehen, umzugehen. Viele technische Schritte mussten vorgenommen werden, wie die Leistungen der Athleten bestätigen, Akkreditierungen konkretisieren, Gästeakkreditierungen vornehmen und individuelle Einkleidung organisieren, dies den Regeln des IPC entsprechend.
Auch die Kooperation mit dem deutschen Team in Bezug auf die ärztliche Betreuung, wie schon in Tokio, wurde reaktiviert. „Diese Zusammenarbeit vereinfacht uns die Sache extrem.“ Die letzten Tage vor der Eröffnungsfeier mussten dann noch kurzfristig viele Details im Athletendorf selbst geklärt und abgecheckt werden. Wie läuft der Transport ab? Wo sind die Trainingsstätten? Gibt es dort Getränke und Krafträume?
Vorbereitung im Dorf
Das LPC machte sich dazu dafür stark, dass die Unterbringung der Delegation am Ende noch auf positive Weise geändert wurde. „Zum Glück können wir jetzt zwei Appartements mit genügend Räumlichkeiten benutzen. Eines für die Athleten und Trainer, wo die Möglichkeit besteht in Ruhe abzuschalten und eines für uns Delegationsleiter, mit einem Raum als Wohnzimmer, das auch als Büro und Medizinraum dient. Anfänglich sollten hier noch zwei Betten untergebracht werden“, so Kiefer, der bei der Vorbereitungsarbeit im paralympischen Dorf von Mathis Finke, Referent für Entwicklung und Ausbildung beim LPC, unterstützt wurde.
„In der Vorbereitung sind viele Aufgaben angefallen, in die ich stark mit eingebunden war, besonders was Einkleidung für die Eröffnungsfeier und was die Teamvorstellung anbelangt“, erklärt Finke, der vor drei Jahren in Tokio etwas unerwartet zu seiner Paralympics-Premiere in der speziellen Rolle ss Covid-Officers kam. „Hier in Paris lag der Fokus auf der Vorbereitung, damit sich die Athleten wohlfühlen und auf ihren Sport konzentrieren können. Sie sollen wissen, dass es Leute gibt, die sich um alles andere kümmern.“ Finke genießt die Vielfalt an Nationen, der man im Athletendorf begegnet. „Das ist schon einzigartig und das Feeling ist anders als in Tokio, wo sich wegen Corona doch viele Länder isoliert haben.“
Von London bis Paris
Für Kiefer werden Paris 2024 die vierten Paralympics in Folge sein. In London und Rio war er beim DBS (Deutschen Behindertensportverband) als Leistungssportreferent im Teammanagement tätig. Vergleiche vorzunehmen, scheint ihm schwierig. „Hier müssen die Spiele erst beginnen. In Tokio ohne Zuschauer waren wir positiv überrascht aufgrund der Gastgeber und der Volunteers. In Rio war die Begeisterungsfähigkeit der Leute enorm, auch wenn man in der Organisation die Auswirkungen der finanziellen Krise gespürt hat“, so Kiefer: „London war ein Meilenstein, was das mediale Interesse anging, die Behindertensportler positiv darzustellen. Dies war der Beginn der Neuzeit der Paralympics. Allerdings für mich nicht so präsent, weil ich kaum Sport gesehen und nur organisiert habe.“
An die Spiele in Paris hat Finke allgemeine Erwartungen und erhofft sich, dass viele Leute die Gelegenheit nutzen, sich vom paralympischen Sport begeistern zu lassen. „Ich erwarte ein breites Publikum. Die Olympischen Spiele gaben eine gute Werbung für Paris und den Sport ab und ich bin optimistisch, dass dies bei den Paralympics ähnlich sein wird.“ Um danach einen weiteren Schritt in Richtung Inklusion zu unternehmen.
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