FLF-Auswahl / Dirk Carlson: „Die Verletzung war das Beste, was mir passieren konnte“
FLF-Nationaltrainer Luc Holtz hatte sich geirrt. Das gab der Coach nach dem Duell gegen Norwegen offen zu. Er hätte nämlich nicht erwartet, dass sich Dirk Carlson nach seinem Ermüdungsbruch im Kreuzbein gleich in dieser hervorragenden Verfassung befinden könnte.
Zwei Tage nach dem Duell gegen Norwegen fühlten sich die Beine am Freitag „super“ an. Doch nicht nur körperlich, auch mental scheint der 31-fache Nationalspieler in bester Form zu sein. „Ich muss dazu sagen, dass ich mir absolut keine Gedanken oder Sorgen gemacht habe. Ich war vom Kopf her einfach optimal vorbereitet und wollte diesen Abend gegen Haaland genießen.“
Das war nicht unbedingt in diesen Maßen abzusehen. Bis auf einen 18-minütigen Liga-Auftritt mit dem Karlsruher SC hatte Dirk Carlson 2021 noch kein Pflichtspiel bestritten. Selbst Nationaltrainer Luc Holtz hatte am Mittwoch das Gespräch mit dem vielseitigen Verteidiger gesucht und ihn gewarnt: Es könne etwas Zeit brauchen, um sich nach so einer langen Verletzungspause wieder zurechtzufinden. Weit gefehlt, wie er später am Abend selbst zugab. Auch der Karlsruher Profi musste nach seinem starken Auftritt viele Fragen in dieser Richtung beantworten. „Einige haben mich nach dem Spiel gefragt, ob ich nicht selbst von meiner Leistung überrascht wäre. Aber ich war mir immer bewusst, dass ich zusammen mit dem FLF-Medizinstab eine optimale Vorbereitung absolviert hatte. Das lief alles sehr professionell ab.“
Im Januar wurde bei Linksverteidiger Carlson ein Ermüdungsbruch im Kreuzbein diagnostiziert. FLF-Ärztin Lara Heinz teilte ihm bereits damals mit, dass die Länderspiele im März ein Ding der Unmöglichkeit werden würden. Für den engagierten Nationalspieler ein persönlicher Weltuntergang. „Dass ich die Länderspiele verpasst habe, hat mich definitiv am meisten geärgert. In Karlsruhe zwar auch, aber da befand ich mich ohnehin in einer schweren Phase. Es war komisch, über so einen langen Zeitraum pausieren zu müssen.“
„Das Beste, was mir passieren konnte“
In der ersten Saisonhälfte bekam er in der zweiten Bundesliga nicht unbedingt die Spielzeit, die er sich gewünscht hätte. Umso deutlicher waren auch die Worte, die er über den Zeitpunkt dieses Rückschlags fand: „Die Verletzung war das Beste, was mir passieren konnte. Ich sehe das wirklich nur positiv.“ Überrascht sein dürfte sein näheres Umfeld nicht: „Bei allen Personen, mit denen ich damals gesprochen hatte, hatte ich das klar und deutlich angekündigt: Ich werde mental und körperlich stärker zurückkommen. Ich habe nämlich jetzt auch die andere Seite der Medaille gesehen. Es gab nur zwei Optionen: Besser zu werden, oder es gleich sein zu lassen.“
Er entschied sich demnach für Ersteres – und wurde von Holtz am Mittwoch auf der Position eingesetzt, die für den Nationalcoach sein optimaler Posten ist, als Linksverteidiger in einer Dreierkette. „Ob ich jetzt ein Innenverteidiger bin?“, lachte der Betroffene. „Ich könnte ja auch auf der Sechs spielen, wie damals in der Jugend beim Racing … Aber das ist mir auch egal, Hauptsache ich stehe auf dem Platz. Als Außenverteidiger muss man sich offensiv mehr einbringen, das ist etwas, woran es mir vielleicht fehlte. Aber das kann man trainieren. Mir mangelt es allerdings an der Erfahrung im Verein, das geht eben nicht von heute auf morgen. Aber mein Defensivverhalten schätze ich als gut ein.“
Das dürfte BVB-Star Erling Haaland ebenfalls unterschreiben. Die FLF-Auswahl hielt dem Druck und der prominenten Sturmbesetzung über 90 Minuten stand, bevor der Gegentreffer aus einer unglücklichen Entscheidung heraus fiel. Nichtsdestotrotz hat es sich der 110-Millionen-Angreifer nicht nehmen lassen, ein paar Worte mit Carlson zu wechseln. Zumindest weiß er jetzt, dass der Luxemburger nicht auf den Mund gefallen ist: „Er hat etwas diskutiert, da er sich aufgeregt hat, weil Vahid ihm gezeigt hatte, wie man seinen Körper einsetzt“, scherzte Carlson.
Gegen Schottland bekommt Carlson jetzt die nächste Möglichkeit, sich definitiv zurückzumelden. Denn bereits in zehn Tagen wird er beim KSC zum Laktattest erwartet. Allzu viele Sorgen muss man sich aber nicht machen, der Verteidiger strotzt wieder vor Selbstvertrauen.
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