EM / Ein Scherz im Schmerz: Mbappé und die Nase der Nation
Kylian Mbappé bricht die Nase – Frankreich bangt um seinen Superstar.
Kylian Mbappé konnte schon wieder lachen, als er um ein Uhr in der Nacht die Düsseldorfer Uni-Klinik durch den Hintereingang verlassen hatte. „Irgendwelche Ideen für Masken?“, fragte die Nase der französischen Fußball-Nation wenig später bei X, und die Antworten waren ein Fest. Die Kampfschildkröte Donatello von den Ninja Turtles, wie es seinem Spitznamen entspricht? Darth Vader? Das schrille Modell mexikanischer Wrestler? Oder doch die Emmanuel-Macron-Pappversion?
So oder so: Mbappés nächtlicher Scherz auf eigene Kosten macht dem EM-Favoriten Hoffnung. Hoffnung, dass dieses Turnier für den teuersten Spieler der Welt nicht beendet ist, bevor es überhaupt so richtig begonnen hat. Hoffnung, dass Frankreich seinen Superstar behält – den Garanten für ein erfolgreiches Turnier inmitten der politischen Debatten um den Rechtsruck in der Heimat.
Mbappés Nase, daran hatte bereits bei den ersten Bildern des blutigen EM-Auftaktsieges gegen Österreich (1:0) in Düsseldorf kein Zweifel bestanden, ist gebrochen. Allerdings, ergab das medizinische Bulletin, musste sie nicht operiert, sondern anscheinend nur gerichtet werden. Knack. Nun werde, teilte der französische Verband FFF im Wissen um die Brisanz einer nationalen Angelegenheit sehr defensiv mit, eine Maske gefertigt, die es ermögliche, „nach einer gewissen Zeit der Behandlung eine Rückkehr ins Spiel zu erwägen“. Was auch immer das bedeutet.
Spekulationen um Coemback
Die Deutungen und Spekulationen schwirren wild in alle Richtungen. Le Figaro beispielsweise befürchtet eine Zwangspause von 15 Tagen – was eine Rückkehr zum Viertelfinale bedeuten würde. Nein, kontert Le Parisien. Die Zeitung meint zu wissen, Mbappé erwäge, im nächsten Spiel gegen die Niederlande am Freitag wieder aufzulaufen. FFF-Präsident Philippe Diallo versicherte am Dienstag, es sei für eine Prognose schlicht zu früh. „Wir haben keine Federn gelassen“, so fasste es Trainer Didier Deschamps zusammen, „aber eine Nase“.
Wenn Deutschland 84 Millionen Bundestrainer hat, bestand Frankreich am Dienstag aus 68 Millionen Experten für Gesichtschirurgie. Calme, calme, ganz ruhig, sagte Deschamps. Dass es „kein kleiner Kratzer“ sei, habe ja wohl jeder gesehen. Mbappé habe vor dem Abtransport per Krankenwagen auf der Massagebank in der Kabine gelegen, „es ging ihm nicht gut“.
Tatsächlich war sein Trikot sofort nach dem Zusammenprall mit der Schulter von Kevin Danso in der 86. Minute blutverschmiert, die Nase eigenartig zur Seite verrückt – dennoch schleppte sich der Superstar unter Pfiffen der empörten Österreicher zurück auf das Feld, um eine Unterbrechung und damit eine Wechselmöglichkeit zu erzwingen. „Ein Wahnsinn“, schimpfte Österreichs Torhüter Patrick Pentz, Michael Ballack nannte das Verhalten bei MagentaTV ein „Unding“.
Womöglich war es einfach sehr professionell. So wie Dansos Reaktion: Der wandte sich umgehend auf Französisch an die Öffentlichkeit. „Es tut mir leid, dass Kylian Mbappé sich bei unserem Duell verletzt hat“, schrieb er bei Instagram. „Ich wünsche ihm gute Besserung und hoffe, dass er bald wieder auf dem Platz stehen kann.“
Mit welcher Maske es auch sein mag. Das Modell Donatello jedenfalls besitzt Kylian Mbappé schon seit 2017: Seine Teamkollegen von Paris SG haben es ihm damals als Gag überreicht – in einer weißen Dior-Box. Man sagt, zwischen Comicfigur und Fußballer bestehe eine gewisse Ähnlichkeit. (SID)
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