Dressurreiten / Ein eingespieltes Duo: Nicolas Wagner und „Quater Back Junior“ erreichen Platz 24 in Versailles
Am Mittwoch starteten Nicolas Wagner und „Quater Back Junior“ zum zweiten Mal bei Olympischen Spielen und belegten in der Qualifikation den 24. Rang. Auch wenn der 32-Jährige gerne mehr Punkte auf der Tafel gesehen hätte, war er mit der Leistung absolut glücklich.
Lange musste er sich gedulden, um 14.33 Uhr war es am Mittwoch endlich so weit. Bei drückender Hitze starteten Nicolas Wagner und „Quater Back Junior“ vor der historischen Kulisse in Versailles ihr zweites Olympia-Abenteur. Etwas Sorgen hatte sich der Luxemburger im Vorfeld gemacht, da sein Pferd vor der Olympia-Saison lange ausfiel und demnach in den letzten Monaten nicht die Wettkampfpraxis sammeln konnte, die man sich vor einem solchen Auftritt vielleicht gewünscht hätte. Doch „Quater Back Junior“ zeigte sich in bestechender Form. Nervosität war dem Duo jedenfalls nicht anzumerken. Souverän spulten sie den geforderten Pflichtteil ab und lange Zeit lag die Bewertung auch zwischen 72 und 74, fiel am Ende dann aber doch noch auf 71,988 Prozent zurück.
In Topform
Dass er mit dem, was das Duo in Paris abgeliefert hat, jedoch zufrieden war, sah man Nicolas Wagner gleich in dem Moment an, als die Musik abgeklungen war. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen verließ er die Reitarena, klopfte dabei „Quater Back Junior“ ab. „Das Pferd war heute wirklich bei mir, es war eine sehr gute Vorstellung“, freute sich der luxemburgische Reiter. Insgeheim hatte sich Wagner sogar noch mehr Punkte als die 71,988 Prozent gewünscht, die schlussendlich auf der Tafel aufleuchteten. Immerhin hatte der französische Kampfrichter ihm sogar 74,130 Prozent gegeben, ein Bereich, in dem sich Wagner auch selbst eher sah und der sogar für die Kür der besten 18 Reiter gereicht hätte. „Ich glaube, das wäre die richtige Richtung gewesen. Es war eine Topleistung von uns. Aber wenigstens einer hat es gesehen“, sagte er lachend. „Dennoch bin ich glücklich über dieses Resultat.“ Denn im Vergleich zu seiner Olympia-Premiere vor drei Jahren hat sich das Duo noch einmal verbessert. Sprangen damals 70,512 Prozent und ein 25. Platz heraus, sind es dieses Mal 71,988 Prozent und ein bemerkenswerter 24. Rang unter 59 Teilnehmern. „An das Finale hatte ich überhaupt nicht gedacht; es ist enorm schwer, unter die besten 18 zu kommen.“
Luxemburg in dieser Topform vertreten zu können, das hat mich wirklich gefreut
Dass die Bewertung am Ende nicht so hoch ausfiel, wie es sich der Luxemburger vielleicht gewünscht hätte, lag seiner Meinung nach auch daran, dass „Quater Back Junior“ länger verletzt war und das Duo in den Monaten vor den Olympischen Spielen weniger Wettkämpfe auf diesem Toplevel bestritt. Gerade aber die Tatsache, dass man öfters von den Leuten gesehen wird, die auch für die Bewertung zuständig sind, ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. „Ich hatte einfach nicht so viele Turniere, musste ihm eine Pause geben und jetzt ging es sehr schnell. Ich hätte mehrere Turniere auf diesem Niveau reiten müssen, dann hätten sie mir noch mehr Punkte gegeben. Dann wäre ich nämlich unter anderen Voraussetzungen hierhin gekommen.“ So sei es eben in seinem Sport, betont der 32-Jährige, der jedoch direkt noch einmal hinzufügt, dass es eigentlich nicht besser hätte laufen können. „Luxemburg in dieser Topform vertreten zu können, das hat mich wirklich gefreut.“
„Los Angeles wäre ein Traum“
Dass er Luxemburg bei seinen zweiten Olympischen Spielen so gut wie möglich vertreten und sein Land stolz machen wollte, betonte Nicolas Wagner nach seinem Auftritt vor den Toren von Versailles dann auch immer wieder. Dies dürfte ihm mit seinem 24. Platz gelungen sein. Somit wundert es nicht, dass er so kurz nach dem Wettkampf auch schon leicht mit Los Angeles liebäugelt. Zwar wäre sein jetzt 15-jähriges Pferd in vier Jahren schon 19 Jahre alt, doch wenn er es einem Vierbeiner zutraut, dies auch in diesem fortgeschrittenen Alter zu schaffen, dann „Quater Back Junior“.
„Er ist sehr speziell, hat viel Energie. Deshalb ist es manchmal auch kompliziert mit ihm, aber es hat gleichzeitig auch etwas Gutes. Man muss nur lernen, damit umzugehen. Es kommt aber auch immer darauf an, wie man das Pferd behandelt, und da passe ich schon ganz gut auf.“ Los Angeles 2028 wäre für Nicolas Wagner jedenfalls ein Traum. Dass für ihn aber vor allem das Wohl seines Pferdes im Vordergrund steht, machte der 32-Jährige noch einmal deutlich. Und dies ist umso wichtiger, da das Dressurreiten in den letzten Tagen gerade in dieser Hinsicht durch den Fall Dujardin für negative Schlagzeilen gesorgt hat.
Nicht zu verkennen war am Mittwoch jedenfalls, dass der Luxemburger und sein Pferd, das er vor zehn Jahren bekam und mit dem er seither arbeitet, eine eingespielte Einheit sind. „Er dreht sehr schnell auf, das kann Überschwung nehmen und zu Fehlern führen. Man muss das Pferd sehr gut kennen, immer beruhigen, mit Gefühl auf es eingehen; wenn man etwas zu viel macht, kann es nicht mehr runterkommen.“ Es war ein langer Weg für die beiden bis zu den zweiten Olympischen Spielen, ein Weg, der für Wagner am besten noch mindestens vier Jahre lang weitergehen soll.
Deutschland souverän
Mit einer bärenstarken Teamleistung hat das deutsche Dressur-Team beim olympischen Turnier in Versailles das Medaillenfinale am Samstag erreicht und die Goldmedaille deutlich im Visier. Die überragende Tokio-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera, die siebenmalige Goldmedaillen-Gewinnerin Isabell Werth mit Wendy und Olympia-Debütant Frederic Wandres mit Bluetooth kamen im Grand Prix auf 237,546 Punkte und ließ damit Dänemark (235,730) und Großbritannien (231,196) hinter sich. Als letzte Starterin der ersten Dressurprüfung musste am Mittwoch von Bredow-Werndl in das Viereck in Versailles und erhielt das mit Abstand beste Einzelergebnis. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, so eine Runde hinzulegen“, sagte die strahlende Doppel-Olympiasiegerin von Tokio. Mit der starken Leistung im Grand Prix ist von Bredow-Werndl erneut Top-Favoritin auf zwei goldene Olympia-Plaketten. (SID)
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