Motorsport / Drei Rennserien für die Zukunft – Dylan Pereira greift neu an
Dylan Pereira hat in diesem Jahr so einiges vor. Der Luxemburger Rennfahrer nimmt gleich an drei Rennserien teil, in denen es vor allem darum geht, auf sich aufmerksam zu machen und Türen für die Zukunft zu öffnen.
„Es war auch für den Sport ein schwieriges Jahr, umso glücklicher sind wir, dass es auch in diesem komplizierten Jahr positive Nachrichten gab“, erklärte Sportminister Dan Kersch gestern, als er die „Let’s make it happen“-Konvention mit Rennfahrer Dylan Pereira um ein Jahr verlängerte. Pereira war einer der Lichtblicke in dem Pandemiejahr: In 28 Rennen fuhr der Luxemburger insgesamt 25-mal aufs Podium. Den Gesamtsieg verpasste er in zwei Rennserien nur knapp, die „Kirsche auf der Torte“ soll nun in diesem Jahr folgen.
Pereira hat die Möglichkeit, gleich drei Rennserien seinen Stempel aufzudrücken: WEC (World Endurance Championship), ADAC GT Masters und Porsche-Supercup heißen die drei Meisterschaften, an denen der Luxemburger in dieser Saison teilnimmt. Die Entscheidung, gerade an diesen drei Rennserien teilzunehmen, kommt aber nicht von ungefähr. Jede einzelne soll dem Luxemburger zum nächsten Schritt verhelfen und zu seiner Weiterentwicklung beitragen.
Neue Herausforderungen
Angefangen mit dem Porsche-Supercup. Im vergangenen Jahr verpasste Pereira hier den Gesamtsieg nur knapp, dieses Jahr will er mit seinem Team Lechner Racing neu angreifen und die Saison ganz oben auf dem Podest abschließen. Die Analyse der vergangenen Saison ist abgeschlossen und Pereira weiß genau, was in den anstehenden Rennen anders laufen muss. „Es wird sicherlich Wochenenden geben, an denen die Autoeinstellungen nicht ganz stimmen und andere Teams schneller sind. Dann darf ich nicht die Brechstange auspacken, sondern muss versuchen, geduldig und ruhig zu bleiben. Ich darf kein Risiko eingehen und muss versuchen, nicht zu viele Positionen zu verlieren. Es wird sicherlich nicht einfach, aber klar ist: Ich will gewinnen.“
Die erneute Teilnahme birgt aber auch neue Herausforderungen: Neben der starken Konkurrenz gibt es zudem ein neues Fahrzeug-Modell – einen Porsche 911 GT3 Cup (992). Die Fahrweise hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr enorm geändert, so der Sportsoldat: „Pro Runde ist das neue Auto rund zwei Sekunden schneller, es verhält sich unruhiger, es gibt neue Reifen und wir müssen die Autoeinstellungen neu kennenlernen.“ Auch das Qualifying gewinnt an Wichtigkeit, denn mit den neuen Boliden ist es schwieriger, zu überholen, umso wichtiger ist der Startplatz.
Erfahrungen sammeln
Zudem will Pereira die Gelegenheit im Supercup auch nutzen, um sich selbst zu präsentieren, denn in den ADAC GT Masters und der WEC steht das Team, bestehend aus mehreren Fahrern, im Vordergrund: „Im Supercup steht der Fahrer noch mehr im Mittelpunkt.“ In den Vorsaisontests war Pereiras Supercup-Bolide noch in Grau lackiert, pünktlich für den Saisonstart in Monaco (23. Mai) soll er aber wieder in dem traditionellen Rosa des Hauptsponsors BWT aufleuchten.
Die Saison in der Langstrecken-WM hat derweil bereits begonnen und hier sitzt Pereira hinter dem Steuer eines Aston Martin vom Team TF Sport. „Das Cockpit ähnelt dem eines Flugzeugs. Es gibt ein Handbuch über 70 Seiten, um die Funktionen aller Knöpfe kennenzulernen“, erzählt er. Dieses scheint der Luxemburger bereits auswendig zu kennen, denn er fuhr Anfang Mai gleich bei seinem Debüt für das Team, zusammen mit seinen Teamkollegen Ben Keating (USA) und Felipe Fraga (Brasilien), in Spa-Francorchamps auf das Podium der Klasse GTE Am. Während Pereira seine Schnelligkeit und sein Talent gleich im ersten Saisonrennen unter Beweis stellen konnte, geht es ihm in der WEC aber vor allem darum, die Meisterschaft und deren Teams kennenzulernen. Denn der Luxemburger will Erfahrungen sammeln und die richtigen Kontakte knüpfen, um 2023 in die schnellere Klasse der Hypercars aufzusteigen. „Es wäre ein Traum, die WEC in einem Hypercar zu bestreiten“, so Pereira
Es wäre ein Traum, die WEC in einem Hypercar zu bestreitenüber seine Zukunft
Mit dem Ziel, den Schritt in Richtung Hypercars zu machen, geht der COSL-Elitekaderathlet auch in den ADAC GT Masters an den Start. Hier nimmt er hinter dem Steuer eines Porsche 911 GT3 R vom Team Bernhard Platz: Los geht es bereits am kommenden Wochenende in Oschersleben (Deutschland). In den ADAC GT Masters ist der Luxemburger aber genau wie in der WEC nicht auf sich alleine gestellt, denn er teilt sich das Cockpit mit dem Deutschen Jannes Fittje. Es kommt also auch auf die Leistungen des Teamkollegen an und deshalb sind Top-Platzierungen in dieser Serie um einiges schwieriger zu erreichen. Pro Rennwochenende gibt es in den ADAC GT Masters zwei Ein-Stunden-Rennen. Jeder Fahrer sitzt in jedem Rennen während 30 Minuten hinter dem Steuer. Pereira will vor allem seine Schnelligkeit während seiner Fahrzeit unter Beweis stellen und so auf sich aufmerksam machen. Auch hier geht es darum, sich Türen für die Zukunft zu öffnen, denn Teamchef Timo Bernhard wird 2023 ebenfalls eine wichtige Rolle in der neuen WEC-Hypercars-Klasse übernehmen. Es gilt, bereits jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Terminkollisionen
In Pereiras vollgepacktem Kalender (21 Rennen meisterschaftsübergreifend) gibt es aber auch einige Terminkollisionen. Vorerst soll der Supercup Priorität genießen, dort peilt der 23-Jährige nämlich den Gesamtsieg an. Sollte es aber zu Saisonbeginn nicht rund laufen und eine gute Platzierung nicht mehr möglich sein, würde er eine der anderen Meisterschaften, in der er weiter vorne liegt, vorziehen. Um die Unterschiede zwischen den verschiedenen Boliden macht sich Pereira derweil nur wenige Gedanken, die Umstellung sei für ihn kein allzu großes Problem: „Ein Auto ist ein Auto. Wenn man das eine fahren kann, dann kann man auch das andere fahren.“
Dass die Teilnahme an drei Rennserien auch neben der Strecke mit genügend Stress verbunden ist, hat Pereira bereits in den vergangenen Wochen erfahren: Im April war er nur an vier Tagen zu Hause, dazwischen legte er mehr als 5.000 Kilometer auf den Straßen Europas zurück. Für die Vorsaison-Tests ging es erst von Monza (Italien) über Oschersleben (Deutschland) nach Spa-Francorchamps (Belgien), danach ging es für einen Tag nach Le Castellet (Frankreich) und anschließend wieder zurück nach Spa-Francorchamps. Übernachten musste er teilweise im Auto. „Die drei Meisterschaften unter einen Hut zu bekommen, sorgt schon für viel Stress. Im Laufe der Saison wird es etwas ruhiger. Ich werde zwar fast an jedem Wochenende unterwegs sein, dazwischen kann ich aber immer für ein paar Tage nach Hause, um dort zur Ruhe zu kommen.“
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