Leichtathletik-EM / „Echt geil“: Bob Bertemes ist in seiner letzten Saison der sechstbeste Kugelstoßer Europas
Bob Bertemes hat bei seiner letzten Europameisterschaft im Finale der Kugelstoßer mit 20,86 Metern den sechsten Platz belegt. Nur acht Zentimeter fehlten dem Luxemburger zum Podium. Mit seinem Ergebnis ist der 31-Jährige trotzdem zufrieden.
Nostalgisch oder emotional wurde Bob Bertemes nach seiner letzten Europameisterschaft nicht. Der Luxemburger wirkte am Samstagabend nach dem Finale der Kugelstoßer, wie eigentlich immer, cool und gefasst. „Ich bin relativ rational“, sagte er, nachdem er im Finale mit 20,86 Metern auf dem sechsten Platz gelandet war. „Am Ende des Tages geht es darum, eine Kugel so weit wie möglich zu stoßen. Da wäre es fehl am Platz, zu emotional ranzugehen.“
Ganz emotionslos war das EM-Finale für den 32-Jährigen dann aber doch nicht. Wie schon im Halbfinale am Freitag hatte Bertemes erneut verhalten losgelegt. 19,60 Meter standen nach dem ersten Versuch zu Buche. Im zweiten konnte sich der Luxemburger nicht steigern. Im Gegenteil, dieser war sogar ungültig. In der Zwischenwertung rutschte er damit auf Rang elf ab. Vor seinem dritten Versuch stand Bertemes also mächtig unter Druck, denn nur die besten Acht durften danach im unmittelbar folgenden großen Finale noch einmal für drei weitere Versuche in den Ring steigen. Am Tag davor hatte Bertemes im Halbfinale aber schon gezeigt, dass er in seinem letzten Versuch nochmal „einen raushauen“ kann. Und im Finale tat er genau das wieder. Mit 20,86 Meter katapultierte sich der 31-Jährige auf den zwischenzeitlichen vierten Platz – und sicherte sich damit die drei weiteren Versuche.
Um acht Zentimeter an Bronze vorbei
„Der Dritte war schon geil. Es war ein geiles Gefühl, mal wieder einen richtig zu treffen. Gerade mit den Luxis auf der Tribüne“, blickte er später darauf zurück. Zu seiner letzten Europameisterschaft waren Familie und Freunde angereist. „In dem Moment weißt du sofort: Ok, du hast geil getroffen und dann wartest du nur noch darauf, dass eine Zahl auf der Anzeigentafel hochgeht.“ Auch sein Puls sei in diesem Moment in die Höhe geschnellt – und auch wenn er eigentlich die Emotionen aus dem Kugelstoßen raushalten will, sagte er: „Es ist natürlich nicht so, dass ich da ganz kalt bleibe.“ Nach einem kurzen Moment habe er sich aber sofort auf die drei weiteren Versuche konzentriert.
Mit dem Podium in Reichweite sollte ihm anschließend dann aber kein gültiger Stoß mehr gelingen. „Ich wollte einfach zu viel“, erklärt er. „Ich habe hinten raus zu viel draufgebolzt. Oben war ich schneller als unten. Das ist immer schlecht. Die Luft war auch ein bisschen raus.“ Seine 20,86 Meter bedeuteten am Ende Platz sechs bei seiner letzten EM-Teilnahme. Seine internationale Klasse hat Bertemes damit erneut unter Beweis stellen können, zum fünften Mal in seiner Karriere hat er es in die Top sechs Europas geschafft (Indoor und Outdoor).
Es ist schön, dass wir das in den letzten Zügen nochmal so hingekriegt habenüber seinen sechsten Platz
Für die Bronzemedaille fehlten am Ende gerade mal acht Zentimeter, die Plätze drei bis sechs lagen in Rom alle sehr eng beieinander. Mit seinem Ergebnis zeigte sich Bertemes aber auch ohne Medaille zufrieden. „Der sechste Platz ist schon nett“, sagte er. „Das ist Balsam für die Seele.“ Der Sommer sei bis zur Europameisterschaft nicht so gelaufen, wie er es sich erhofft habe. Auch vor dem Finale fühlte er sich nicht besonders gut. „Der Start war schwierig. Schon das Einstoßen war mau. Es war heute ein Kampf“, erklärte der Luxemburger. „Dafür ist Platz sechs schon echt geil. Es ist schön, dass wir das in den letzten Zügen nochmal so hingekriegt haben.“
Fokus auf Paris
Seine Top sechs und den Abschied von der Europameisterschaft feierte Bertemes am Samstag allerdings nicht groß. Sein Blick war schon wieder nach vorne gerichtet. Nach dem Interview mit den Journalisten in der Mixed Zone musste er noch zur Dopingkontrolle, am Sonntag ging es dann zurück nach Hause, wo der FLA-Athlet mit den Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Paris beginnen wird. „Die EM ist ein richtig geiler Boost dafür“, so der Sportsoldat. „Ich werde jetzt ganz normal weiter trainieren – schauen, was gut und was schlecht war. Und dann voller Fokus auf Paris“
Dass es seine letzte Saison ist, wird Bertemes weiterhin außen vor lassen. „Die volle Konzentration liegt wie immer auf der Leistung und darauf, das Bestmögliche herauszuholen“, erklärt er. „Vielleicht werde ich am 15. August, wenn dann alles vorbei ist, eine kleine Träne verdrücken.“ An diesem Stichtag organisiert sein Verein CAB einen Abschiedswettkampf für Bertemes. Bis dahin geht er seine Wettkämpfe an, wie jeden andere auch. „Alles läuft normal weiter.“
Im Überblick
Bob Bertemes hat in seiner Karriere an vier Outdoor-Europameisterschaften teilgenommen. Das waren seine Leistungen:
EM 2016 in Amsterdam (NL): 17. in der Qualifikation mit 19,39 m
EM 2018 in Berlin (D): 12. in der Qualifikation mit 19,70 m, 6. im Finale mit 21,00 m
EM 2022 in München (D): 14. in der Qualifikation mit 19,77 m
EM 2024 in Rom (I): 7. in der Qualifikation mit 20,23 m, 6. im Finale mit 20,86 m
Leonardo Fabri: Gold und EM-Rekord
Der Italiener Leonardo Fabri hat sich in Rom vor seinem heimischen Publikum den Europameistertitel im Kugelstoßen gesichert. Der Italiener stieß am Samstagabend in seiner eigenen Liga. „Er ist schon das ganze Jahr überragend gewesen“, sagte Bob Bertemes. „Er ist turbokonstant. Es war absehbar, dass er das macht.“ Mit 22,45 Metern distanzierte Fabri nicht nur den Zweitplatzierten um mehr als 1,20 Meter, sondern stellte auch einen neuen EM-Rekord auf.
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