Radsport / Die wichtigsten Wechsel für 2021: Ein niemals ruhender Markt
Die Radsport-Saison 2020 hat bei einigen Teams Spuren hinterlassen – sportlich, aber auch wirtschaftlich. Während das WorldTour-Team CCC aufgelöst wurde und es bei Mitchelton-Scott (seit 2021 Team BikeExchange) und NTT (seit 2021 Team Qhubeka Assos) Wechsel der Hauptsponsoren gab, rüsteten Israel Start-Up Nation und Ag2r-Citroën ordentlich auf. Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux hat die Lizenz von CCC übernommen und ist somit in die WorldTour aufgestiegen. Zum Beginn der Saison liefert das Tageblatt einen Überblick über die wichtigsten Wechsel.
Neues Team, 14-Faches Gehalt: Marc Hirschi
Marc Hirschi sorgte in den letzten Wochen für viel Furore. Der Tour-de-France-Etappensieger von 2020 verließ erst im Januar 2021 das Team DSM (ehemals Sunweb), um sich dem Team UAE anzuschließen – über die Hintergründe seines Abgangs schweigen die Beteiligten bis heute. „Die ersten Kontakte wurden kurz vor Weihnachten geknüpft“, erklärte Gianetti, Teamchef von Emirates, am 11. Januar dem Boten der Urschweiz. „Marcs Manager Fabian Cancellara meldete sich bei mir und fragte, ob ich interessiert sei. Natürlich war ich. Wer wäre an so einem Talent nicht interessiert? Der Deal kam schnell zustande.“ Laut der L’Equipe soll der 22-Jährige bei UAE das 14-Fache seines Gehalts von Sunweb erhalten – das wären der französischen Sportzeitschrift nach eine Million Euro pro Saison. Hirschi wird sich in diesem Jahr wieder auf die Klassiker im Frühjahr konzentrieren. Bei der Tour wird er an der Seite von Vorjahressieger Tadej Pogacar fahren.
Der Schweizer nutzte die vergangene Corona-Saison optimal und sorgte regelrecht für eine Leistungsexplosion: in seinem Palmarès stehen neben dem Erfolg in Frankreich ein Triumph bei der Flèche Wallonne, der zweite Rang bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Gewinn der WM-Bronzemedaille. Neben den Diensten von Hirschi verpflichtete UAE außerdem Matteo Trentin (von CCC) und Rafal Majka (Bora-hansgrohe).
Stark aufgerüstet: Israel Start-Up Nation
Der letztjährige WorldTour-Aufsteiger Israel Start-Up Nation machte bereits in seiner ersten Saison in der höchsten Klasse auf sich aufmerksam. Bei den Grand-Tours in Spanien und Italien konnten sie jeweils einen Etappensieg feiern – doch damit geben sich die Verantwortlichen nicht zufrieden. Bereits im Juli des vergangenen Jahres wurde der Transfer von Chris Froome offiziell mitgeteilt. Der 35-Jährige hat einen langen und anstrengenden Genesungsprozess, nach seinem schweren Sturz beim Critérium du Dauphiné 2019, hinter sich. 2020 deuteten seine Leistungen jedoch wenig darauf hin, dass er in dieser Saison um seinen fünften Tour-Sieg fahren kann – die Vuelta sei jedoch nur Teil des Aufbaus gewesen. Doch alleine die Aufnahme Froomes zeigt das Ausmaß der Ambitionen von ISN, zu den besten Teams gehören zu wollen. Noch ist man weit von Jumbo-Visma oder Deceuninck-Quick Step entfernt, neben der Verpflichtung des Briten setzte man noch weitere Ausrufezeichen. Dank der Investoren Ron Baron und Sylvan Adams konnte das Team unter anderem auch Sep Vanmarcke oder Michael Woods verpflichten.
Vanmarcke soll Politt, der nach einer Saison zu Bora-hansgohe wechselte, ersetzen. Damit hat das Team einen erfahrenen Sportler in seinen Reihen, der die Farben der Mannschaft bei den Klassikern an der Spitze des Rennens repräsentieren kann. Der dritte große Neuzugang ist Michael Woods. Der Kanadier ist zweifacher Vuelta-Etappensieger und stand schon bei Lüttich-Bastogne-Lüttich oder der WM auf dem Podium.
Ag2r-Citroën: Der Beginn einer neuen Ära
Mit Hilfe des neuen Sponsors Citroën konnten sich die Verantwortlichen des französischen Teams erlauben, in diesem Jahr etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Mit Greg van Avermaet und Bob Jungels hat sich das Team vor allem für die Klassiker verstärkt. Zusammen mit Oliver Naesen kann Ag2r-Citroën in diesem Jahr bei den Eintagesrennen für Siege sorgen. Für Van Avermaet ist es hingegen mit seinen 35 Jahren die wohl letzte Herausforderung. In den letzten drei Saisons gelangen dem Klassiker-Spezialisten insgesamt nur fünf Siege – letztes Jahr waren es sogar null. Ag2r legt dennoch großen Wert auf den Belgier und stattete ihn mit einem Dreijahresvertrag aus. Jungels’ Vertrag läuft 2022 aus.
Richie Porte: Back to the roots
Richie Porte fuhr von 2012 bis 2015 für das Team Sky und war Teil von drei Tour-de-France-Siegen, bevor er das Team verließ, um seine eigenen Ambitionen auf eine Gesamtwertung zu verfolgen. Nachdem er drei Jahre lang für BMC und in den letzten beiden Jahren für Trek-Segafredo fuhr, bestätigte Porte, dass er bei Ineos hauptsächlich eine unterstützende Rolle spielen wird. Im Gespräch mit dem Magazin Procycling sagte Porte: „Ich würde sagen, dass Sky mein Zuhause war. Das soll keine Respektlosigkeit gegenüber Trek sein, denn als meine Frau schwanger war und als das Baby geboren wurde (Portes Tochter wurde in der Mitte der diesjährigen Tour geboren), hatte ich die Option, die Tour zu verlassen. Aber für mich war Sky das Team, mit dem ich am meisten Erfolg und Spaß zugleich hatte.“ Angesichts des enormen Potenzials in der Mannschaft wird die Rollenverteilung bei Ineos generell interessant werden. Egan Bernal, Geraint Thomas und Richard Carapaz sollten auf dem Papier die stärksten Fahrer für Gesamtwertungen sein. Doch auch Neuzugang Adam Yates, Giro-Gewinner Tao Geoghegan Hart, Edelhelfer Rohan Dennis sowie die Youngster Pavel Sivakov und Daniel Felipe Martinez drängen sich in die Hauptrollen. „Ich erinnere mich an eine Rede von Dave Brailsford, als ich ging. Er sagte: ’Richie, denk daran, wenn du zurückkommen willst, die Tür ist immer offen.’ Ich glaube, es war immer mein Traum, dorthin zurückzugehen und meine Karriere dort zu beenden.“
Weg von der Wohlfühloase: Bardet wechselt zu Team DSM
Romain Bardet wagt in diesem Jahr den Sprung in ein ausländisches Team – oder ist es aber als Flucht vor der großen Aufmerksamkeit der französischen Medien zu verstehen? „Ich möchte mich nicht auf das Gelbe Trikot konzentrieren, ich möchte mich zunächst als Athlet verbessern“, erklärte Bardet, der seinerseits den Abgang aus Frankreich mit der Lust auf ein neues Abenteuer begründete: „Es war die Neugier, mit den bestmöglichen Mitarbeitern nach den höchsten ethischen Standards zu arbeiten und mich selbst herauszufordern.“ Auf den 30-Jährigen wartet bei dem deutschen Team allerdings ein ganz anderes Szenario. „Es wird eine neue Art der Arbeit auf mich zukommen, ein neuer Weg zu trainieren, ein neuer Trainer und ein neuer Kalender. Es wird eine große Veränderung werden, aber ich kann das absolut Beste erwarten – von jeder Person, die in dieses Projekt involviert ist. Genau das habe ich gesucht: eine neue Struktur, in der jeder Aspekt der Leistung in diesem Weg gemanagt wird“, sagte er im Interview mit cyclingnews.com. Zwar steht bei DSM das Kollektiv im Vordergrund, doch durch die Abgänge von Michael Matthews und Wilco Kelderman wird der Franzose dennoch etwas in die Leaderrolle schlüpfen müssen. Ein weiterer Vorteil wird für ihn sein, dass die Aufmerksamkeit auch auf dem Youngster Jai Hindley gerichtet sein wird und somit nicht die ganze Last nur auf seinen Schultern liegt. „Ich bin glücklich, einem so starken Kollektiv beizutreten. Es wird sich nicht nur alles um mich drehen, aber genau danach habe ich gesucht.“
Drei Luxemburger starten bei der Etoile de Bessèges
Die Radsport-Saison nimmt weiter Fahrt auf. Nach dem Grand Prix Cycliste la Marseillaise (1.1) steht heute mit der Etoile de Bessèges – Tour du Gard (2.1) das nächste Rennen in Frankreich an. Alex Kirsch (Trek-Segafredo) und Jempy Drucker (Cofidis) werden heute in die Saison starten, für Ivan Centrone (Xelliss – Roubaix Lille Métropole) wird es das zweite Rennen in diesem Jahr sein. Neben den drei Luxemburgern werden unter anderem Greg Van Avermaet (Ag2r-Citroën), Egan Bernal, Geraint Thomas (beide Ineos), Vincenzo Nibali (Trek-Segafredo), Philippe Gilbert (Lotto Soudal) oder Edvald Boasson Hagen (Total Direct Energie) in Bellegarde antreten.
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