Schwimm-EM in Belgrad / Ein zweiter Rekord, aber keine Olympia-Norm
Was das Abschluss-Wochenende der 37. Europameisterschaften in Belgrad betrifft, sind zwei Schwerpunkte zu nennen. Am Samstag versuchte sich ein Trio leider erfolglos an der Pflichtzeit für die Olympischen Spiele, am Sonntag konnte die FLNS-Staffel am 7. und letzten EM-Tag ihren zweiten Landesrekord aufstellen.
Der vorletzte Wettkampftag bei den „37th European Aquatics Championships“ sollte aus luxemburgischer Sicht das i-Tüpfelchen werden. Historisch war schon die Zusammensetzung. Zum ersten Mal gingen vier Schwimmer bei einer Europameisterschaft im gleichen Rennen an den Start. Drei von ihnen kämpften dabei in diesem Kraulsprint um ein Paris-Ticket. Es zeigte sich aber zum einen, dass die Vorläufe über diese 50 m Kraul relativ langsam waren, zum anderen, dass das 50-m-Becken des „Sports Centre Mila Gale Muškatirovic“ nicht zu den schnellsten in Europa zählt. Die Chronos trafen schlussendlich auch die FLNS-Schwimmer, keiner aus dem Quartett reichte an seine Bestzeit heran.
Als Kuriosum am Rande einige Zahlenspiele: Drei der vier FLNS-Akteure schwammen am Samstag auf Bahn 7, nur Daleiden musste auf die Außenbahn (9) und zwei der Audot-Schützlinge schlossen ihren Vorlauf auf Rang 7 ab. Und zu guter Letzt standen drei Luxemburger in der Gesamtwertung auf einem Platz mit einer 2 hinten. Aber zunächst einmal der Reihe nach.
Als Erster trat Brustschwimmer Joao Carneiro im zweiten von insgesamt neun Vorläufen der 50 m Freistil auf und schlug als 72. insgesamt 22/100 über seiner Bestzeit (23“87) an. Im 5. Vorlauf suchte Julien Henx seine letzte Olympia-Chance, doch leider verpuffte sein großer Traum mit Platz 52 und 21/100 über seiner Bestzeit (22“74) und somit 88/100 über der olympischen Pflichtzeit (22“07). Bessere Möglichkeiten hatte Ralph Daleiden im 7. Vorlauf, der seine große Chance auf Paris am Dienstag über 100 m Freistil verpasst hatte. Daleiden hätte seine Bestzeit (22“37) schon ordentlich verbessern müssen, als 9. und Vorletzter (Gesamtrang 32) blieb seine Stoppuhr bei 22“60 stehen. Damit war Rémi Fabiani der letzte Pfeil der FLNS, zugleich der hoffnungsvollste mit einem Landesrekord von 22“09, nur 2/100 über der Norm. Der Wahl-Kalifornier stand im letzten Vorlauf auf dem Startblock, schwamm ein gutes Rennen und schlug als Dritter mit der Schnapszahl von 22“22 an. In der Schlussabrechnung brachte ihm diese Zeit den 10. Platz ein und damit konnte sich Fabiani für das Halbfinale um 18.58 am Abend qualifizieren, mit einer zweiten und besseren Quali-Chance.
Fabiani trat im 2. Halbfinale auf Bahn 2 an. Auch die Semi war nicht deutlich schneller, die Landesrekordzeit hätte dem Differdinger sogar zum Finale gereicht. Fabiani haute alles in dieses Halbfinale hinein, schlug als Fünfter an. Sein Chrono war schneller als am Morgen – nur reichten die 22“14 nicht für das Finale aus (es fehlten 2/100) und schon gar nicht für Olympia.
Ebenfalls am Samstag bestritt Finn Kemp sein letztes Einzelrennen über 200 m Lagen im 4./4 Vorlauf (Bahn 0). Dem Youngster im Team lag die Anstrengung nach den zahlreichen Einsätzen bei seiner ersten EM in den Armen und Beinen. Der 19-Jährige kam nach einer außerordentlich starken Saison nicht über den 28. Platz hinaus und blieb mit 2‘06“22 doch deutlich über seiner Bestzeit (2‘02“94). Für Kemp war wie für Carneiro, Daleiden und Fabiani die EM-Reise noch nicht zu Ende.
Erfolgreiche Staffel
Am Sonntag trat das Quartett als Team zu den 4×100 m Lagen an, mit der Attacke auf den Landesrekord der JPEE-Staffel aus Island (3‘43“75). Eine schwierige Aufgabe, weil 2015 mit Schneiders, Carnol, Stacchiotti und Henx vier Spezialisten am Start waren. Rémi Fabiani legte auf dem Rücken gut los (55“65, Platz 6), Finn Kemp (1‘02“24) konnte auf der Brust diese Position verteidigen, während Joao Carneiro im Delfin (55“01) eine Position einbüßte, die Ralph Daleiden im Kraul (48“50) fast zurückeroberte. Am Anschlag sprang ein 13. Platz in der Gesamtwertung heraus. Wichtiger war, dass die Uhr bei 3‘41“40 stehen blieb, also 2“35 unter dem bestehenden Rekord.
In der Bilanz durfte Coach Christophe Audot stolz auf seine Schützlinge gewesen sein, die nicht nur größtenteils jung war und mit Finn Kemp einen EM-Neuling am Start hatte, sondern vor allem, weil sich das Quintett mehrfach in die Annalen einschreiben konnte. Zusammenfassend konnten im langsamen Belgrader 50-m-Becken drei persönliche Bestzeiten geschwommen, mit der Staffel beide Landesrekorde unterboten und vor allem fünf Halbfinalen ergattert werden. Der Wermutstropfen war, dass weder Daleiden noch Fabiani oder Henx die Norm für die Olympischen Spiele erreichen konnten.
Resultate
50 m Freistil Männer – Vorlauf: 1. Shane Ryan (IRL) 0.21.82 2. Kristian Gkolomeev (GRE) 0.21.95 3. Huseyin Sakci (TUR) 0.22.09 10. Rémi Fabiani (LUX) 0.22.22 16. Matej Dusa (SVK) 0.22.27 32. Ralph Daleiden (LUX) 0.22.60 52. Julien Henx (LUX) 0.22.95 72. Joao Carneiro (LUX) 0.24.09 (74 Teilnehmer) 50 m Freistil Männer – Halbfinale: 1. Kristian Gkolomeev (GRE) 0.21.73 2. Andrej Barna (SRB) 0.21.92 3. Vladyslav Bukhov (UKR) 0.21.94 8. Stergios Bilas (GRE) 0.22.12 10. Rémi Fabiani (LUX) 0.22.14 (16 Teilnehmer)
200 m Lagen Männer – Vorlauf: 1. Hubert Kos (HUN) 1.58.75 2. Dominik Torok (HUN) 1.59.11 3. Gabor Zombori (HUN) 1.59.52 19. Juraj Barcot (CRO) 2.03.17 28. Finn Kemp (LUX) 2.06.22 (33 Teilnehmer) 4×100 m Lagen Männer – Vorlauf: 1. Ukraine 3.34.35 2. Österreich 2.35.13 3. Ungarn 3.35.73 8. Israel 3.38.76 13. Luxemburg 3.41.40 (Landresrekord) (Fabiani, Kemp, Carneiro, Daleiden) (15 Staffeln)
Der Ball liegt beim COSL
Mit dem letzten Wettkampftag der „37th European Aquatics Championships“ in Belgrad endete auch die Qualifikationsphase für die Olympischen Sommerspiele in Paris. In Serbien konnten Ralph Daleiden und Rémi Fabiani die Norm für die Spiele nicht erreichen. Die Folge ist, dass Luxemburg erstmals seit 28 Jahren nicht im Schwimmsport bei Olympia vertreten sein könnte. Seit 1900 waren 40 luxemburgische Schwimmer bei den Olympischen Spielen vertreten. Achtmal seit 1900 wurde Olympia ohne FLNS-Beteiligung ausgetragen, zuletzt 1996 in Atlanta.
Die Maximal-Teilnehmerzahl bei Olympia im Schwimmen ist vier. Sie wurde viermal erreicht: Nach 1924 in Paris war dies 1936 in Berlin, 1960 in Rom und 2008 in Peking (Christine Mailliet, Laurent Carnol, Alwin De Prins und Raphaël Stacchiotti).
Doch für Paris 2024 besteht noch Hoffnung, denn das IOC-Reglement ist manchmal großzügig. Insgesamt werden für Paris 852 Startplätze im Schwimmen vergeben, maximal für 26 Männer und 26 Frauen pro Nation. Gesetzt sind alle Schwimmer, welche die Pflichtzeit vorzeigen können. Sollte das Kontingent nicht erschöpft sein, würden maximal 28 Startplätze an die schnellsten Zeiten dahinter vergeben werden.
Eine dritte Möglichkeit sind die „Universality Places“, zwei Startplätze an Nationen, die noch keine Qualifikation realisieren konnten, eine Frau und ein Mann. Letzteres trifft auf Luxemburg zu. Das Großherzogtum darf einen Startplatz im Schwimmen beantragen (bei den Frauen stellt sich die Frage nicht). Beantragt darf dieser Startplatz aber nur vom Nationalen Olympischen Komitee werden, der Ball liegt also beim COSL.
Dies muss jetzt relativ schnell passieren, denn am 3. Juli werden die Teilnehmerlisten finalisiert. Das COSL muss also abwägen, ob und für wen sie einen solchen Startplatz anfragen, zum anderen muss der Antrag positiv vom IOC beantwortet werden. Auf Tageblatt-Nachfrage teilte der Technische Direktor des COSL, Raymond Conzemius, mit, dass die Entscheidung am Montag getroffen und am Dienstag öffentlich mitgeteilt wird. (MB)
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