Leichtathletik-EM / „Es tut richtig gut“: Charline Mathias zieht ins Halbfinale ein und zeigt es ihren Kritikern
Bei ihrer ersten Europameisterschaft seit 2018 steht Charline Mathias im Halbfinale (Dienstag, 10.10 Uhr). Nachdem sie in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde, lief die Luxemburgerin am Montagmorgen in ihrem Vorlauf über 800 Meter auf den dritten Platz und hat es ihren Kritikern gezeigt.
Charline Mathias riss gleich nach ihrem Zieleinlauf den rechten Arm hoch und ballte die Faust. Sie hatte sich in Rom gerade für das EM-Halbfinale qualifiziert. In ihrem Vorlauf über 800 Meter wurde Mathias in 2:02,85 Minuten Dritte hinter der britischen Überfliegerin Keely Hodgkinson und der Französin Anaïs Bourgoin. „Ich bin mega glücklich“, brach es wenige Augenblicke später aus ihr heraus. „Die letzte Outdoor-EM, die ich gemacht habe, war 2018 in Berlin“, sagte sie. „Eine Europameisterschaft ist immer etwas Besonderes. Aber nach so einer langen Durststrecke erst recht. Das tut richtig gut.“
Mathias war seitdem immer wieder von Verletzungen und Krankheiten ausgebremst worden. „Es war viel Pech dabei“, erzählt sie. An ihre Spitzenzeiten kam sie nicht mehr heran. „Die Leute haben gefragt: Wird das noch was? Sie haben das Ganze hinterfragt und nicht mehr an mich geglaubt“, blickt die 32-Jährige auf eine schwierige Zeit zurück. Sie musste sich Fragen gefallen lassen wie: „Was macht die denn da eigentlich noch? Es gab sogar Leute, die ich eine Zeit lang nicht gesehen habe und mich gefragt haben, ob ich überhaupt noch laufe“, so Mathias. Im vergangenen Winter war sie zudem aus dem Elitekader des COSL ausgeschieden.
Ich mache das alles für mich, um mir selbst zu beweisen, dass ich nicht nur eine 2:05 wert bin.über ihr Comeback auf der europäischen Bühne
Doch Mathias entwickelte eine Jetzt-erst-recht-Mentalität, kämpfte und fand zu alter Stärke zurück. Seit April des letzten Jahres konnte sie verletzungsfrei trainieren, was ihr die Rückkehr, unter die besten Europas ermöglicht hat. „In meinem Fall ist Konstanz im Training der Schlüssel. Das konnte ich über viele Jahre nicht machen“, erklärt sie. „Das zeigt aber auch, dass wenn ich es machen kann, ich immer noch das Niveau habe.“
Zurück auf der großen Bühne
Im Februar stellte sie auf ihrer Paradestrecke in der Halle in 2:01,82 Minuten dann sogar einen neuen Landesrekord auf. Und auch im Sommer war sie richtig stark und qualifizierte sich in letzter Sekunde für die EM. „Eigentlich dachte ich, dass es vom Timing her nicht mehr reichen würde, um genügend Punkte zu sammeln. Doch dann bin ich knapp reingerutscht.“
Und bei der Europameisterschaft hat sie eindrucksvoll bewiesen, dass sie auf der großen Leichtathletik-Bühne wieder mithalten kann. Auf die Frage, ob sie das Gefühl hat, es ihren Kritikern jetzt gezeigt zu haben oder das Ganze sportlich sieht, antwortete sie mit einem Lächeln: „Ein bisschen beides, wenn ich ehrlich bin.“ Sie betont aber auch, dass sie es in erster Linie für sich selbst tut. „Ich mache das alles für mich, um mir selbst zu beweisen, dass ich nicht nur eine 2:05 wert bin. Auch wenn das Training das aussagt, ist es noch einmal etwas ganz anderes, das in einem Rennen umzusetzen. Vor allem gegen so eine starke Konkurrenz.“
Für die EM hatte sie sich keine Rennvorlage zurechtgelegt. „Das Ziel war es natürlich weiterzukommen“, sagt sie. „In meinen Augen ging es einfach darum, zu schauen, was Keely Hodgkinson macht. Sie ist hier die haushohe Favoritin auf den EM-Titel. Deswegen hing viel davon ab, wie sie das Rennen gestaltet.“ Die Britin setzte sich dann sofort zu Beginn des Vorlaufs an die Spitze des Feldes und entschied, ein langsames Rennen zu laufen. Erst auf den letzten 500 Metern wurde das Tempo angezogen. Mathias, die sich zuvor eher im hinteren Teil des Feldes aufgehalten hatte, legte einen richtig starken Schlussspurt hin und buchte so ihr Halbfinalticket. „Ich bin wirklich zufrieden und gespannt, was morgen (Dienstag) noch kommt.“
Das Halbfinale am Dienstag um 10.10 Uhr will sie vor allem genießen, die FLA-Athletin geht es aber nicht ohne Ambitionen an. „Das eine schließt das andere nicht aus“, sagt sie. „Ich muss schauen, wie ich das Halbfinale verkrafte und dann – mal schauen.“ Ihre Devise lautet „Spaß haben und das Beste herausholen.“
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