LBBL Damen / Etute, Logic und eine gerechte Titelverteilung: Rückblick auf die Saison 2023/24
Gréngewald Hostert gegen T71 Düdelingen: Es ist das Duell, das die Luxembourg Basketball League der Damen auch in dieser Saison prägte. Nach einer intensiven „Best of five“-Finalserie krönte sich der Gréngewald am Donnerstag, im alles entscheidenden fünften Spiel, zum Meister 2024. Im März war es jedoch der T71 Düdelingen, der sich über den Pokalsieg freuen durfte. Das Tageblatt wirft nachfolgend einen Blick auf die Spielerinnen, die der Saison 2023/24 ihren Stempel aufgedrückt haben.
Luxemburger Spielerin der Saison
Ehis Etute: Dass Ehis Etute das wohl größte Talent ist, das der luxemburgische Basketball je gesehen hat, ist längst kein Geheimnis mehr. Dass die 18-Jährige die Statistiken der FLBB in Sachen Punkte (14,3 im Schnitt), Rebounds (9,9) und Effizienz (ein Wert von 19) anführt, ist damit auch alles andere als eine Überraschung. Im Pokalfinale im März war die junge Düdelingerin der X-Faktor, der es ihrem Team ermöglichte, dem Dauerrivalen Hostert die erste Niederlage der Saison zuzufügen, womit der T71 erstmals mit seiner goldenen Generation auch den Pokal feiern durfte. Ihre berüchtigten „coast to coast“ machten ihren Gegnerinnen auch in dieser Saison immer wieder zu schaffen, unter den Brettern gibt es zudem keine luxemburgische Spielerin, die annähernd an die Qualitäten einer Ehis Etute herankommt. Umso tragischer fiel dann jedoch ihr Abschied am Donnerstag aus. In ihrem letzten Spiel in der heimischen LBBL kassierte das junge Talent binnen gerade einmal hundert Sekunden drei Fouls und musste die letzten acht Minuten von der Bank aus verfolgen und zuschauen, wie der Gréngewald die entscheidende Finalpartie noch drehte. Gespannt darf man jedoch auf ihre zukünftige Entwicklung sein, denn in der nächsten Saison wird Ehis Etute im US-amerikanischen College-Basketball zu sehen sein, wo sie für die Oregon Ducks auflaufen wird. Fest steht: In der LBBL wird sie ein riesengroßes Loch hinterlassen.
Esmeralda Skrijelj: Seit Jahren gilt die 28-Jährige als eine der besten Spielerinnen der luxemburgischen Liga. Eine Ausnahme machte da auch die Saison 2023/24 nicht, auch wenn Esmeralda Skrijelj und die Amicale Steinsel einige desaströse Abende erlebten, so wie im Pokalhalbfinale gegen den Gréngwald, als man vom Gegner fast schon überrannt wurde. Doch die Qualitäten der Nationalspielerin sind nicht zu übersehen. Mit ihrem unermüdlichen Einsatz geht sie stets mit dem besten Beispiel voran und ihre Pässe können Partien entscheiden. So ist die Steinselerin mit ihrem Schnitt von 5,3 Assists pro Begegnung auch mit Abstand die beste luxemburgische Passgeberin der LBBL. Für die Amicale wird ihr Verlust – Skrijelj läuft in der kommenden Saison für Ligakonkurrent Contern auf – jedenfalls schwer zu kompensieren sein.
Profispielerin der Saison
Sam Logic: Sie spielte zwar vielleicht nicht die überragende Saison, die alle von ihr erwartet hatten, doch die US-Amerikanerin ist weiterhin das wichtigste Puzzlestück im Hosterter Spiel, der Dreh- und Angelpunkt, ohne den der Gréngewald seinen Titel sicher nicht verteidigt hätte. Keine andere Spielerin in der LBBL hat eine derartige Spielübersicht wie die 31-Jährige, deren Zuckerpässe ihre Teamkolleginnen immer wieder in Szene setzen. So kommt Sam Logic auch auf einen bemerkenswerten Schnitt von 8,3 Assists pro Begegnung, mit Abstand der Topwert der LBBL. Im entscheidenden fünften Meisterschaftsfinale war es auch die Profispielerin, die am Ende das Spielgeschehen in die Hand nahm und die Partie noch zugunsten ihrer Mannschaft wenden konnte.
Mia Loyd: Die Düdelingerin hatte nicht den einfachsten Start beim T71, blieb in den ersten Saisonspielen, vor allem auch gegen Rivale Hostert, hinter den Erwartungen zurück. Doch mit zunehmender Dauer der Saison fand auch die US-Amerikanerin immer mehr ihren Rhythmus, überzeugte durch ihre starke Athletik und entwickelte sich zur zuverlässigen Konstante, ohne die das Team aus der „Forge du Sud“ sicherlich nicht den Pokalsieg im März hätte feiern können. Im Meisterschaftshalbfinale gegen die Sparta war es Loyd, die das Fehlen von Ehis Etute, die bekanntlich bei einem bedeutenden Einladungsturnier in den USA spielte, kompensieren konnte. In der entscheidenden dritten Begegnung schlug sie mit 21 Punkten und 19 (!) Rebounds und fünf Assists zu.
Trainer der Saison
Jérôme Altmann/François Manti: Keiner der beiden großen Favoriten ging in dieser Saison leer aus. Während Düdelingen im März den Pokalsieg feiern durfte, verteidigte der Gréngewald den Meistertitel. An beiden Erfolgen hatten auch die Trainer einen wesentlichen Anteil. Hostert-Coach François Manti wird zwar immer vorgeworfen, dass er drei Profispielerinnen auf dem Parkett stehen hat und es damit eigentlich von selbst laufen müsste, doch ein so erfahrenes Team mit all seinen starken Charakteren zu coachen, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Bereits in der letzten Saison hat Manti gezeigt, dass er in den entscheidenden Momenten deutliche Wörter finden kann. Angst, seine Meinung zu sagen, hat der Franzose nicht. Düdelingen erlebte seinerseits eine Saison mit Höhen und Tiefen, zeigte aber mehrmals, dass es in der Lage ist, schwere Momente hinter sich zu lassen und sich zurückzukämpfen. Ein Team mit großem Charakter, woran der Trainer Jérôme Altmann auf jeden Fall seinen Anteil hat.
Youngster der Saison
Nicole Torresani: Sie ist gerade einmal 16 Jahre alt, hat es bei der Sparta aber in die Startfünf geschafft, gibt sich für ihr junges Alter bereits erstaunlich reif und hat einen starken Zug zum Korb. Auch unter den Brettern hat das Talent, trotz ihres jungen Alters, bereits gezeigt, dass es sich gegen routiniertere Gegenspielerinnen durchsetzen kann. Somit liegt sie in der JICL-Liste der besten Rebounder mit ihrem Schnitt von 4,8 hinter Ehis Etute und Esmeralda Skrijelj auf dem dritten Platz. Nicole Torresani ist damit zweifelsohne eine Entdeckung dieser Saison und dürfte im nächsten Jahr in Bartringen eine noch wichtigere Rolle bekommen.
Comeback der Saison
Shay Winton: Im Juli brachte die routinierte Profispielerin ihr erstes Kind zur Welt, stand drei Monate nach der Geburt aber schon wieder auf dem Parkett. Wie wichtig Shay Winton für das T71-Spiel ist, wurde im Verlauf der Spielzeit dann auch immer deutlicher. Vor allem in der Defensive war sie gefragt und setzte wichtige Akzente, doch pünktlich für die entscheidende Saisonphase avancierte sie zur zuverlässigsten Scorerin im Team von Trainer Jérôme Altmann. Ohne die erfahrene Spielerin hätte der T71 seinen Dauerrivalen Hostert in der Finalserie sicherlich nicht bis ins Entscheidungsspiel gezwungen.
Rücktritt der Saison
Nadia Mossong: Am letzten Donnerstag ging eine der ganz großen Karrieren im luxemburgischen Basketball zu Ende. Viele Jahre stand Nadia Mossong als Profispielerin auf dem Parkett, kam zum Abschluss ihrer aktiven Laufbahn jedoch noch einmal nach Luxemburg zurück, wo sie seit 2020 für den T71 auflief. Die 38-Jährige hatte sicherlich einen großen Anteil daran, dass die junge Düdelinger Garde um Mreches, Geniets und nicht zuletzt Etute einen solchen Entwicklungssprung gemacht hat. In ihrer letzten Saison kommt Mossong noch einmal auf Statistiken von 7,2 Punkten und 3,8 Rebounds und zählte zu den stärksten einheimischen Spielerinnen der Liga.
Bridget Yoerger: Kaum eine andere Spielerin zeigt einen solchen Einsatz, vor allem unter den Brettern, wie Bridget Yoerger. Die ehemalige Profispielerin, die inzwischen den luxemburgischen Pass besitzt und im Sommer gemeinsam mit Mossong Gold bei den JPEE im 3×3 gewann, war auch mit ihren 36 Jahren bei der Sparta eine der wichtigsten Stützen, konnte einmal mehr einen starken Schnitt von 10,4 Rebounds pro Partie aufweisen. Wohl kaum eine andere Spielerin steht damit auch so für den Aufschwung bei den Sparta-Damen, die sich in den letzten beiden Jahren zur dritten Kraft der Liga entwickelt haben. Ein Titel ist Yoerger in ihrer langen Karriere aber verwehrt geblieben, ihr Team scheiterte in dieser Saison zweimal knapp im Halbfinale am T71.
Enttäuschung der Saison
Basket Esch: Vor der Saison galt das Team aus der Minette-Metropole als klarer Kandidat für die Titgelgruppe, wenn nicht sogar für das Halbfinale. Immerhin konnte der Basket Esch mit Nadine Bourg und Emily Leid zwei erfahrene Spielerinnen verpflichten, die aus Walferdingen kamen und den jungen Kader, der aus vielen talentierten Eigengewächsen wie etwa Nationalspielerin Kyra Coulon besteht, scheinbar hervorragend ergänzten. Auch wenn das Verletzungspech in Esch zuschlug, so war man in der abgelaufenen Saison zu keinem Zeitpunkt in der Lage, das eigentliche Potenzial auch auf das Parkett zu bringen und am Ende musste das Team mit der Abstiegsgruppe vorliebnehmen.
Zahl der Saison
1: Die Titel wurden in der Saison 2023/24 eigentlich gerecht unter den beiden großen Favoriten verteilt: Pokal für den T71 und Meisterschaft für den Gréngewald. Auch im EuroCup gingen am Ende beide Mannschaften mit einem Sieg aus der Gruppenphase heraus. Am Ende müsste somit eigentlich in beiden Lagern der Dauerrivalen Zufriedenheit herrschen.
Fazit der Saison
8: Die Kader in der LBBL werden immer kleiner. Ein Problem, das sich bei den Herren zeigt, bei den Damen aber noch akuter scheint. Alleine bei den Sangliers Wiltz standen in vielen Partien gerade einmal sieben Spielerinnen auf dem Bogen. In der kommenden Saison dürfte die Situation mit den Rücktritten von Nadia Mossong, Bridget Yoerger oder auch Lynn Kauffmann und dem Wechsel von Ehis Etute in die USA sicherlich nicht einfacher werden, denn der Liga geht damit einiges an Qualität verloren. Auch die studienbedingten Weggänge, die bei den Damen in den letzten Jahren weiter zugenommen haben, dürften sich weiter fortsetzen. Gespannt darf man somit sein, wie viele Mannschaften in der kommenden Saison überhaupt noch in der LBBL antreten werden. Nachdem sich Ettelbrück und Walferdingen nach der Saison 2022/23 bereits freiwillig in die Nationale 2 verabschiedet haben, könnte die Anzahl an Teams in der kommenden Spielzeit auf acht schrumpfen, vielleicht aber auch eine Chance für die Liga.
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