EM-Viertelfinale / Erst geheult, dann gebrüllt: „CR7“ erklärt Mbappé den „Krieg“
Jedes EM-Spiel könnte ab sofort das letzte von Cristiano Ronaldo sein. Entsprechend emotional präsentierte sich der Portugiese vor dem Superstar-Duell mit Kylian Mbappé.
Die Stimme ständig brüchig, die Augen latent feucht – doch beim Gedanken an das Superstar-Duell wurde aus der weinerlichen Primadonna Cristiano ganz schnell wieder der brachiale Protz Ronaldo. „Sie sind einer der Favoriten auf den Titel“, sagte Portugals Anführer mit Blick auf das EM-Viertelfinale gegen die Franzosen um deren Diva Kylian Mbappé: „Aber wir ziehen in den Krieg.“
Dass die portugiesischen Fußballer am Freitag in Hamburg erneut einen großen EM-Kampf mit dem zweimaligen Titelträger aufnehmen können, haben sie allerdings nur zu einem kleinen Teil ihrer Galionsfigur zu verdanken. Denn während dem weinenden, fluchenden und betenden Ronaldo im Achtelfinale gegen Slowenien zunächst die Nerven versagten, stieg Diogo Costa zum Helden auf. Im Elfmeterschießen stellte der Torwart vom FC Porto mit drei Paraden einen EM-Rekord auf.
„Das war das beste Spiel meines Lebens“, sagte der „Man of the Match“, der im Anschluss an das torlose Remis nach Verlängerung in Frankfurt gleich die ersten drei Elfmeter der Slowenen abwehrte: „Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“
Costa rettet „CR7“
Damit hatte Costa für kurze Zeit seinen Ruhm, in den Vordergrund drängte aber rasch wieder der große Star. Schließlich hatte Ronaldo („Glückwunsch an unseren Torhüter“) während und nach dem Achtelfinale seine Emotionen mit einer Menge großer Gesten zur Schau gestellt. Jeder sollte offensichtlich das Leid des 39-Jährigen nach vergebenen Chancen und seinem Scheitern beim Foulelfmeter in der Verlängerung (105.) sehen.
Der Mutter des alternden Stars stand auf der Tribüne der Schrecken ins Gesicht geschrieben, die Mitspieler fühlten sich zum Trost genötigt. Bis Portugals Rekordnationalspieler (211 Partien) dann im Shootout als erster Schütze wieder vom Punkt antrat – und traf. Zur Freude von Trainer Roberto Martinez, der seinem Star dafür dankte, dass „er ist wie er ist“.
„Zunächst große Trauer, am Ende riesige Freude. Diese unbeschreiblichen Momente schenkt uns der Fußball“, beschrieb „CR7“ hinterher mit großem Pathos seine Achterbahnfahrt der Gefühle: „Ich war am Boden, weil mich die Mannschaft gebraucht hätte – doch selbst die Stärksten haben ihre schwachen Tage. Ich hatte aber keine Angst davor, mich den Dingen zu stellen – und den Begriff ,Aufgeben‘ wird man in Zusammenhang mit meinem Namen nie hören.“
„Ohne Zweifel letzte EM“
Dass mit dem Beginn der K.o.-Runde jedes EM-Spiel sein letztes sein kann, macht das Ganze für den vielfachen EURO-Rekordhalter noch spezieller. „Es ist ohne Zweifel meine letzte EM“, bestätigte Ronaldo, der es als erster Profi zu sechs EM-Teilnahmen gebracht hat und mit mittlerweile 29 Einsätzen sowie 14 Toren die Bestenlisten anführt: „Ich möchte die Menschen aber noch einmal glücklich machen.“
Glücklich wären die Fans, wenn es am Freitag so ausgehen würde wie im EM-Finale 2016. Damals holten sich die Portugiesen durch den Sieg gegen Gastgeber Frankreich (1:0) ihren bisher einzigen Titel. Selbstverständlich stand an jenem 10. Juli auch Ronaldo im Mittelpunkt, obwohl er schon nach 25 Minuten verletzt raus musste.
Das soll diesmal anders werden – so jedenfalls lautete das Versprechen Ronaldos, der seinen endgültigen Abschied angeblich erst bei der WM 2026 feiern will: „Ich werde in diesem Trikot immer mein Bestes geben.“
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