Doping / Ein Verbot mit Tücken: Sportler sind in Sachen Glukokortikoide gefordert
Seit Jahren wird darüber diskutiert, nun macht die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ernst. Glukokortikoide sind ab 2022 im Wettkampf nicht mehr erlaubt. Das Verbot weist in der Praxis allerdings einige Tücken auf, wie Dr. Anik Sax von der luxemburgischen Anti-Doping-Agentur erklärt.
Im Radsport sind die Glukokortikoide, wie zum Beispiel Cortison, seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Der aktuelle Präsident des Welt-Radsportverbandes, der Franzose David Lappartient, hatte sich bei seiner Wahl für ein Verbot eingesetzt. Lange wurde darüber gestritten, ob Glukokortikoide wirklich leistungssteigernd wirken. Mittlerweile gibt es ausreichend Studien, auf die sich die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) für ihr weitreichendes Verbot stützt. Im Wettkampf führen ab 2022 sämtliche Injektionen sowie orale oder rektale Einnahmen von Glukokortikoiden ab 2022 zu einem positiven Dopingbefund.
Der Einsatz von Glukokortikoiden ist recht weit verbreitet. Sie werden bei Allergien, rheumatischen Erkrankungen, Asthma, bei Ekzemen und in vielen weiteren medizinischen Fällen verschrieben. Dr. Anik Sax, Generalsekretärin der luxemburgischen Anti-Doping-Agentur (ALAD), begrüßt die Aufnahme in die Verbotsliste der WADA, doch sie sieht darin zugleich eine große Herausforderung auf die Sportler zukommen. Das liege zum einen am geläufigen Gebrauch von Glukokortikoiden und zum anderen an der sogenannten „Washout period“.
Problem der Auswaschphase
Die Zeitspanne, in der die Substanzen im Körper nachweisbar sind, ist sehr unterschiedlich. „Sie liegt zwischen drei und 60 Tagen. Wenn ein Sportler also in den Wochen vor einem Wettkampf mit Glukokortikoiden behandelt wurde, muss er dennoch sehr genau aufpassen“, so Dr. Sax. Wie komplex das Verbot ist, zeigt allein die Tatsache, dass die WADA Erklärungen über mehrere Seiten veröffentlichen musste mit unter anderem einer Tabelle zur Auswaschphase, je nachdem wie die Substanzen eingenommen werden. „Dass es noch lange Erklärungen braucht, ist sicherlich nicht optimal und trägt nicht zur Vereinfachung bei“, so Sax. Allerdings sieht die Doping-Expertin keine andere Lösung. Der Anti-Doping-Kampf wird seit Jahren immer komplexer.
Die Generalsekretärin der ALAD sieht bei Profisportlern, die auf eigenes medizinisches Personal zurückgreifen können, keine größeren Probleme. Sorgen bereiten ihr eher die vielen lizenzierten Amateure, die ebenfalls unter die Aufsicht der ALAD fallen. Aus dem Grund wird die Anti-Doping-Agentur in den kommenden Wochen und Monaten versuchen, auf das Thema aufmerksam zu machen und möglichst viele Sportler zu informieren. „Sobald ein Arzt das Wort Cortison in den Mund nimmt, müssen beim Sportler die Alarmglocken läuten. Dann muss er seinen Arzt fragen, wie lange die Substanz im Körper bleibt und ob er unter Umständen eine medizinische Ausnahmegenehmigung für einen Wettkampf benötigt“, empfiehlt Dr. Sax. Bei Zweifeln kann man sich auch direkt an die ALAD wenden. „Wir wollen unbedingt verhindern, dass jemand aus Unachtsamkeit oder Unwissenheit eine positive Dopingprobe abgibt.“
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