Basketball / Eine Premiere mit Umwegen: Esmeralda Skrijelj gibt bei der Kleinstaaten-EM ihr Debüt in der FLBB-Auswahl
Wenn die luxemburgische Nationalmannschaft der Damen am Mittwoch bei der Kleinstaaten-EM in Zypern ihr erstes offizielles Spiel seit mehr als zwei Jahren bestreiten wird, wird es auch einige neue Gesichter im Dress der FLBB-Auswahl zu sehen geben. Mit 25 Jahren gibt auch eine der besten Spielerinnen des Landes, Esmeralda Skrijelj, ihr Debüt für das Großherzogtum. Dies nach einem ungewöhnlichen Weg.
„Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern“, betont Esmeralda Skrijelj, als sie auf den Tag vor sieben Jahren angesprochen wird. Die Spielerin der Amicale Steinsel saß noch in der Schule im Englischunterricht: „Es war Mittagszeit und wir waren gerade auf dem Sprung nach Hause“, da klingelte plötzlich das Handy. „Ich war schon ein wenig überrascht, eine bosnische Nummer zu sehen, dachte mir, es hätte aber eher etwas mit meinem ‚Casier‘ zu tun.“ Die Tochter bosnischer Eltern, die in Luxemburg geboren ist, hatte zu dieser Zeit gerade die luxemburgische Staatsbürgerschaft beantragt. Doch am Telefon waren nicht etwa die Behörden, sondern der Trainer der bosnischen U18-Nationalmannschaft. „Ich war komplett überrascht, hätte nie damit gerechnet. Es war ein Traum, der wahr wurde.“ Der Nationaltrainer hatte Skrijelj online über die bekannte Basketballseite „Eurobasket“ gefunden. Über den heutigen Ettelbrücker Herrentrainer Kresimir Basic erhielt er schließlich die Telefonnummer des Nachwuchstalentes.
Was folgte war eine Einladung zur Vorbereitung auf die U18-Europameisterschaft, eine Zeit, die Skrijelj nie wieder vergessen wird, wie sie noch immer mit großer Begeisterung erzählt. „Das war eine komplett andere Welt. Die Vorbereitung dauerte zwei Monate, wir wohnten in einem Hotel und hatten zweimal am Tag Training, für verschiedene Spielerinnen gab es zudem noch zusätzlich dazu eine Shootingeinheit.“ Eine so professionelle Struktur kannte die heute 25-Jährige bis zu diesem Zeitpunkt nicht: „Das Niveau ist nicht mit Luxemburg zu vergleichen. Die Größe, die Physis, das ist etwas ganz anderes. Da hat man einen Einblick ins Profileben bekommen.“ Dabei galt es zusätzlich, sich bei jedem Training zu beweisen, denn von 20 eingeladenen Spielerinnen konnten nur zwölf mit zur EM fahren. Eine von ihnen war dann tatsächlich Esmeralda Skrijelj, die zuvor keine ihre Teamkolleginnen kannte. „Es war auch komisch, die ganze Zeit Bosnisch zu reden. Ich musste mich erst mal daran gewöhnen, dass dies auch für die typischen englischen Basketballbegriffe galt.“ Am Ende sprang bei der EM dann sogar noch ein fünfter Platz heraus, für Skrijelj eine unglaubliche Zeit.
Verzicht auf eine Profikarriere
Die junge Basketballerin war zu diesem Zeitpunkt eigentlich auf dem besten Weg, den Schritt ins Profigeschäft zu machen, hatte Angebote aus der deutschen Bundesliga sowie der zweiten spanischen und französischen Liga auf dem Tisch liegen, verzichtete jedoch darauf. Denn es gibt Wichtigeres im Leben als eine Basketballkarriere, wie Skrijelj erklärt: „Meine Mutter wurde schwer krank, das hatte für mich zu diesem Zeitpunkt dann einfach absolute Priorität.“ So schloss sie schließlich erst einmal die Schule ab und stieg ins Berufsleben ein. „Es ist zwar nie zu spät, doch ich habe mir mein Leben in Luxemburg aufgebaut, gehöre auch nicht zum Elitekader, und finanziell vom Frauenbasketball zu leben ist dann auch nicht so einfach.“ Und so setzte sich Skrijelj, die bei der Sparta Bartringen das Basketballspielen erlernt hat, eben neue Ziele. Die 25-Jährige ist aus der Total League inzwischen jedenfalls nicht mehr wegzudenken, gehört regelmäßig zu den stärksten luxemburgischen Spielerinnen der Meisterschaft und hat seither mit der Amicale Steinsel alles gewonnen, was es im Land zu gewinnen gibt: zwischen 2016 und 2019 nicht weniger als drei Meistertitel und drei Pokalsiege. Und auch nach der goldenen Steinseler Ära hat sich die 1,80 Meter große Spielerin neue Herausforderungen gesetzt: „Nach dem Karriereende von Liz (Schmitz) und dem Weggang von Erica (Morrow) will ich sozusagen den Staffelstab übernehmen und helfen, die jungen Spielerinnen heranzuführen.“ Mit ihrer Entscheidung ist Esmeralda Skrijelj jedenfalls im Reinen, wie sie unterstreicht: „Ich habe auf jeden Fall alles richtig gemacht.“
Ich war komplett überrascht, hätte nie damit gerechnet. Es war ein Traum, der wahr wurde.über den Anruf des bosnischen U18-Natonaltrainers
Und so folgt für die 25-Jährige nun der nächste logische Schritt: ihr Debüt in der FLBB-Auswahl. Bereits vor zwei Jahren unterhielt sie sich lange mit Nationaltrainer Mariusz Dziurdzia über die Möglichkeit, zukünftig vielleicht für Luxemburg auflaufen zu wollen. „Ich besuchte früher ja auch das Basketballinternat in Mersch, trainierte so auch mit den Jungendkadern mit.“ Für Luxemburg auflaufen durfte sie aufgrund des damals noch fehlenden Passes allerdings nicht. Für den Nationaltrainer stand schnell fest, dass Skrijelj für das Team, dem in den kommenden Monaten ein größerer Generationenwechsel bevorstehen dürfte, eine wichtige Verstärkung sein wird, und so wurde schließlich der Transfer von Bosnien nach Luxemburg beantragt. „Ich habe auch schnell Vertrauen gespürt“, betont die 25-Jährige, die sich selbst als Bindeglied zwischen den älteren Spielerinnen wie Nadia Mossong oder Michèle Orban und den jungen Talenten wie Anne Simon oder Catherine Mreches sieht. „Ich hoffe, dass ich mit meiner Erfahrung, die ich mitbringe, weiterhelfen kann. Die Nationalmannschaft wird eine ganz neue Herausforderung“, freut sich Skrijelj. „Ich werde versuchen, das Team bis zum Gehtnichtmehr zu pushen.“ Und wer Esmeralda Skrijelj und ihren Ehrgeiz kennt, weiß, dass sie auf jeden Fall stets ihr Bestes geben wird. Anders als damals beim bosnischen Kader benötigte sie dieses Mal auch kaum Eingewöhnungszeit: „Luxemburg ist ja klein, da kennt man sich gut. Es macht jedenfalls sehr viel Spaß, mit den besten des Landes zusammenspielen zu können.“
Und nachdem ihre Premiere im FLBB-Trikot im letzten Sommer coronabedingt geplatzt ist, wird es in dieser Woche nun so weit sein, wenn die Kleinstaaten-EM in Zypern mit mehr als einem Jahr Verspätung doch noch über die Bühne gehen wird. Zum Auftakt trifft Luxemburg am Mittwoch auf Kosovo. Und wer weiß, vielleicht spielt die Damennationalmannschaft in den kommenden Jahren auch wieder in der „normalen“ EM-Qualifikation, wo man dann auch durchaus auf Bosnien treffen könnte. „Das wäre ein Traum“, schmunzelt Esmeralda Skrijelj. „Inzwischen spielen ja auch viele meiner ehemaligen U18-Teamkolleginnen in der A-Mannschaft.“ Auch mit Luxemburg einmal auf einem höheren Level zu spielen, das hat sich die 25-Jährige jedenfalls als Ziel gesetzt: „Ich glaube, da sind wir auf dem richtigen Weg.“
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