Radsport / Trio blickt auf Tour de France: Kirsch, Jungels und Geniets planen für das größte Rennen
Am 29. Juni startet die Tour de France in Florenz. Drei Luxemburger werden in diesem Jahr aller Voraussicht nach dabei sein. Das Tageblatt blickt etwas mehr als zwei Wochen vor Beginn der „Grande Boucle“ nicht nur auf die Chancen von Alex Kirsch, Bob Jungels und Kevin Geniets, sondern auch auf ihre möglichen Rollen bei der Frankreich-Rundfahrt.
Die Botschaft des Teams Bora-hansgrohe war bereits bei der Teamvorstellung im Januar unmissverständlich: Mit dem Transfer von Primoz Roglic ist bei der deutschen Mannschaft alles auf den Tour-de-France-Sieg ausgerichtet. „Roglic wird im Vorfeld kein Rennen antreten, um es zu gewinnen“, sagte der Sportliche Leiter Rolf Aldag. „Er wird immer mit dem Ziel am Start stehen, sich die Form zu holen, um im Juli siegreich zu sein.“
Roglic hat seit Anfang der Saison 20 Renntage in den Beinen. Bei Paris-Nice im März wurde er Zehnter, bei der Baskenland-Rundfahrt war er am 4. April in einen schweren Massensturz verwickelt. Anders als Jonas Vingegaard kam Roglic glimpflich davon. Der Slowene führte bis dahin die Gesamtwertung an, gab das Rennen nach dem Sturz aber auf. Fast genau zwei Monate später gab er sein Comeback beim Critérium du Dauphiné, das er vergangenen Sonntag gewann.
Der Sieg des Slowenen war jedoch auch ein Sieg des Teams, das sich stark präsentierte. Zum Triumph trug auch Bob Jungels bei, der während der acht Etappen immer stärker zu werden schien. Jungels kennt die Tour (fünf Teilnahmen, bestes Ergebnis: Elfter 2018) und weiß, um was es geht, wenn man die Gesamtwertung anpeilt. Genau wie beim Critérium du Dauphiné, wird Jungels sich voll in den Dienst des Slowenen stellen. „Helfer müssen eine Art Mentor sein“, sagte Bora-Teamchef Ralph Denk im Tageblatt-Interview bei der Tour de France 2023. „Das kann Bob gut, auch weil er im Team schon ein gutes Standing hat. Es gibt einen Spruch im Team: „Be like Bob“. Das zeigt, dass er eine Persönlichkeit hat.“
Wichtige Gravel-Etappe
Jungels hat gute Chancen auf die Tour-Nominierung, doch die Plätze sind umkämpft: Aleskandr Vlasov, Daniel Martinez und Jai Hindley sollen Roglic in den Bergen helfen. Danny van Poppel und Matteo Sobrero sollen den Leader im Flachen schützen. „Wir haben nur ein Ziel und einen Leader. Wir verzichten auf einen Sprinter und haben uns keine weiteren Ziele (als das Gesamtklassement, Anm. d. Red.) gesetzt“, sagte Aldag bei der Teamvorstellung. Bleiben also noch zwei Plätze im Kader, die wohl Jungels und der Österreicher Marco Haller einnehmen werden.
Wenn es ganz steil wird, wird Jungels nicht mehr an der Seite von Roglic fahren können. Dafür hat das Team andere Fahrer. Doch der Luxemburger wird in der Positionierung am Fuße des Berges, bei Windkanten oder aber auch bei der Gravel-Etappe eine wichtige Rolle einnehmen. Auf der 9. Etappe, die über 199 Kilometer rund um Troyes führt, könnten einige Favoriten die Tour bereits verlieren: 14 Schotter-Sektoren mit einer Gesamtlänge von 32,2 Kilometern müssen dann bewältigt werden. Für Roglic, der immer wieder stürzt, könnte dies eine Schlüsseletappe werden.
Doch auch andere Gesamtklassement-Fahrer werden dann auf die Hilfe ihrer Teamkollegen angewiesen sein. Einer von ihnen ist David Gaudu, der mit 58 Kilogramm die Troyes-Etappe ebenfalls fürchtet. Sicher an seiner Seite werden bei Groupama-FDJ Stefan Küng, Valentin Madouas und Romain Grégoire sein. „Ich möchte, dass wir die Tour aggressiver angehen, um für David da zu sein, aber auch, um aktiv auf Etappenjagd zu gehen“, sagte Teamchef Marc Madiot.
Kirsch an der Seite von Pedersen
Gaudu, der 2022 bei der Tour Vierter wurde, muss allerdings bis zum Grand Départ noch etwas tun: Beim Dauphiné reichte es nur für Platz 15. Unterstützung wird er sehr wahrscheinlich von Geniets bekommen. Nach einem starken Saisonstart, bei dem er Grand Prix Cycliste de Marseille La Marseillaise (1.1) gewinnen konnte, brach sich Geniets am 10. März auf der letzten Etappe von Paris-Nice das Handgelenk. Beim Dauphiné in der vergangenen Woche arbeitete Geniets weiter an seiner Form und konnte auf der siebten Etappe Selbstvertrauen tanken, indem er sich offensiv zeigte und den Sprung in die Ausreißergruppe schaffte.
Ein luxemburgisches Trio bei der Tour de France 2024 wird wohl Alex Kirsch komplettieren. Kirsch ist nicht mehr von der Seite von Mads Pedersen, dem Sprinter des Teams, wegzudenken. Der 32-jährige Luxemburger wird seine dritte Tour de France bestreiten und dem Dänen dabei helfen, seine Serie an Etappensiegen beim größten Rennen der Welt auszubauen – bislang hat er zwei Siege auf dem Konto. Doch Kirsch hat bislang keine leichte Saison hinter sich: Bei Dwars door Vlaanderen stürzte Kirsch schwer und musste an der Mittelhand operiert werden. Beim Critérium du Dauphiné wurde er vorsorglich von seinem Team auf der 6. Etappe rausgenommen, weil er am Vortag gestürzt war. Dabei handelte es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie das Team mitteilte.
Aktuell bereiten sich die Luxemburger weiter auf eine Tour-Teilnahme vor. Zuvor stehen am 21. und am 23. Juni noch die Landesmeisterschaften an. Erst danach werden die Mannschaften traditionellerweise ihr Tour-de-France-Aufgebot veröffentlichen.
„50:50, ob Jonas es zu Tour schafft“
Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ist Jonas Vingegaard auf dem Weg der Besserung. Der Sieger der letztjährigen Tour de France bereitet sich aktuell im Höhentrainingslager in Tignes auf eine mögliche Frankreich-Rundfahrt vor. Im Gespräch mit der dänischen Zeitung B.T. sagte Trainer Tim Heemskerk: „Er muss jetzt in der Lage sein, sein Programm vollständig abzuarbeiten, wenn er Hoffnung haben will, für die Tour bereit zu sein. Das Spannende ist jetzt, wie er auf die harte Trainingswoche reagiert, die er gerade hinter sich hat. Die erste Woche in der Höhe war eine Anpassungs- und Erholungswoche, und dann hatte er einfach eine harte Woche. Jetzt wird es noch eine geben. Die kommende und die darauffolgende Woche sind für die Tour von entscheidender Bedeutung. Für mich steht es 50:50, ob Jonas es zur Tour schafft. Er braucht noch ein paar gute Wochen Training, bevor wir sagen können, dass er wieder auf dem Niveau ist, das er normalerweise vor der Tour hat. Er muss noch deutlich fitter werden.“ (pg)
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