Leichtathletik / Doppelter Bob, doppelter Bertemes
Der eine ist Kugelstoßer, der andere Mittelstreckenläufer. Beide Leichtathleten heißen Bob Bertemes. Der gleiche Name hat schon im Laufe der Jahre für die eine oder andere Konfusion gesorgt. Im Tageblatt-Interview gehen die beiden Athleten u.a. darauf ein, wie oft und in welchen Situationen sie schon verwechselt wurden.
Tageblatt: Was war Ihre erste Reaktion, als Sie gehört haben, dass es noch einen weiteren Bob Bertemes in der luxemburgischen Leichtathletik-Welt gibt?
Bob Bertemes (Kugelstoßer): Ich stellte mir gleich die Frage, ob wir in irgendeiner Weise miteinander verwandt wären. Ich glaube, dass dies über mehrere Ecken sogar der Fall ist.
Bob Bertemes (Langstreckenläufer): Mir wurde es erst später bewusst. Meine Mutter machte zuerst die Feststellung, dass es noch einen Bob Bertemes gibt. Ich nahm im Alter von vier oder fünf Jahren am ‚Wämper Triathlon’ teil. Dort kündigte der Mann am Mikro (in diesem Fall Léi Moureaud) an, dass Bob Bertemes ins Ziel einlaufen würde. Meine Mutter sah ihn verdutzt an und sagte ihm, dass dies ganz sicher nicht ihr Sohn sei. Aber Léi (Moureaud) behauptete sich darauf, dass diese Startnummer einem Bob Bertemes gehören würde. Letztendlich hatte er ja recht.
Ist die Verwechslungsgefahr in Luxemburg niedriger als im Ausland?
B.B. (Kugelstoßer): Früher kam es in den Jugendkategorien des Öfteren zu Problemen. Ich bin Jahrgang 1993, während er Jahrgang 1994 ist. Das heißt, wir waren jedes zweite Jahr in der gleichen Altersklasse. Bei Meetings und Crossläufen schlichen sich somit so manche Fehler ein. Als das „Problem“ erkannt wurde, wurde von den Organisatoren dann meistens nachgefragt, ob es sich denn auch wirklich um denjenigen Bob Bertemes handeln würde, der diese Leistung erbracht hat.
B.B. (Läufer): Diese Verwechslung kam vor allem in der Jugend häufig vor. Das mag vielleicht einige erstaunen, aber früher schlug mein Namensvetter mich noch manchmal in den Laufdisziplinen. Das war sogar kein Fehler (lacht). Doch ich erinnere ich mich noch an eine Lasel-Veranstaltung, in der ich als Gewinner des Kugelstoß-Wettbewerbs hervorging, obwohl ich gar nicht daran teilnahm. Es wurde halt nur falsch eingetragen. Doch mittlerweile weiß jeder in der luxemburgischen Leichtathletik-Welt, dass es zwei Athleten mit dem Namen Bob Bertemes gibt.
Welche Erfahrungen haben Sie bei ausländischen Meetings gemacht? Führte der gleiche Name zu Problemen?
B.B. (Kugelstoßer): Als wir beide noch relativ unbekannt waren, hatten wir auf der Internetseite des Internationalen Leichtathletikverbands (IAAF) sogar nur ein gemeinsames Profil. Die IAAF glaubte, dass wir ein und dieselbe Person wären. Auf jeden Fall war unser Geburtsdatum eine schöne Mischung aus unseren beiden Geburtstagen. Auch die jeweiligen Bestleistungen im Kugelstoßen und über 1.500 m standen im gleichen Dossier. Deshalb kam es auch mal vor, dass mir Leute in den sozialen Medien Mitteilungen schrieben und mich beglückwünschten, dass ich so gut bei einem Wettbewerb gelaufen bin. Bei der EM 2015 löste sich dieses Mysterium eigentlich auf, als ein Mitarbeiter der IAAF zu mir kam und sich wegen der ganzen Verwirrungen bei mir entschuldigte. Der Verband habe es lange Zeit nicht glauben können, dass es im kleinen Luxemburg gleich zwei Athleten namens Bob Bertemes gibt. Bei den Europäischen Spielen in Baku 2015 kam es für mich aber zu der größten Verwechslung. Dort war mit Ben (Bertemes) noch ein weiterer Sportler mit dem gleichen Familiennamen am Start. Wir wurden stets als die Bertemes-Brüder vorgestellt.
Als wir beide noch relativ unbekannt waren, hatten wir auf der Internetseite des Internationalen Leichtathletikverbands (IAAF) sogar nur ein gemeinsames Profil. Die IAAF glaubte, dass wir ein und dieselbe Person wären.Kugelstoßer
B.B. (Läufer): Bei internationalen Veranstaltungen kommt es gerne mal vor, dass wir nur eine gemeinsame Startnummer erhalten. In den Anmeldungen wurde zwar klar vermerkt, dass der eine im Kugelstoßen und/oder im Diskuswerfen antreten wird und der andere auf den 1.500 m und/oder 3.000 m. Doch irgendwie schleicht sich dieses Missverständnis öfters ein. Es ist aber ein Problem, von dem wir beide meistens nichts mitbekommen, weil der Luxemburgische Leichtathletikverband dies für uns vor Ort regelt. Doch in diesem Jahr erlebte ich bei den Spielen der kleinen Staaten in Montenegro mal kurz eine heikle Situation. Die Organisatoren wollten mich nicht starten lassen, weil ich die falsche Startnummer hätte. Unsere Technische Direktorin brachte dann Licht ins Dunkel und erklärte dem Veranstalter die Situation.
Wie würden Sie in den Disziplinen des jeweils anderen abschneiden?
B.B. (Kugelstoßer): Ich würde mich wohl eher an den Semi-Marathon heranwagen. Dort könnte ich mehrere Pausen einlegen und müsste nicht die ganze Zeit an einem Stück laufen. Die 800 m wären für mich schwieriger zu bewältigen. Als Junior bin ich mein letztes Rennen über diese Distanz gelaufen. Das war bei der Interklubmeisterschaft. Ich hatte mich verletzt und verzichtete deshalb auf den Wettbewerb im Kugelstoßen. Ich bewältige die zwei Runden in einer respektablen Zeit von 2:09 Minuten. Doch seitdem habe ich etwas an Gewicht zugelegt. Heutzutage wäre ich nach der ersten Runde wahrscheinlich total platt.
B.B. (Läufer): Ich glaube, dass wir in den Disziplinen des jeweils anderen gleichermaßen schlecht wären. Es würde ziemlich peinlich für mich werden. Würde ich die Kugel stoßen, würde ich selbst wahrscheinlich weiter nach hinten fliegen, als ich sie weit werfen würde (lacht). Ich würde die Kugel sicherlich nicht mal in Metern so weit stoßen, wie sie in Kilo wiegt. (7,257 kg, Anm. der Red.)
Ich würde die Kugel sicherlich nicht mal in Metern so weit stoßen, wie sie in Kilo wiegt.Langstreckenläufer
Welche Eigenschaft hätten Sie gerne vom anderen Bob?
B.B. (Kugelstoßer): Seine Ausdauer. Vor kurzem lief ich im Training mal insgesamt eine halbe Stunde lang. Ich wusste, dass ich nicht die beste Kondition habe, doch es war schon echt anstrengend. Am Tag darauf hatte von diesen 30 Minuten Laufen sogar einen Muskelkater.
B.B. (Läufer): Er ist einfach ungemein explosiv. Davon könnte ich auch als Mittelstreckenläufer profitieren. Mit dem nötigen Punch könnte man die Konkurrenz überraschen.
Was trauen Sie in Zukunft dem anderen zu?
B.B. (Kugelstoßer): Ich hoffe, dass er im August bei der Europameisterschaft in Paris dabei sein wird. Des Weiteren hat er große Fortschritte im Cross gemacht, der nun wahrlich nicht seine Lieblingsdisziplin ist. Er wird sich sicherlich einmal für ein großes internationales Event qualifizieren können.
B.B. (Läufer): Sehr viel. Seine Leistungen in diesem Jahr mit Würfen über 22 m haben gezeigt, dass er in der Weltspitze angekommen ist. Im Kugelstoßen ist zudem vieles möglich. Ihm muss nur einmal der sogenannte „lucky punch” bei einem großen Event gelingen. Dann kann er sogar eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen gewinnen. Das Potenzial dazu hat er ganz sicher.
Was wollten Sie schon immer über Ihren Namensvetter wissen?
B.B. (Kugelstoßer): Wie lange er dafür braucht, sich seinen Schnurrbart wachsen zu lassen … (Antwort: „anderthalb Monate“)
B.B. (Läufer): Wie viele Kalorien er jeden Tag so zu sich nimmt … (Antwort: „Wenn ich das nur wüsste … So viel kann ich aber verraten: Es sind richtig viele!”)
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