/ „Eine logische Konsequenz“: Sportminister Dan Kersch wird ins Exekutivkomitee der Welt-Antidoping-Agentur gewählt
Ab dem 1. Januar 2020 wird der luxemburgische Sportminister Dan Kersch Mitglied des wichtigsten Entscheidungsgremiums der Welt-Antidoping-Agentur (WADA). Er ist nicht der erste Luxemburger, der sich in der WADA engagiert. Seit der Gründung der Agentur hat Luxemburg eine aktive Rolle im Kampf gegen Doping gespielt.
Die Welt-Antidoping-Agentur mit Sitz im kanadischen Montreal wurde 1999 auf der ersten Welt-Antidoping-Konferenz in Lausanne gegründet.
Es war eine direkte Folge aus dem Festina-Skandal bei der Tour de France 1998. Seitdem legt die WADA die Regeln der weltweiten Antidoping-Bewegung fest.
Länder und Sportverbände, die den „World Anti-Doping Code“ unterschrieben haben, verpflichten sich dazu, dessen Regeln einzuhalten.
Es war keine einfache Wahl, die Sportminister Dan Kersch am 11. September im Europarat in Straßburg gewann. Insgesamt gab es fünf Kandidaten und es benötigte vier Wahlgänge. Dass ein Kandidat aus einem kleinen Land den durchaus wichtigen Posten im Exekutivkomitee der WADA erhält, ist nicht alltäglich. Seine Kandidatur hat Kersch während der Spiele der kleinen europäischen Staaten Ende Mai in Montenegro vorbereitet. Als er hörte, dass das Mandat seines Vorgängers, des polnischen Sportministers Witold Banka – der übrigens am 1. Januar 2020 Präsident der WADA wird –, auslaufen würde, hat er sich ei seinen Amtskollegen aus den kleinen Ländern umgehört, ob sie seine Kandidatur unterstützen würden. Die Unterstützung bekam er dann auch zugesichert. Nur mit den Stimmen der Kleinen hätte Kersch es allerdings nicht geschafft.
„Politische Stabilität Luxemburgs“
Der LSAP-Politiker sieht mehrere Gründe für seinen Erfolg. Unter anderem wies Kersch in seiner Rede vor dem Europarat auf die politische Stabilität Luxemburgs hin. Bei ihm könnte man sicher sein, dass er auch in den zwei Jahren seines Mandats noch luxemburgischer Sportminister sei.
Diese Stabilität sei bei anderen Kandidaten nicht unbedingt gegeben gewesen. „Das hat sicherlich einige überzeugt“, so Kersch, der aber auch auf die Organisationsform des Sports in Luxemburg einging.
„Bei uns ist der Sport privat organisiert und vollkommen unabhängig. Das gilt auch für die Antidoping-Agentur, die nicht nur unabhängig vom Sportministerium ist, sondern auch vom Olympischen Komitee.“
Am Ende war es wohl eine gute Teamarbeit, die zur Wahl von Kersch führte. Der Minister hob dabei vor allem die Arbeit von Alexandre Husting, dem ständigen Vertreter des Sportministeriums bei der EU, sowie der Luxemburger Vertretung im Europarat hervor.
Im Kreuzfeuer der Kritik
So prestigeträchtig der Platz im Exekutivkomitee der WADA auch ist, so sehr muss sich Kersch darauf gefasst machen, oft in der Kritik zu stehen. In den letzten Monaten und Jahren gab es gleich mehrere Entscheidungen bzw. Vorfälle um die WADA-Exekutive, die für Diskussionen sorgten. So zum Beispiel während der Sitzung vor einem Jahr auf den Seychellen. Damals beschloss das Exekutivkomitee die Wiedereingliederung der russischen Antidoping-Agentur, obwohl das Land nicht alle Forderungen nach den Enthüllungen des Staatsdopings erfüllte.
Bei demselben Meeting soll es zu Mobbing-Vorfällen gegen Athletenvertreter gekommen sein, die sich gegen eine Wiederaufnahme Russlands ausgesprochen hatten. Eine umstrittene Untersuchung kam zum Schluss, dass es kein Mobbing gegeben habe, dennoch blieb ein fader Beigeschmack.
„Ich bin mir bewusst, dass ich als Exekutiv-Mitglied auch mit Kritik konfrontiert werde“, so Kersch, aus dessen Sicht einige Kritikpunkte gegenüber der WADA durchaus berechtigt sind. Für den LSAP-Politiker ist es wichtig, die Athleten stärker in den Kampf gegen Doping einzubinden. „Doping riskiert den Sport kaputt zu machen. Es geht meistens um zu viel Geld und aus dem Grund ist die Versuchung zu betrügen auch sehr groß. Ich will meinen Teil zu einem sauberen Sport beitragen“, meint Kersch über seine Beweggründe für das Engagement bei der WADA. Es könne nicht sein, dass ein einziger professioneller Radrennstall über mehr finanzielle Mittel verfüge als die Welt-Antidoping-Agentur. „Und da reden wir noch nicht von den Sportarten, wo das meiste Geld vorhanden ist“, so Kersch.
Dr. Anik Sax, Frau der ersten Stunde
Der ehemalige Handballspieler ist nicht der erste Luxemburger, der seit der Gründung der WADA im Jahr 1999 bei der Agentur aktiv ist. Sowohl auf politischer als auch auf wissenschaftlicher Ebene hat Luxemburg in den vergangenen 20 Jahren eine aktive Rolle gespielt.
Als Frau der ersten Stunde kann Dr. Anik Sax bezeichnet werden. Die Generalsekretärin der luxemburgischen Anti-Doping-Agentur ALAD war für das Sportministerium auf der ersten Welt-Anti-Doping-Konferenz und unmittelbar nach der Gründung der WADA Mitglied im „Comité standards et harmonisations“, dem Gremium, das dafür verantwortlich war, die Regeln und Grundlagen der WADA zu definieren.
Anschließend war Sax noch als unabhängige Beobachterin der WADA auf zahlreichen großen Sportveranstaltungen und stand der Kommission für therapeutische Ausnahmegenehmigungen als Präsidentin vor. Auf ihre wissenschaftliche Expertise setzt Kersch in den beiden kommenden Jahren. „Anik Sax hat sehr viel Erfahrung auf dem Gebiet der Dopingbekämpfung. Ich hoffe, dass ich auf ihre Unterstützung zählen kann, um mein Amt ausüben zu können“, sagt er.
Von Krecké bis Kersch
Der ehemalige Sportminister Jeannot Krecké hatte 2005 in einem Streit zwischen den Fußballverbänden FIFA, UEFA und der WADA vermittelt. Der damalige WADA-Präsident Richard Pound traf sich auf Einladung Kreckés in Luxemburg mit Vertretern der FIFA und UEFA. 2008 hatte Krecké ebenfalls mit dem Gedanken gespielt, seine Kandidatur für das Exekutivkomitee der WADA zu stellen, zog diese dann aber letztlich zurück. Ein Grund war der große Zeitaufwand, der nicht mit seiner zusätzlichen Aufgabe als Wirtschaftsminister vereinbar gewesen wäre.
Sport- und Arbeitsminister Dan Kersch ist sich bewusst, dass sein zusätzliches Engagement Zeit in Anspruch nehmen wird: „Wenn man Teil einer Regierung ist, dann weiß man, dass man keinen gewöhnlichen Acht-Stunden-Job hat. Aus dem Grund macht man es auch in der Regel keine 40 Jahre lang. Ich bin mir bewusst, wie viel Aufwand auf mich zukommt.“
Luxemburg als „zuverlässiger Partner“
Kerschs Vorgänger und Parteikollege Romain Schneider war ebenfalls in der Welt-Antidoping-Agentur aktiv. Er vertrat die EU drei Jahre lang im „Foundation Board“. Der Stiftungsrat ist das höchste Gremium der WADA und besteht aus 38 Mitgliedern. Die praktische Arbeit wird allerdings vom Exekutivkomitee geleistet. Für Schneider ist die Wahl von Dan Kersch die logische Konsequenz aus dem jahrelangen Engagement Luxemburgs in der WADA. „Luxemburg hat sich als zuverlässiger Partner einen Namen gemacht“, meint er.
Und welchen Einfluss hat das internationale Engagement auf die nationale Dopingbekämpfung? „Natürlich vertreten wir die Null-Toleranz-Politik auf nationaler Ebene“, so Kersch. Laut Koalitionsabkommen soll die nationale Antidoping-Agentur sowohl finanziell als auch personell aufgestockt werden. Kersch hält es noch für etwas verfrüht, um über den Haushaltsplan 2020 zu reden. „Ich kann aber versichern, dass wir unseren Verpflichtungen nachkommen werden.“
Es bleibt ja auch noch Zeit bis 2023, um das Koalitionsabkommen abzuarbeiten.
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Da kommt nicht mal heisse Luft raus! Wir erleben es immer wieder. Beispiel: Der tour de france Sieger fuhr dieses Jahr eine Strcke von 3.500km mit einem Schnitt von >40km/h !!! Mit Kochkäse und Buttermilch?