Kampfsport / Eine unruhige Generalversammlung: Schiefe Töne und eine Trennung beim Verband FLAM
Den Kampfsportverband, wie man ihn seit den 1970ern kennt, soll es in Zukunft nicht mehr in gleicher Form geben – dies ist jedenfalls der Wunsch der drei größten Vertreter. Das Tageblatt hatte vor zwei Wochen exklusiv darüber berichtet, dass Judo, Karate und Teakwondo in den nächsten Jahren auf eigenen Beinen stehen wollen. Dass die aktuelle Stimmung in der FLAM nicht die beste ist, erlebten die Hälfte der Mitglieder am Mittwochabend mit eigenen Augen. Scheitern könnte die „Neustrukturierung“ allerdings an der Formulierung des Gesetzestextes.
Geschmeidig hatte Präsident Serge Schaul die Kulisse im Strassener Centre Barblé vor seiner Wiederwahl auf das große Thema des Abends vorbereitet: „Wir haben im vergangenen Jahr sportlich richtig gute Resultate gemacht. Das ist das Ergebnis der guten Arbeit, die in den Vereinen verrichtet wurde. Wir sind in der Pandemie zu 18% gewachsen, was eigentlich erstaunlich ist. Es hat aber nicht nur Vorteile, wenn man größer wird. Deshalb haben wir uns überlegt, wie wir uns neu strukturieren können.“
Ganz groß war das Interesse im Vorfeld der Generalversammlung anscheinend trotzdem nicht nicht. Nur rund 40 der 109 stimmberechtigten Klubs waren anwesend – was andersrum auch wieder ein Beweis für die internen Probleme der FLAM ist. Auf die fehlende Identifikation mit dem Dachverband hatte der Präsident bereits vor zwei Wochen im Tageblatt-Interview hingewiesen. Dies dürfte wohl auch ein Argument sein, das er dem COSL bei den ersten Versammlungen unterbreitet hat.
Das Olympische Komitee wurde durch Generalsekretär Ralf Lentz vertreten, der die FLAM mit seinen 7.000 Mitgliedern als „Lieferant von super Resultaten“ darstellte. „Der Präsident hat uns bereits auf die Wünsche einer Neustrukturierung oder Reorganisation angesprochen. Ich bedanke mich dafür, dass diese Gespräche im Vorfeld stattgefunden haben und wir gleich eingebunden wurden.“ Gründe, warum so eine Trennung manchmal infrage kommt, gibt es laut Lentz eine ganze Reihe, da in der Vergangenheit auch andere Verbände so einen Weg einschlagen wollten. „Bei manchen liegt es daran, weil es großes Wachstum gab. Die Gründe können aber auch anderer Art sein, beispielsweise weil es menschlich nicht so gut klappt. Möglich ist auch, dass es finanzieller Natur ist und jemand ein größeres Stück vom Kuchen will. Als COSL möchten wir Abstraktion dieser Gründe machen und dann gemeinsam mit dem Verband nach einer passenden Lösung suchen.“
Bei der FLAM, „… und ich möchte der Arbeit nicht vorgreifen, ist es organisatorischer Natur“, fügte Lentz hinzu. „Ich will damit nicht sagen, dass das COSL für ein Splitting ist. Das COSL mischt sich nicht ein. Aber es ergibt Sinn, über Reorganisation nachzudenken.“
Doch ein anderes Problem könnte noch auf die FLAM zukommen: „Es gibt dieses Sportgesetz. Auf nationaler Ebene besagt der Text, dass es nur einen Verband geben darf, der alle Sportarten verbindet, die ‚similaires et apparentés’ sind. Ich bin kein Jurist. Wir möchten mit euch schauen, wie wir diese Sache gemeinsam mit dem Sportministerium regeln können. Wir möchten das im Sinne des Luxemburger Sports klären.“
Kritik aus den eigenen Reihen
Wie schlecht die Stimmung in diesem Verband ist, machte sich allerdings bei den vielen Zwischenrufen, Reklamationen, Enthaltungen und Gegenstimmen bemerkbar, die sich wie ein roter Faden durch den Abend zogen. Fred Charlé (Karaté Differdingen) wollte vom Vorstand wissen, warum die Karate-Sparte das Jahr 2021 mit einem Minus von 40.000 Euro abgeschlossen habe (obschon anfangs des Jahres ein Plus von 20.000 Euro verzeichnet worden war). Leo Salvatore, Präsident des Karate, nannte Corona-Tests und Trainerkosten als Gründe. Auch Schaul sprang in die Bresche: „Es ist ganz normal, dass manchmal ein Defizit verzeichnet wird. Das muss man in dem folgenden Jahr wieder geradebiegen. Die Ausgaben sind real, es hat sich niemand ein Auto gekauft oder auf Verbandskosten eine Reise gemacht. Wir sind transparent, es kann alles nachgeschaut werden.“
Einen schweren Stand hatten auch ein paar der Redner, die neu in die FLAM aufgenommen werden wollten – und sich einem Dachverband anschließen wollten, der bereits 2.500 Karatekas, 1.200 Judokas, 900 Taekwondokas und 2.500 Kampfkünstler vereint. Letztere machten ihrem Unmut Luft: „Wenn man in diesem Verband keine Wettkämpfe bestreitet, hat man das Gefühl, dass man nicht existiert“, sagte eine Dame. Schaul entgegnete: „Mit der Neustrukturierung wollen wir ja genau dagegen angehen, damit die Kleineren mehr Mitspracherecht bekommen können.“ Budgetaufteilung oder die Aufteilung der Kampfsporthalle waren weitere Fragen aus dem Plenum.
Dass aber selbst im „Comité directeur“ keine Einigkeit beim Thema Struktur herrscht, war wohl die größte Überraschung des Abends. Als Vorstandsmitglied Emile Eischen (Taekwondo) das Wort ergriff, machte er sich nämlich klar gegen eine Aufteilung stark: „Dieses Splitting finde ich nicht gut. Warum können wir nicht als ‚Confédération’ zusammenarbeiten, mit einem kleinen Vorstand, der unsere politische Rechte verteidigt? Es macht einen Unterschied, ob man für 2.500 streitet oder für 7.500. Wir sollten den einzelnen Verbänden ihre Freiheiten lassen, aber als ‚Confédération’ mit ein paar Regeln und einem kleinen Komitee nach außen auftreten.“
So oder so, die FLAM hat unruhige Zeiten vor sich.
12 Athleten für die Jugend-EM
Der Karate-Verband schickte gleich zwölf Nachwuchsathleten zur Jugend-Europameisterschaft nach Prag. Der Wettkampfplan verteilt sich über mehrere Tage, am Mittwoch ist die Delegation aufgebrochen. In der Kata-Disziplin werden drei Luxemburger antreten: Mia Reding (Cadettes), Anne Steinmetz (Juniorinnen) und Diogo Dos Santos (U21). Alle anderen sind für die Kumite-Wettkämpfe eingeschrieben. Es handelt sich um Gaspard Lambot (Cadets, -52 kg), Gabriela Dias (Cadettes, -54 kg), Alexander Davies (Cadets, +70 kg), Tomas Teixeira (Junioren, -55 kg), Jordan Sibille (Junioren, -61 kg), Mahmoud Almalh (Junior, -68 kg), Victor Couturier (Junior -76 kg), Yanis Tamim (U21, -67 kg) und David Marques (U21, -84 kg).
Der neue FLAM-Vorstand
Präsident: Serge Schaul
Vizepräsidenten: Norbert Welu, Nico Christmann
Generalsekretär: Leo Salvatore
Kassierer: Denis Barboni
Mitglieder: Tom Schmit, Corinne Becker, Emile Eischen, Andrea di Iulio, Alexandrina Pereira (ff), Andy Huberty, Claude Stephany, Marc Schons
Neue Vereine: Artonic Capoeira (Luxemburg), Teakwondo Club Heffingen, Kampfsportklub Hesperingen, Karate Club Garnich, Karate Club Schifflingen, Capoeira Arts et Cultures (Luxemburg)
Ehrungen: Arthur Wagner für 70 Jahre Mitgliedschaft in der FLAM, Norbert Baecker für 20 Jahre Einsatz im FLAM-Vorstand
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Moien Madame Diederich,
Merci fir deen Artikel waat d’AG vun der FLAM ungeet.
Flott dass dir mech och an erem Artikel erwännt hudd.
Vielleicht fann dir emol Zeit , esou dass ech iech nach mei Infoen kann gin.
Merci nach emol
Fred