FLF-Kaderneuling Michael Omosanya / Eine Überraschung kommt selten allein
Vor einem Jahr war er noch ein relativ unbekannter Spieler aus der Ehrenpromotion. Vergangene Woche wurde Michael Omosanya erstmals in das Aufgebot der Nationalmannschaft berufen. Nationaltrainer Luc Holtz sieht in ihm das Potenzial, der wuchtige Mittelstürmer zu werden, der in seinem Puzzle noch fehlt.
Als Michael Omosanya am 18. Mai bei einer Pressekonferenz der Fola vorgestellt wurde, wurde er gleich mit Gerson Rodrigues verglichen. Ein Vergleich, der eigentlich hinkt, denn beide sind komplett unterschiedliche Stürmertypen. Während der Profi von Estac Troyes eher mit Technik und Schnelligkeit über die Flügel kommt, ist Omosanya ein typischer bulliger Mittelstürmer. „Es sind wohl eher die Verrücktheit und der Einsatz auf dem Platz, worin wir uns ähnlich sehen. Aber es war schon eine große Ehre für mich, mit ihm verglichen zu werden. Das zeigt, dass die Fola Pläne mit mir hat. Auf der anderen Seite hat diese Aussage mich aber auch zum Schmunzeln gebracht“, sagt der 21-Jährige, der sich überrascht zeigte, dass die Fola überhaupt Interesse an ihm bekundete: „Ich erinnere mich noch ganz genau. Kurz bevor ich schlafen gehen wollte, habe ich eine Kurznachricht von Fola-Sportdirektor Pascal Welter erhalten, in der stand, dass sie mich verpflichten wollten. Das kam schon sehr überraschend zu diesem Zeitpunkt.“
Es ist noch nicht lange her, da spielte Omosanya überhaupt keine Rolle in den Kaderplanungen von Nationaltrainer Luc Holtz. Die vergangenen beiden Saisons verbrachte er beim FC Monnerich. Die Pandemie bremste ihn und seinen Verein aus und so konnte er nur selten sein Talent unter Beweis stellen. Die letzte komplette Saison spielte er 2018/19 bei Erstdivisionär Remich/Bous, für den er als 18-Jähriger zehn Tore erzielte.
Ein gewöhnlicher Fußballer war der groß gewachsene Stürmer jedoch noch nie. Seine erste Lizenz unterschrieb er beim Red Star Merl/Belair. Beim hauptstädtischen Verein bildete er ein starkes Duo mit seinem heutigen Nationalmannschaftskollegen Dirk Carlson (Erzgebirge Aue/D). „Er hat alle ausgedribbelt und mir die Pässe in den Fuß gespielt. Ab diesem Moment habe ich angefangen, Tore zu schießen“, blickt er zurück. Schon früh trennten sich aber ihre Wege. Carlson wurde mit zehn Jahren vom RFCUL verpflichtet und Omosanya ging mit zwölf Jahren in die F91-Fußballschule.
Am vergangenen Wochenende gab es ein Wiedersehen zwischen dem früheren gefährlichen Merler Offensivduo: in Lipperscheid bei der Nationalmannschaft. Dass Omosanya dort auftauchen würde, damit hatte nicht nur Carlson nicht gerechnet. „Als ich den Anruf bekam, war ich schon sehr überrascht. Ich hatte mir immer vorgenommen, irgendwann für Luxemburg aufzulaufen, aber dass es so schnell gehen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Nach dieser Nachricht wurde ich sehr emotional, immerhin ist es eine Ehre, für sein Land zu spielen.“
Schüchtern
Omosanya war jedoch nicht der einzige Neue im Kreis der „Roten Löwen“. Auch sein Fola-Teamkollege Diogo Pimentel ist erstmals im Trainingslager dabei, nachdem er bei den letzten beiden Länderspielterminen im September wegen einer Covid-Infektion ausgefallen war. „Ich finde es genial, bei der Nationalmannschaft zu sein. Die Jungs sind alle super nett und reden sehr viel mit Diogo (Pimentel) und mir. Am Anfang war ich ein bisschen zurückhaltender. Eigentlich bin ich überhaupt kein schüchterner Typ, aber wenn man dann Spieler sieht, die Champions League spielen, dann hat man schon Respekt und fragt sich, wie diese Profis über einen denken. Schlussendlich sind aber alle Sorgen schnell verschwunden, denn ich wurde super aufgenommen“, sagt Omosanya.
Auch Luc Holtz führte ein paar Gespräche mit dem Neuling. Omosanya ist für den Nationaltrainer die dringend benötigte Alternative auf der Mittelstürmer-Position. Bisher war Edvin Muratovic (F91) der einzige richtige Neuner im Kader der FLF-Auswahl. Holtz beschwerte sich in der Vergangenheit oft, dass ihm solche Spielertypen fehlen. Diese Lücke soll nun der 21-jährige Fola-Stürmer mit dem kräftigen Körper schließen. „Ich finde es gut, wie detailliert er mir erklärt hat, was er von mir verlangt. Das ist es, was ich brauche, um mich weiterzuentwickeln. Damit ich den nächsten Schritt machen kann, muss ich besser mit dem Rücken zum Tor agieren und den Ball besser abschirmen. Mein Ziel ist es auch, mehr Tore in der BGL Ligue zu schießen. Aber ich arbeite daran und werde dies auch irgendwann schaffen“, sagt Omosanya, der unter Fola-Trainer Sébastien Grandjean in den vergangenen Monaten bereits einen Sprung nach vorne gemacht hat.
Die Chancen, dass Omosanya in den beiden WM-Qualifikationsspielen gegen Serbien (Samstag) und gegen Portugal (Dienstag in Faro) zum Einsatz kommen wird, sind nicht sehr groß. Dass der Fola-Angreifer in Zukunft eine kleinere Rolle in der Nationalmannschaft spielen könnte, ist aber nicht ausgeschlossen. Und das wäre dann die nächste Überraschung.
Steckbrief
Vollständiger Name: Michael Omosanya Qudus Bakare
Position: Stürmer
Größe: 1,93 m
Bisherige Vereine: Red Star Merl/Belair, F91, Remich/Bous, FC Monnerich, Fola Esch (seit 1.7.2021)
Leistungsdaten 2021/22: BGL Ligue (5 Spiele/1 Tor), Europapokal (7 Spiele/1 Tor)
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