Basketball / Esch vorzeitig Meister, Steinsel und Contern steigen ab – Entscheidung sorgt für großes Unverständnis
Der Basketballverband hatte vor acht Tagen die Saison für beendet erklärt. Gestern teilte die FLBB per Video eine Entscheidung mit, die für sehr viel Unruhe und Unverständnis in der Basketball-Szene sorgte. Basket Esch wurde als Tabellenführer des Play-offs der Total League zum Meister gekürt, Contern und Steinsel steigen ab und Hesperingen und Walferdingen steigen in die Total League auf. Bei den Damen ist Etzella Ettelbrück Meister.
Beim AB Contern war die Stimmung gestern auf dem Tiefpunkt. Teammanager Francis Rollinger machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: „Es ist eine Blamage, eine Frechheit und eine Schande. In den neun verbleibenden Spielen hätten wir den Klassenerhalt noch schaffen können.“ Beim Traditionsverein waren die Verantwortlichen davon ausgegangen, dass es zu einer Aufstockung kommen würde und es keine Absteiger geben würde. „Überall in Europa wird aufgestockt, nur in Luxemburg nicht. Nun ist der Sohn des Verbandspräsidenten Meister und sein Heimatverein steigt auf. Noch Fragen!?“, so Rollinger. Der ABC-Teammanager muss jetzt mit den Planungen für die kommende Saison in der Nationale 2 beginnen. „Unser Ziel muss es sein, sofort wieder aufzusteigen“, sagte Rollinger. Ob die Mannschaft zusammen bleibt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Nationalspieler Mihajlo Andjelkovic ist ein heißer Kandidat auf einen Wechsel zu einem anderen Verein. Rollinger hat die Hoffnung jedoch nicht aufgegeben, dass der Spielmacher dem AB Contern erhalten bleiben wird: „Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit ihm und in diesem war nicht unbedingt von einem Transfer die Rede.“
Auch Steinsel, Meister 2016 bis 2018, muss den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Marc Marchetti und die anderen Vorstandsmitglieder wollen heute während einer Videokonferenz entscheiden, welche Schritte sie gegen diese Entscheidung unternehmen können. Vor allem die Art und Weise des Verbandes hat bei Marchetti einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen: „Die FLBB hatte nicht die Courage, den Vereinen die Entscheidung vor der Veröffentlichung des Videos mitzuteilen. Nicht jeder ist dauernd online. Das ist kein Respekt gegenüber den Vereinen.“ Auch sportlich ist die Entscheidung ein Schlag ins Gesicht für die Amicale. Die Steinseler hatten unter ihrem neuen Trainer Etienne Louvrier wieder in die Erfolgsspur gefunden und die letzten drei Spiele im Play-down gewonnen. „Wir haben zuletzt bewiesen, dass wir in der Lage gewesen wären, den Abstieg zu vermeiden“, so Marchetti weiter.
Freude sieht anders aus
Der Basket Esch wurde offiziell zum Meister gekürt. Für die Männermannschaft ist es der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte. Große Emotionen kamen beim Escher Kapitän Joé Biever aber nicht auf: „Wir sind nicht traurig über die Entscheidung, aber auch nicht besonders froh. So will man nicht Meister werden. Ich habe mir vorhin die Reaktionen auf der Facebook-Seite des Verbandes angeschaut und gesehen, dass die Leute nicht froh waren.“ Biever und seine Teamkollegen gingen bis gestern Abend davon aus, dass man die Saison entweder annulliert oder die Liga aufgestockt wird. „Die Entscheidung ist unglücklich. Die Musel Pikes, die Etzella oder der T71 sind wahrscheinlich nicht sehr glücklich. Schlimmer als nicht Meister zu werden, ist es aber, auf diese Art und Weise abzusteigen“, sagte Biever. Eine Meisterfeier gab es aufgrund der Corona-Krise gestern in Esch nicht. „Das werden wir aber noch nachholen“, so Biever weiter.
Für die kommende Saison planen können auch Hesperingen und Walferdingen, die vorzeitig als Aufsteiger in die Total League feststehen. In Zolver herrschte dagegen Enttäuschung. Die Mannschaft aus dem Süden lag neun Spieltage vor Schluss nur einen Punkt hinter der Résidence und muss auch in der kommenden Saison in der Nationale 2 antreten.
In der Damen-Meisterschaft wurde Ettelbrück zum Meister gekürt. Die Auf- und Abstiegsfrage ist bei den Damen weit weniger dramatisch (siehe Kasten). Zudem entschied die FLBB, den Pokal anstelle des Supercups in Kayl auszutragen. Die Partie zwischen Esch und Gréngewald (Frauen) sowie das Duell zwischen der Etzella und den Musel Pikes findet vor dem Beginn der Saison 2020/21 statt.
Einen unruhigen Abend erlebte gestern der FLBB-Vorstand um Präsident Henri Pleimling. Auf Facebook prasselte ein wahrer Shitstorm über den Verband nieder. „Die Saison wurde mit viel Seriosität gespielt und deshalb soll sie auch gewertet werden“, hatte Pleimling in seiner Videoansprache die Entscheidung begründet.
Entscheidungen
Total League der Herren:
Meister: Basket Esch, Absteiger: AB Contern, Amicale Steinsel, Aufsteiger: Telstar Hesperingen, Résidence Walferdingen
Nationale 2:
Absteiger: Wiltz, Aufsteiger: Mamer (die East Side Pirates verzichteten auf den Aufstieg, weshalb die punktgleichen Mannschaften aus Mondorf und Bascharage in der Nationale 2 bleiben)
Total League der Damen:
Meister: Etzella Ettelbrück, Aufsteiger: Wiltz hat den Aufstieg abgelehnt, Heffingen muss seine Entscheidung noch mitteilen, Hesperingen muss noch entscheiden, ob der Verein eventuell in der Total League bleiben will
Pokalfinale: Wird kommende Saison anstelle des Supercups in Kayl ausgetragen
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