Tischtennis / Eine Akkreditierung, viele Fragen: FLTT reagiert auf die Kritik von Sarah De Nutte bei den Olympischen Spielen in Paris
Bei den Olympischen Spielen in Paris zeigte sich Sarah De Nutte nach ihrer Erstrundenniederlage gegen die Portugiesin Shao Jieni enttäuscht vom Verband, der ihr die Möglichkeit genommen habe, von ihrem persönlichen Trainer Peter Teglas gecoacht zu werden. Eine Kritik, auf die der Verband am Dienstag reagierte, der noch viele offene Fragen hinsichtlich einer Akkreditierung hat.
Die Olympischen Spiele in Paris sind seit inzwischen etwas mehr als drei Wochen beendet. Für den nationalen Tischtennisverband FLTT waren es historische Sommerspiele, denn erstmals qualifizierten sich mit Sarah De Nutte, Ni Xia Lian und Luka Mladenovic drei Einzelspieler für das größte Sportevent der Welt. Zum ersten Mal überhaupt war Luxemburg dabei sogar im Herreneinzel vertreten. Rein sportlich waren diese Olympischen Spiele laut FLTT-Präsident André Hartmann dann auch außergewöhnlich: „Auf die Resultate unserer Spieler sind wir wirklich stolz. Luka hat in seinem Match einen fantastischen ersten Satz gespielt, am Ende war der Gegner dann einfach eine Nummer zu groß. Sarah hat ihr persönlich bestes Ergebnis gegen ihre portugiesische Gegnerin geholt. Nach ihrem 0:2-Rückstand hat sie ins Spiel zurückgefunden, hochklassige Ballwechsel gespielt, dann leider knapp verloren.“ Beide FLTT-Athleten verloren in Paris bekanntlich ihr Auftaktspiel.
Für Ni Xia Lian gab es in der französischen Hauptstadt derweil einen Sieg, ehe sie sich der Nummer eins der Welt in der zweiten Runde geschlagen geben musste. „Auf welch hohem internationalen Niveau Ni Xi Lian spielt, ist bekannt. In Erinnerung wird der große Anklang bleiben, den sie beim Publikum hatte. Sie ist eine internationale Legende und hat ein fantastisches Nation Branding gemacht.“
Kritik von De Nutte
Es ist jedoch eine andere Sache, die in Paris hohe Wellen schlug, und auf die die Verantwortlichen der FLTT am Dienstag bei einer Pressekonferenz noch einmal genauer eingehen wollten. Nach ihrem Match hatte sich Sarah De Nutte nämlich enttäuscht von ihrem Verband gezeigt und nicht mit Kritik gespart. Stein des Anstoßes war dabei die enge Programmierung der Matches der drei FLTT-Spieler, die bei Olympia allesamt am gleichen Abend binnen kürzester Zeit an der Platte standen, und die Tatsache, dass mit Tommy Danielsson nur ein einziger Coach zur Verfügung stand. Dieser straffe Zeitplan hatte zur Folge, dass Danielsson von einem Match zum anderen hetzen musste und vor den jeweiligen Spielen keine Möglichkeit hatte, längere Zeit bei jedem seiner Schützlinge zu sein. De Nutte hatte sich erhofft, dass ihr persönlicher Trainer Peter Teglas, der an diesem Abend mit Akkreditierung um den Hals auf der Tribüne saß, früher selbst im Trainerteam der FLTT tätig war und dessen Vertrag mit dem Verband im Jahr 2020 nicht verlängert wurde, ihr Coaching hätte übernehmen dürfen. Laut der Spielerin lag es an ihrem Verband, dass Teglas diese Möglichkeit nicht erhielt.
Eine Kritik, die das Team rund um Präsident André Hartmann und Sportdirektor Heinz Thews jedoch nicht so stehen lassen wollte. Bereits bei den ersten konkreten Planungsdiskussionen mit dem COSL, bei denen Thews gemeinsam mit Danielsson und De Nutte anwesend war, habe die Spielerin nämlich schon den Wunsch geäußert, dass Teglas in Paris dabei sein solle. Der Technische Direktor des COSL, Raymond Conzemius, habe diesen Wunsch unterstützt und dabei vorgeschlagen, sich um eine P-Akkreditierung für ihren persönlichen Coach bemühen zu wollen. Diese ermöglicht den Einlass in die Trainingshalle, jedoch nicht in den Innenraum der Wettkampfstätte selbst. Für diesen wird eine AO-Akkreditierung benötigt, die auch als „Field of play“-Akkreditierung bezeichnet wird. Bei der FLTT war man mit diesem Vorschlag einverstanden, unter der Bedingung, dass auch ein hochwertiger Trainingspartner eine solche P-Akkreditierung erhalten würde.
Keine Information des COSL
Beim Verband schlug man laut Thews schließlich vor, dass Danielsson sowie die derzeitigen Nationaltrainer Peter Engel und Ryan Jenkins sowie Thews selbst auf die Longlist für eine AO-Akkreditierung sowie Teglas und Florian Bourassaud, als möglicher Trainingspartner, auf die Longlist für eine P-Akkreditierung kommen sollten. Nachdem feststand, dass drei FLTT-Spieler bei Olympia dabei sein würden, fand laut Thews am 21. Juni dann noch einmal ein Gespräch mit Conzemius und seinem Stellvertreter Laurent Carnol statt, bei dem man mitgeteilt bekam, dass es für das Tischtennis eine AO- sowie zwei P-Akkreditierungen geben würde. Erstere sollte somit an Danielsson gehen, die beiden anderen an Teglas und Bourassaud.
Nach Bekanntgabe der engen Spielansetzung in Paris ist weder von Sarah De Nutte noch von Peter Teglas noch vom COSL eine Initiative ausgegangen, um die Abmachung, die wir vorverhandelt hatten, nachzuverhandelnSportdirektor FLTT
Als schließlich die Programmierung der Matches der luxemburgischen Spieler kommuniziert wurde und sich Danielsson bei den Organisatoren darüber beschwerte, habe er vor Ort die Information erhalten, dass dies durchaus so durchgezogen werden könne, da Luxemburg schließlich zwei AO-Akkreditierungen hätte. Eine Tatsache, über die die FLTT, laut Thews, bis heute nicht vom COSL informiert wurde. „Die anschließenden Erkundigungen, die wir angestellt haben, lassen darauf schließen, dass die Akkreditierung von Peter Teglas von einer P in eine AO gewechselt wurde.“
Die Kritik von De Nutte kann Thews dann auch nicht nachvollziehen: „Sarah hatte den bestmöglichen Coach bei Olympia voll zur ihrer Verfügung. Ergänzt wurde dieses Setup durch den geplanten und abgesprochenen Einsatz ihres Privattrainers im Trainings- und Vorbereitungsbereich und den Einsatz des Trainingspartners Bourassaud. Wir haben einen Coach, Tommy Danielsson, gehabt, der über zwei Jahre Sarah bei allen internationalen Wettbewerben begleitet hat, betreut und sie auch dementsprechend weiterentwickelt hat. Jemanden einzusetzen, der in zwei Jahren kein einziges Spiel auf internationaler Ebene von ihr betreut hat, wäre absolut unprofessionell gewesen.“
„Nicht im Stich gelassen“
Teglas und Bourasaud seien in Paris die gesamte Zeit in der Trainingshalle bei Sarah gewesen, betont der Sportdirektor der FLTT noch und zeigte schließlich noch zwei Bilder von den Akkreditierungen von Danielsson und Teglas, die beide die gleichen Codes aufgedruckt hatten. „Nach Bekanntgabe der engen Spielansetzung in Paris ist weder von Sarah noch von Teglas noch vom COSL eine Initiative ausgegangen, um die Abmachung, die wir vorverhandelt hatten, nachzuverhandeln. Bei den Leuten, die die veränderte Akkreditierungslage sicher gekannt haben, wäre es der richtige Schritt gewesen, auf uns zuzugehen.“
Thews betont zudem, dass im Vorfeld von Paris, in der Qualifikationsphase für Olympia, Sarah bei Terminüberschneidungen den Vorzug vor Ni Xia Lian erhalten hatte, wenn Turniere an verschiedenen Orten stattfanden. „Wir hatten eine Wettkampfphase in Lima und Rio, zum gleichen Zeitpunkt wie Havirov. Das Mixed und Xia Lian im Einzel in Havirov hat Peter Engel betreut, Tommy ist mit Sarah nach Rio und Lima gereist. Das sollte deutlich machen, dass man nicht davon reden kann, dass wir Sarah im Stich gelassen hätten.“ Es war nur eines von mehreren Beispielen, die man am Dienstag bei der FLTT aufführte.
Weder mit Sarah De Nutte noch mit dem COSL konnten bisher Gespräche geführt werden, etwas, das man bei der FLTT bereits gerne längst getan hätte. Dass Redebedarf besteht, dürfte jedoch inzwischen jedem klar sein. Beim Tischtennisverband betont man abschließend noch, dass einem viel daran gelegen sei, dass Sarah De Nutte mit ihrer Situation zufrieden sei. „Es gab jedoch einige Äußerungen, die schwierig zu interpretieren sind. Es ist eine delikate Situation, das muss Sarah als Kadermitglied, das den Tischtennissport nach außen repräsentiert, verstehen. Dass individuelle Wünsche bestehen, ist verständlich, doch es ist kein Wunschkonzert. So kann die Betreuung der Athleten nicht funktionieren. Wir können auf den Weg gehen, dass wir ihr alle Entscheidungen überlassen, aber dann muss sie auch alles alleine machen“, so Präsident André Hartmann.
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