Handball / Ein Schritt zurück: FLH-Auswahl verliert in der Türkei deutlich 20:31
Die luxemburgische Handball-Nationalmannschaft hat in Konya einen Nachmittag zum Vergessen erlebt. Nach einer schwachen Vorstellung mussten sich die „Roten Löwen“ im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei deutlich mit 20:31 geschlagen geben. Ratlosigkeit machte sich nach der Partie breit.
„Wir sind Amateure und spielen wie Amateure“, zog Teamkapitän Tommy Wirtz am Sonntag nach der Partie gegen die Türkei ein ernüchterndes Fazit. „Wir müssen jetzt das Ganze analysieren und sehen, was wir in Zukunft besser machen können. Es war heute ein Rückschlag für uns und ein kleiner Schritt zurück.“ Und er suchte nach Erklärungen für die deutliche 20:31-Niederlage. „Natürlich fehlten ein paar Leute, aber das darf keine Entschuldigung sein für die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind“, so Wirtz enttäuscht. „Man muss aus diesem Rückschlag lernen und versuchen, es im nächsten Spiel besser zu machen, denn wir können es besser. Mental müssen wir unbedingt an uns arbeiten, weil wir in den ersten zehn Minuten nie bereit sind. Wir müssen das Ganze jetzt analysieren – nicht nur die Taktik und den Kader.“
Die luxemburgischen Handballer waren vor dem Rückspiel eigentlich optimistisch gewesen. Das erste Aufeinandertreffen am Mittwoch in der Coque hatten die „Roten Löwen“ zwar knapp 29:30 verloren – dies aber aufgrund zu vieler Eigenfehler und nicht durch die Überlegenheit des Gegners. Nationaltrainer Nikola Malesevic und seine Spieler waren sich sicher, dass wenn man die Fehlerquote in den Griff bekommen würde, die Türkei schlagbar wäre. „Wir können das schaffen und müssen an uns selbst glauben, aber gleichzeitig aufmerksamer werden, was unsere Fehler betrifft“, sagte er vor dem Rückspiel. „Es bleibt unser Ziel, gegen die Türkei zu gewinnen.“ Dieses hat man am Sonntag im Rückspiel aber deutlich verfehlt. Die „Roten Löwen“ mussten sich nach einer schwachen Vorstellung deutlich geschlagen geben und zum Schluss Schadensbegrenzung betreiben, anstatt um den Sieg zu kämpfen. Elf technische Fehler und 20 Treffer bei 44 Würfen aufs Tor standen sinnbildlich für die schwache Vorstellung.
Für das Spiel in der Türkei am Sonntag stand Jacques Tironzelli nicht zur Verfügung. Aus Studiengründen hatte er die Reise nach Konya nicht mit angetreten. Kapitän Wirtz kehrte dagegen nach überstandener Schulterverletzung zurück ins FLH-Aufgebot und stand dann auch in der Startformation. Die Luxemburger schienen zunächst besser hineinzukommen als noch im Hinspiel. Während die „Roten Löwen“ am Mittwoch ihre sechs ersten Angriffe vergeben hatten, verwandelten sie am Sonntag direkt ihren ersten zur 1:0-Führung. Dann verfiel man allerdings in das gleiche Muster wie im Hinspiel. Unaufmerksamkeiten im Angriff führten zu Ballverlusten und türkischen Kontern. Der Gegner führte so nach sieben Minuten bereits deutlich 5:1. Malesevic war zu einem frühen Time-out gezwungen. Es haperte allerdings weiter im Angriff. Nach zehn torlosen Minuten gelang den Luxemburgern durch Loïc Kaysen erst in der 11. der zweite Treffer zum 2:6.
„Keine Erklärung“
Die „Roten Löwen“ hatten erneut den Anfang verpennt, schienen aber nun etwas besser reinzukommen – auch weil Torhüter Chris Auger diesmal gut in der Partie war. Kaysen und Wirtz konnten so auf 4:6 verkürzen. Es war nur ein kurzes Aufbäumen, denn die FLH-Auswahl agierte weiter offensiv überhastet und suchte schnelle individuelle Abschlüsse – und vergab dabei erneut haufenweise Chancen. Die Türken bestraften die FLH-Auswahl für die Fehler und zogen bis zur 25. auf 13:7 davon. Bis zur Pause kam es noch bitterer. Der Rückstand wuchs auf deutliche neun Tore (8:17) an.
Nach einer ersten Hälfte zum Vergessen bekam die Mannschaft von Nationaltrainer Nikola Malesevic auch im zweiten Abschnitt keinen Zugriff. Die Türken erhöhten sofort auf 19:8 und die Partie drohte zum Debakel für die luxemburgische Mannschaft auszuarten. Malesevic versuchte, seine Mannschaft beim Stand von 12:24 in der 40. noch einmal neu zu ordnen, doch die Körpersprache seiner Spieler stimmte nicht mehr. Man bekam keinen Zugriff und die Niederlage war früh besiegelt. Am Sonntag lief einfach nichts zusammen.
„Ich habe keine Erklärung“, so Malesevic nach der Partie mit Ratlosigkeit: „Zögern, Fehlpässe, Fehlwürfe, Ballverluste – alles kam zusammen. Am Ende auf elf Tore zu verlieren – das habe ich nicht erwartet. Ich habe für dieses Team alles getan, was ich tun konnte – die Vorbereitung auf das Spiel zusammen mit dem Staff im Training. Man kann sich als Trainer nicht noch während des Spiels in Shorts stürzen, auf das Feld gehen und Tore schießen.“ Die Anzahl der Trainingseinheiten müsse erhöht und das Niveau der AXA League verbessert werden, um bessere Ergebnisse mit der Nationalmannschaft zu erzielen, so Malesevic und „auch bei der Ernsthaftigkeit im Training gibt es Dinge, die wir verbessern müssen“.
Ähnlich sieht es auch Torhüter Auger: „Das Ergebnis ist ein Schlag ins Gesicht, denn wir waren mit Ambitionen angereist. Unser ganzes System muss überarbeitet werden. Mit Spielern, die drei bis vier Mal pro Woche trainieren, ist es nämlich international immer kompliziert.“
Es wartet demnach noch viel Arbeit auf die FLH-Auswahl, die zum Abschluss der Kampagne im April noch einmal auf die beiden Gruppenfavoriten Portugal und Nordmazedonien treffen wird.
Statistik
Türkei: Günay (1-52’, 11 Paraden, davon 1 7m), Emre (52-60’, 3 P., davon 1 7m) – Hacioglu, Celik 1, Simsar 1, Nalbantoglu, H. Öztürk 1, Karakoc 1, Yagmuroglu 7, C. Öztürk 4, Celebi 1, Aydin, Kanberoglu 6/1, Pehlivan 6, Durmaz 1, Bilim 2
Luxemburg: Auger (1-33’, 6 P.), Herrmann (33-56’, 5 P.), Meyers (56-60’, 1 P.) – Trivic 2, Krier 2, Guden, Ilic 5/4, Tomassini, Weyer 2, Wirtz 1, Scheid, Rastoder 2, Kaysen 4, Etute 1, Biel 1, Veidig
Schiedsrichter: Sirbu/Serdiuc (MDA)
Zeitstrafen: Türkei 6 – Luxemburg 3
Siebenmeter: Türkei 1/1 – Luxemburg 4/7
Zwischenstände: 5’ 4:1, 10’ 6:1 15’ 7:4, 20’ 9:6, 25’ 13:7, 30’ 17:8, 35’ 20:10, 40’ 24:12, 45’ 25:14, 50’ 28:16, 55’ 29:19
Zuschauer: 1.500 (zahlende)
Im Überblick
Gruppe 1, 4. Spieltag:
Türkei – Luxemburg 31:20
Portugal – Nordmazedonien 32:27
Die Tabelle:
1. Portugal 4 Spiele/8 Punkte
2. Nordmazedonien 4/4
3. Türkei 4/4
4. Luxemburg 4/0
Die weiteren Termine:
5. Spieltag, 26. April:
17.00: Türkei – Portugal
20.15: Luxemburg – Nordmazedonien
6. Spieltag, 30. April:
18.00: Nordmazedonien – Türkei
18.00: Portugal – Luxemburg
- Daniel Scheid: „Der Wechsel war nach der Verletzung die Chance, nochmal neu zu starten“ - 19. November 2024.
- Zwischen Klassenunterschied, Komplimenten von Bundesliga-Spielern und Zuversicht - 10. November 2024.
- Zwischen dem HBD und dem Europapokal-Achtelfinale steht eine große Herausforderung - 9. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos