Motorsport / Dylan Pereira vor dem Endspurt: „Es wird ruppiger gefahren“
In den Porsche-Markenpokalen Carrera Cup Deutschland und Supercup sind vor dem Saisonendspurt die Ellbogen ausgefahren. Vor den letzten Saisonrennen kommen in beiden Serien noch mehrere Fahrer für den Titel in Frage. Darunter auch der Luxemburger Dylan Pereira. Im Interview mit dem Tageblatt spricht der 25-jährige Rennfahrer über seine bisherige Saison, den Respekt im Fahrerfeld und seine Ziele.
Tageblatt: Letztes Wochenende waren Sie im Porsche Carrera Cup Deutschland im Einsatz, jetzt geht es schon im Supercup weiter. Wie stressig ist der Saison-Endspurt?
Dylan Pereira: Es ist viel Hin und Her im Moment. Das Ende der Saison ist da und es sind viele Rennen in kurzer Zeit. Aber das bin ich schon aus den letzten Jahren gewohnt.
Im Carrera Cup schien die Situation zwischendurch aussichtslos. Sie hatten rund 60 Punkte Rückstand auf die Spitze. Nach drei Siegen in Folge sind es jetzt vier Rennen vor Schluss nur noch 28. Hätten Sie selbst damit gerechnet, noch einmal in Reichweite des Titels zu kommen?
Besonders nach Zandvoort eigentlich nicht mehr. Dort wurde ich abgeschossen und habe dadurch viel Punkte verloren. Da wusste ich, dass es sehr kompliziert werden würde. Aber ich habe nie aufgegeben. Auch jetzt mit 28 Punkten Rückstand ist es noch schwer. Die Lücke auf den Ersten ist damit immer noch groß. Aber machbar ist es auf jeden Fall und ich werde weiter kämpfen. Ich werde mein Bestes geben, um den Titel zu gewinnen.
Nach dem Wochenende zum Vergessen in Zandvoort haben Sie drei von vier Rennen gewonnen. Was hat sich geändert?
Wir haben grundsätzlich innerhalb des Teams viel darüber diskutiert, was wir alles besser machen können. Es wurden dann auch viele Teile am Auto gewechselt, hauptsächlich am Motor. Ob es daran gelegen hat oder nicht, können wir aber nicht genau sagen.
Wie Sie schon erwähnt haben, wurden Sie selbst in dieser Saison schon von einem Konkurrenten abgeschossen. Am vergangenen Wochenende waren auch Ihre Titelkonkurrenten Larry ten Voorde und Laurin Heinrich in eine Kollision verwickelt. Man hat das Gefühl, es wird ruppiger gefahren als in den vorigen Jahren …
Ja, das stimmt. Es wird ruppiger gefahren, aber da muss man irgendwie durch.
Als Sie 2020 gegen ten Voorde gefahren sind, war der gegenseitige Respekt im Titelkampf immer da. Hat sich daran was geändert?
Wenn man sich die letzten Rennen auf dem Lausitzring anschaut, dann sieht man, dass zwischen Larry und mir der Respekt auch jetzt immer noch da ist. Wir kämpfen hart, berühren uns auch manchmal leicht. Wir schießen uns aber nie gegenseitig ab. Bei anderen Fahrern ist das etwas anders. Deswegen spürt man im Paddock auch, dass zum Beispiel viele Fahrer wütend auf Heinrich sind. Er fährt aggressiv und macht sehr oft sogenannte Dive-bombs (vor einer Kurve innen spät auf der Bremse; Anm. d. Red.) und hofft, dass der Fahrer vor ihm Platz macht. Das Problem ist, wenn man die Tür dann aufmacht, ist er vorbei. Wenn man keinen Platz macht, gibt es eine Kollision. Larry und ich weichen meistens aus, weil wir keinen Unfall bauen wollen. Auf dem Nürburgring hatte ich aber beispielsweise nichts zu verlieren und habe keinen Platz gemacht und er ist mir hinten reingefahren. Das Problem ist, dass er dann nicht bestraft wird. Wenn ich sowas mache, bekomme ich immer eine Strafe. Es ist aber immer eine Entscheidung der Stewards, die wir akzeptieren müssen.
Hat das einen Einfluss auf die persönlichen Beziehung zwischen den Piloten?
Neben der Strecke sprechen wir alle normal miteinander. Wenn wir im Auto sitzen, herrscht zwischen Larry und mir aber definitiv mehr Respekt als bei anderen …
Am Wochenende geht es im Supercup auf Ihrer „Heimstrecke“ in Spa weiter. Was haben Sie sich vorgenommen?
Ich bin in der Gesamtwertung Erster (mit einem Vorsprung von vier Punkten auf Heinrich und zehn auf ten Voorde; Anm. d. Red.). Es gibt noch drei Rennen und natürlich würde ich diese am liebsten alle gewinnen (lacht). Es wird aber sicherlich nicht einfach. Spa ist meine Heimstrecke, aber die anderen sind auch schnell – Geschenke werden sie mir nicht machen. Es wäre wichtig, den Vorsprung an der Spitze sofort etwas zu vergrößern, dann kann man auch besser planen und es wäre auch kein so großes Problem, wenn es in einem der anderen Rennen nicht ganz so gut laufen würde. Im Endeffekt muss man aber einfach immer Gas geben und versuchen, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wir müssen so viel wie möglich Punkte sammeln und dürfen einfach keine Fehler mehr machen.
Die aktuelle Situation ist mit 2020 vergleichbar. Damals waren Sie auch kurz vor dem Ende der Saison im Rennen für beide Titel. Was sind die Unterschiede?
2020 fiel die Entscheidung zwischen mir und ten Voorde. Diesmal gibt es mehrere Fahrer, die für den Gesamtsieg in Frage kommen. Im Carrera Cup sind es drei. Im Supercup kämpfen sogar noch vier oder fünf Piloten um den Titel. Das macht die Sache nicht einfacher.
Vor zwei Jahren holten Sie in beiden Serien den Vizemeistertitel. Was muss diesmal besser laufen?
Im Carrera Cup habe ich 2020 beispielsweise den Titel sozusagen auf dem Lausitzring im Regen verloren. Ich habe Fehler gemacht und bin dadurch von Platz vier weit zurückgefallen. Das hat mich damals viele Punkte gekostet und die Gesamtwertung habe ich am Ende auf nur acht Punkte verloren. Solche Fehler darf ich mir nicht mehr erlauben. Diesmal bin ich ja dann auch auf dem Lausitzring ruhig geblieben und habe am Ende zweimal gewonnen.
Im Überblick
Porsche Supercup, Gesamtwertung:
1. Dylan Pereira: 92 Punkte
2. Laurin Heinrich: 88
3. Larry ten Voorde: 82
drei Rennen stehen noch aus
Porsche Carrera Cup Deutschland, Gesamtwertung:
1. Laurin Heinrich: 218 Punkte
2. Larry ten Voorde: 192
3. Dylan Pereira: 190
vier Rennen stehen noch aus
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