Basketball / „Ein ganz anderer Druck“: Lisa Jablonowski über ihre erste Profisaison in Italien
Nach einer erfolgreichen Zeit am College suchte sie den Weg ins Profilager: Lisa Jablonowski hat eine bemerkenswerte erste Saison in der italienischen Serie A1 hinter sich und ihr Weg ist noch längst nicht zu Ende.
Vom College-Basketball ins Profi-Leben: Im vergangenen Sommer wagte Lisa Jablonowski den Schritt zurück über den Atlantik, um sich komplett dem Leben als Basketballerin zu widmen. Seither läuft die 24-Jährige in der höchsten italienischen Liga, der Serie A1, auf. Dass die 1,92 Meter große Spielerin im Profibereich angekommen ist, zeigt dabei alleine schon die Tatsache, dass sie ihr Team, Costa Masnaga, in ihrer zweiten Saison schon als Kapitänin aufs Parkett führen darf.
Als Profi wird man bezahlt, man muss abliefern und hat somit auch das Risiko, zu jedem Moment entlassen werden zu können
„Es ist ein ganz anderer Druck“, erklärt Lisa Jablonowski, als sie auf die Unterschiede zwischen ihren vier Jahren an der Universität in Virginia und ihrer ersten Saison in Italien angesprochen wird. „In Sachen Intensität, was etwa die Anzahl der Trainingsstunden betrifft, gibt es aber kaum einen Unterschied“, meint die 24-Jährige, die sich auch schon in den USA vor allem auf den Sport konzentrieren konnte. „Anders ist aber das Mindset“, erklärt die Luxemburgerin weiter. „Als Profi wird man bezahlt, man muss abliefern und hat somit auch das Risiko, zu jedem Moment entlassen werden zu können.“ Ein Fakt, mit dem Jablonowski nach ihrer Studienzeit erst einmal umzugehen lernen musste. Dennoch konnte die Spielerin, die in ihrer Zeit in Luxemburg für Hesperingen und Steinsel auf dem Parkett stand, in ihrer ersten Saison in einer starken europäischen Liga auf Anhieb überzeugen. Im Schnitt stand sie 26 Minuten auf dem Parkett und kam auf Statistiken von durchschnittlich 8,1 Punkten und 5,9 Rebounds. Alles andere als selbstverständlich, denn auch in Italien war das prägende Thema in der letzten Spielzeit die Corona-Pandemie und die Eingewöhnung deswegen umso schwieriger: „Wir hatten Glück, dass die Saison nicht unterbrochen werden musste, doch man war viel isolierter, das machte es schwieriger, denn rausgehen konnte man zum Teil nicht“, betont Jablonowski.
Und auch ihre Mannschaft, Costa Masnaga, zählte keineswegs zum erweiterten Kreis der Favoriten, ganz im Gegenteil: „In den Umfragen vor der Saison haben wir bei der Frage, wer absteigen wird, die zweitmeisten Stimmen erhalten.“ Umso stolzer ist man beim Team aus der Lombardei nun darauf, es am Ende sogar ins Play-off der besten acht Mannschaften geschafft zu haben. Hier gab es in der Viertelfinalserie dann jedoch eine klare 0:2-Niederlage gegen den großen Favoriten und späteren Meister Venedig, der im Frühjahr sogar im Finale des EuroCups stand. Alles in allem aber eine durchweg positive Erfahrung für die 24-Jährige: „Ich glaube, als krasser Underdog haben wir absolut das Beste aus der Saison gemacht.“ Und auch im Pokalwettbewerb schaffte es Costa Masnaga unter die besten acht: „Das war ein riesengroßer Erfolg.“
Alle überrascht
Auch in der neuen Saison dürfte es kaum einen Unterschied hinsichtlich der Favoritenfrage geben, denn wie die Luxemburgerin betont, ist die italienische Liga zweigeteilt: „Es gibt schon einen großen Unterschied zwischen den besten vier bis fünf Teams und dem Rest der Liga.“ Dennoch will man in der Lombardei auch in der neuen Spielzeit ein Wörtchen um den Einzug in die Play-offs mitreden, auch wenn es kein leichtes Unterfangen wird: „Aufgrund der Corona-Pandemie waren einige Teams in der letzten Saison schwächer besetzt, dies hat sich nun geändert“ Der Start in die Saison 2021/22 hätte für die neue Spielführerin und ihre Teamkolleginnen allerdings nicht besser verlaufen können. Zum Meisterschaftsauftakt gab es einen deutlichen 56:83-Erfolg gegen Sassari, die Mannschaft, gegen die der Gréngewald Hostert in der vergangenen Woche noch im EuroCup spielte. Die Luxemburgerin kam dabei in 24 Spielminuten auf Statistiken von einem Punkt und acht Rebounds. Ihre Rolle in diesem Jahr hat sich dabei schon stark verändert: „Ich bin so etwas wie der Link zwischen den US-Spielerinnen und den Italienerinnen und auch für die Kommunikation auf dem Spielfeld zuständig.“ Als neue Kapitänin erhielt Jablonowski von ihrem Trainer jedoch absolutes Vertrauen: „Jetzt bin ich die, die die Richtung vorgeben muss.“ Dabei überzeugte die Luxemburgerin bereits in ihrer ersten Saison besonders durch ihre starke Defensivarbeit.
Lisa Jablonowski bereut ihre Entscheidung, nach ihren vier Jahren an der Universität in Virginia – wo sie mit den Cavaliers sogar im Frühling 2018 den Einzug in das renomierte NCAA-Turnier feiern konnte – den Schritt ins Profilager gewagt zu haben, nicht. „Es macht großen Spaß, ich genieße es und versuche, so viel wie möglich herauszuziehen. Für mich ist es nicht nur ein Job.“ Dennoch ist sie gerade dabei, einen Plan B für die Zeit nach ihrer aktiven Karriere auszutüfteln. Vor ihrem „Senior-Year“ an der Universität wusste sie nicht wirklich, ob sie noch einen Master drauflegen oder doch vielleicht versuchen sollte, ihr Geld vorerst mit Basketball zu verdienen. Die Entscheidung fiel bekanntlich erst einmal für Letztgenanntes: „Das eine schließt das andere ja nicht aus. Meinen Master kann ich immer noch machen. Ich bin auch gerade dabei, mir Gedanken zu machen, wie es nach meiner Profikarriere einmal aussehen wird.“ Auch die Entscheidung für Italien war für sie die richtige: „In Italien gibt es zwei Mannschaften, die EuroLeague und zwei, die EuroCup spielen, jedes Wochenende trifft man auf irgendwelche Stars, das macht schon großen Spaß.“
Mit dem FLBB-Team gegen Italien
Nach mehr als vier Jahren hat man Lisa Jablonowski im Sommer auch wieder im Trikot der Nationalmannschaft gesehen. „Für mich war es selbstverständlich, dass ich wieder für Luxemburg spielen werde, wenn es zeitlich passt“, betont sie. Die 24-Jährige hatte ihren Anteil daran, dass sich die FLBB-Damen den Titel bei der Kleinstaaten-EM sicherten. Dass die Mannschaft von Head-Coach Mariusz Dziurdzia ab November nun wieder einer Etage höher – in der regulären EM-Qualifikation – antreten wird, freut die 24-Jährige umso mehr. Vor allem, da Luxemburg auf Italien treffen wird: „Das wird für mich auf jeden Fall eine besondere Partie sein, schließlich kenne ich fast alle Spielerinnen, die für Italien auflaufen.“ Auch wenn Spielerinnen wie etwa Anne Simon, die nach Jablonowski auch den Weg in die USA suchten, an diesen Zeitfenstern wohl kaum teilnehmen können, ist sich Jablonowski sicher: „Das Team hat großes Potenzial.“ Und so wird man sie in Zukunft wieder häufiger im FLBB-Dress sehen.
Für mich war es selbstverständlich, dass ich wieder für Luxemburg spielen werde, wenn es zeitlich passt
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