Editorial / Die Pandemie wird noch lange auf den Sport nachwirken
Während im Basketball ab Dienstag das Finale um den Meistertitel bei den Herren ausgetragen wird, haben die anderen großen Mannschaftssportarten ihre Corona-Saison hinter sich gebracht. Dass am Ende in jeder Sportart ein Meister gekürt werden konnte, war zwischenzeitlich alles andere als selbstverständlich. Nach einem chaotischen Saisonabschluss beziehungsweise Saisonabbruch im Frühjahr 2020 waren die Verbände darauf vorbereitet, dass die Spielzeit 2020/21 nicht unbedingt einfacher werden würde. Nach dem Auftakt folgte im November die nächste Corona-Unterbrechung, bei der niemand wirklich sagen konnte, wie lange sie dauern würde. Egal ob im Fußball, Basketball, Handball, Volleyball oder Tischtennis, es mussten Kalender und Konzepte angepasst werden, ohne zu wissen, wann und ob überhaupt noch gespielt werden kann. Im Februar konnte es dann weitergehen, Schnelltests mussten organisiert werden, englische Wochen gehörten zur neuen Normalität, ebenso Spielverlegungen aufgrund von Corona-Fällen. Der Aufwand für die Vereine und Verbände war enorm, dass sie es dennoch hinbekommen haben, halbwegs normale Meisterschaften über die Bühne zu bringen, ist ihnen und ihren ehrenamtlichen Helfern hoch anzurechnen.
Die Arbeit wird in den kommenden Monaten aber nicht weniger werden. Zeit zum Ausruhen bleibt keine. Zum einen ist die Pandemie noch nicht überwunden und keiner kann voraussagen, ob die kommenden Meisterschaften unter den gewohnten normalen Bedingungen stattfinden. Zum anderen werden Vereine und Verbände auch nach der Bewältigung der Pandemie wohl noch mit den Langzeitfolgen zu kämpfen haben.
Die Corona-Beschränkungen im Sport werden Konsequenzen haben. Wie stark diese ausfallen werden, wird unter anderem davon abhängen, wie gut es den Vereinen gelingen wird, gegenzusteuern. Der Jugendsport lag monatelang brach, den Nachwuchs wieder zurückzugewinnen, wird zumindest bei einem Teil der Jugendlichen nicht so einfach werden. Ein ähnliches Schicksal könnte die Vereine bei ihren ehrenamtlichen Helfern ereilen. Menschen, die gewohnt waren, sich Wochenende für Wochenende in den Dienst ihres Klubs zu stellen, haben während der Pandemie gesehen, dass sie ohne Engagement flexibler sind und mehr Freizeit haben. Der Rückgang an Lizenzen und an Helfern ist eine reale Herausforderung. In Deutschland geht man schätzungsweise von drei Millionen Austritten aus Sportvereinen aus. Hinzu kommt, dass man diese Herausforderungen womöglich auch noch mit einem kleineren Budget angehen muss, da einige Sponsoren durch die Pandemie weggefallen sind.
Kaum haben die Vereine eine Corona-Saison gemeistert, stehen also schon die nächsten Probleme vor der Tür, die, wenn es schlimm kommt, sogar die Existenz des einen oder anderen Clubs bedrohen können. Sogar wenn Sport wieder ganz uneingeschränkt möglich ist, wird die Pandemie in der Vereinswelt noch eine ganze Zeit nachwirken.
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Da liegt der Editorialist wahrscheinlech (und bedauerlicherweise) voll im ‚grünen Bereich‘.