Coupe de Luxembourg / Expertenmeinung: Chris Wulff analysiert die Finalisten Ettelbrück und Esch
Chris Wulff war in dieser Saison bis November noch Trainer der Sparta Bartringen, hat gegen beide Finalisten der Coupe de Luxembourg gespielt. Das Tageblatt sprach mit ihm über Stärken und Schwächen der beiden Mannschaften, was seiner Meinung nach am Samstag im Endspiel den Ausschlag geben wird und wen er als Favoriten sieht.
Etzella Ettelbrück
Ettelbrück besitzt sehr erfahrene Luxemburger Spieler, die mit ihrer Qualität gute Entscheidungen treffen. Herausheben kann man, neben einer soliden Mannschaftsleistung, sicherlich Philippe Gutenkauf, der mit fast 17 Punkten im Schnitt weiterhin der JICL-Topscorer der LBBL ist. Offensiv sind sie das erfolgreichste Team der Liga, werfen 90 Punkte pro Spiel und sind auch die Mannschaft, die mit einer Quote von rund 40 Prozent am besten von der Dreierlinie trifft. Eine weitere Qualität im Ettelbrücker Spiel ist die „Transition Offense“. Neben Fels sind sie die Mannschaft, die am schnellsten nach vorne spielt, wenn sie sich den Ball gesichert hat. Neben den Gutenkauf-Brüdern ist insbesondere Smith ein pfeilschneller Spieler, der viele Schnellangriffe erfolgreich abschließt.
Aufgrund ihres Tempobasketballs hat die Etzella leider manchmal die Tendenz, etwas überhastet den Abschluss zu suchen. Sie sollten darauf achten, dass sie dabei ihren Rhythmus nicht „überpacen“, um die Kontrolle zu behalten.
In den letzten Wochen hat das Team etwas seinen Rhythmus gesucht. Sie haben vier ihrer letzten acht Spiele verloren und haben voriges Wochenende mit einer bisher ungewohnten Ami-Konstellation gewonnen. Somit kann man gespannt sein, wie sie am Wochenende auflaufen werden, ob mit zwei oder drei Non-JICL. Schaut man auf die direkten „Match-Ups“, denke ich persönlich, dass Mallory gesetzt sein wird.
Basket Esch
Esch besitzt einen sehr tiefen Kader und von der Bank kommen mit Biever, Monteiro, Ramos oder Cornu qualitativ hochwertige Spieler, die der Spielstärke auf dem Feld keinen Abbruch tun. Sie gehören vom Papier her zu den komplettesten Mannschaften der LBBL und haben mit Rugg den noch immer besten Profispieler in ihren Reihen. Thomas Grün ist zudem einer der Spieler, der mit seinen Qualitäten im Eins gegen eins, seiner Größe und seinem Allround-Talent das Spiel entscheiden kann. Esch hat die beste Defensive der Liga und gesteht seinen Gegnern lediglich knapp über 70 Punkte zu. Da es in der Coque oft zu einem „Low-Scoring-Game“ kommt, ist die Defensive sicherlich einer der Schlüsselpunkte.
Der Basket Esch wirft etwas weniger Punkte als sein Finalgegner aus der Nordstadt, und die Punkteverteilung ist bei Esch, neben dem omnipräsenten Rugg, auf mehrere JICL-Spieler verteilt. Smith und Mallory werfen über 50 Punkte im Schnitt, Hicks und Rugg um die 40 Punkte pro Spiel. Hicks ist ein Spieler, der zu jedem Zeitpunkt heiß laufen und die „Scoresheets“ füllen kann. Im Schnitt gelingen ihm aber bisher „nur“ rund 15 Punkte. Mit seiner außergewöhnlich hohen Trefferquote jenseits der Dreipunktelinie könnte er zu einem der „Key Player“ avancieren, besonders, weil Esch weniger konstant und hochprozentig von außen trifft als Ettelbrück.
Schlüssel zum Sieg
Mit Ettelbrück und Esch treffen zwei Teams aufeinander, die von ihrer Qualität, mannschaftlicher Geschlossenheit sowie individueller Klasse und Erfahrung nahezu gleichwertig sind. Einige Faktoren können das Finalspiel dennoch maßgeblich beeinflussen.
Der Rebound ist für beide von äußerster Wichtigkeit. Nur wer den Ball hat, kann punkten. Einfache Körbe im „Fastbreak“ oder der „Transition Offense“ sind nur möglich, wenn man sich die Abpraller sichert.
Eine gute „Shot selection“ führt in den meisten Fällen dazu, dass die Trefferquote höher ist, der Gegner dadurch weniger Rebounds hat, und man sich selber in eine bessere Position für die „Transition Defense“ bringt.
„Offense wins Games but Defense wins Championships.“ Beide Mannschaften haben ihre Qualitäten auch, oder insbesondere, in der Verteidigung und zwingen ihre Gegner oftmals aufgrund ihrer aggressiven und physischen Spielweise zu Ballverlusten oder schlechten Würfen.
Ich denke, dass in einem Duell zweier solch erfahrener Mannschaften auf Augenhöhe am Ende die Tagesform und die individuelle Performance der Schlüsselspieler entscheiden wird, welches Team das Parkett als Sieger verlassen darf.
Favorit
Obwohl der Pokal bekanntlich seine eigenen Gesetze hat, gab es in den vergangenen Jahren beim Finale meist einen Favoriten und einen Underdog. Dieses Jahr stehen sich mit Ettelbrück und Esch zwei ebenbürtige Mannschaften gegenüber. Daher gibt es für mich auch keinen eindeutigen Favoriten und die Chancen stehen meiner Meinung nach 50/50. Da beide Teams ausreichend Qualität besitzen, um immer wieder ins Spiel zurückzukommen, gehe ich davon aus, dass die Begegnung lange offen und spannend bleibt.
Der direkte Vergleich
Der Basket Esch hat in dieser Saison beide Duelle gegen die Etzella gewonnen. Beide Spiele waren sogenannte „Low-Scoring-Games“, in denen nicht viele Punkte fielen. Das Hinspiel entschied der amtierende Pokalsieger mit 71:68 für sich, das Rückspiel mit 72:67.
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