EM / Die Hoffnung des Außenseiters: Dänemark beschwört die Erinnerung
Dänemark beschwört nach einer tristen Vorrunde die Außenseiterrolle und die Erinnerungen an bessere EM-Tage. Viel mehr als Hoffnung und eine stabile Abwehr bleibt vor dem Duell gegen Deutschland nicht.
Für dänische Euphorie war kein Platz an diesem zähen Fußballabend in der Münchner EM-Arena. Nur mühsam beschworen Trainer Kasper Hjulmand und Verteidiger Jannik Vestergaard nach dem Einzug ins Achtelfinale die Vorteile der Außenseiterrolle gegen Gastgeber Deutschland. Und auch die Beobachter aus der Heimat mussten sich nach dem nächsten tristen Auftritt zusammenreißen, um die Mannschaft nicht vollends zu vernichten.
Alleine die Erinnerung an bessere EM-Tage lässt ein Fünkchen Hoffnung glimmen. Der Sommer 1992 ist allgegenwärtig, wenn Dänemark wie am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) Deutschland herausfordert. Dieses Fußballmärchen vom Underdog, der den Favoriten im EM-Finale von Göteborg mit 2:0 bezwingt, kennt jedes sportbegeisterte Kind im Königreich nördlich von Flensburg.
Und noch einen Blick in die Vergangenheit bemühten die Medien. „Drei Unentschieden in der Gruppenphase können durchaus der Weg zum EM-Titel sein“, schrieb Ekstrabladet: „Portugal hat dies 2016 geschafft, aber zu glauben, dass Dänemark diese Leistung wiederholen kann, ist am optimistischen Ende der Skala.“ Zumal nicht die sportliche Leistung, sondern die Fair-Play-Wertung den Ausschlag im Kampf um Platz zwei hinter England gab.
Besonders attraktiv war es tatsächlich nicht, was die Dänen in der Vorrunde boten, sogar ziemlich „unsexy“, wie B.T. nach dem 0:0 gegen Serbien schrieb. „Es gibt Generalversammlungen im örtlichen Antennenverband, die spannender sind als die Offensive der dänischen Nationalmannschaft“, urteilte das Boulevardblatt. Coach Hjulmand dürfte da kaum widersprechen. Er forderte: „Wir müssen gegen Deutschland mehr Punch in die Offensive bekommen.“
Erst zwei Tore
Zwei Tore gelangen den Dänen bislang – das erste durch Topspieler Christian Eriksen (beim 1:1 gegen Slowenien), das zweite durch einen Weitschuss von Morten Hjulmand (beim 1:1 gegen England). Der Mittelfeldspieler, nicht verwandt oder verschwägert mit dem Trainer Hjulmand, wird gegen Deutschland gelbgesperrt fehlen. Die Stürmer um den talentierten Rasmus Höjlund von Manchester United sind außer Form.
Immerhin, die Abwehr steht – dank einiger Bundesligaerfahrung. Vestergaard verteidigt neben Andreas Christensen. Das Duo garantiert in der Dreierkette mit Joachim Andersen von Crystal Palace Stabilität und hält den Glauben an eine Überraschung aufrecht. „Alles ist machbar“, sagte Vestergaard. Das habe die Schweiz gegen Deutschland ja bewiesen.
Es ist die Hoffnung auf ein weiteres Fußballmärchen und stolpernde Gastgeber, nicht so sehr der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, die Dänemark antreibt. „Wir brauchen eine ganz starke Leistung, und die Deutschen dürfen vielleicht nicht ihre Top-Leistung zeigen“, sagte Vestergaard.
Auch Trainer Hjulmand beschwor die Geister der Vergangenheit. Als Außenseiter habe sich Dänemark „immer wieder gut geschlagen, das liegt uns. Ich habe ein gutes Gefühl“, sagte er und fügte mit Zuversicht an: „Wenn wir gegen die großen Nationen spielen, bringen wir immer unsere Leistung auf den Platz.“ Euphorie klingt anders.
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