Motorsport / Fliegende Autos und King Griebel: Das war die Rallye Lëtzebuerg 2024
Die siebte „Rallye Lëtzebuerg“ erlebte am Wochenende den fünften Gesamtsieg des schnellsten Polizeikommissars Deutschlands, Marijan Griebel. Charles Munster belegte den zweiten Rang vor dem Belgier Tom Heindrichs. Die beiden Luxemburger Steve Fernandes und Ronny Foxius drehten ebenfalls schnelle Runden und rundeten auf den folgenden Plätzen die Wertung ab.
Gegen Marijan Griebel war wiederum kein Kraut gewachsen. Mit einem deutlichen Vorsprung von 50,2 Sekunden ließ der hauptberufliche Polizist Charles Munster souverän hinter sich. Dabei konnte der Deutsche im Detail bis auf zwei Wertungsprüfungen alle restlichen für sich entscheiden. Da er komfortabel in Führung lag, ging Griebel die letzten Etappen nach eigener Aussage etwas gemächlicher an und nutzte die Gelegenheit, um neue Einstellungen am Auto auszuprobieren. Sonst wäre seine Dominanz möglicherweise noch größer ausgefallen.
Das Wetter spielte dieses Mal mit, was den zahlreichen Zuschauern entlang der Strecke ein großartiges Spektakel bot. Fliegende Autos, brachiale Abbremsmanöver, glühende Scheibenbremsen, Staubwolken, tolle Drifts und sogar zwei größere Unfälle – all dies wurde im hohen Ösling geboten. Beide Zwischenfälle verliefen glücklicherweise glimpflich – obwohl sich unter anderem Thierry Schloesser bei einer dieser Havarien mehrfach in einem Feld überschlug. Dabei entstand ein Totalschaden an seinem Ford Escort MKII, nichtsdestotrotz ist er bereits gewillt, ein anderes Auto aufzubauen.
Besonders die Wertungsprüfung zwischen Gralingen und Hoscheid-Dickt hatte es in sich. Hier waren die Zeitabstände deutlich größer als bei den anderen. Bob Kellen gelang es sogar, die fünftbeste Zeit herauszufahren. „Man muss den normalen Verkehrsschildern zum Trotz mehrmals Vollgas geben, gerade weil ja kein Gegenverkehr unterwegs ist“, erklärte dieser. Mut und absolutes Vertrauen in sein Fahrkönnen ermöglichten ihm diese außergewöhnliche Leistung, obwohl er in der Gesamtwertung eher im letzten Drittel liegt.
Neuerungen und Rekorddistanz
Neu bei dieser Ausgabe war die Teilnahme mehrerer französischer Piloten. Zudem wurde ein Tank- und Reifenwechsel in Hosingen eingeplant, um den Teams zu ermöglichen, prompter auf eventuelle Wetteränderungen reagieren zu können. Zum ersten Mal wurde auch in jedem Auto ein GPS-Tracker eingebaut, um im Fall eines Unfalls den Wagen schnellstmöglich genau lokalisieren zu können. Weitere Neuerungen umfassten Radiowerbung und erhöhte Preise für Programmheft und Startgelder. Bemerkenswert ist, dass sich diese Rallye neben Sponsorengeldern allein durch den Erlös dieser Hefte finanziert.
Nach dem Unwetter im letzten Jahr war die Anzahl der Unfälle dieses Mal erfreulich gering, was die Organisatoren sehr erleichterte. Mit insgesamt 160 Kilometern Gesamtdistanz gehörte die Rallye zweifelsfrei zu den anstrengendsten überhaupt. Am Ende waren alle Fahrer zugleich total erschöpft und äußerst zufrieden. Nach Aussagen der Organisatoren zeigten sich alle stark motiviert, um im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.
Stimmen zum Rennen
Charles Munster (Platz 2): „Ein zweiter Platz geht in Ordnung, da Marijan viel mehr Rennpraxis hat als ich. Um den großen Zeitrückstand zu verkleinern, müsste ich öfter auf Asphalt fahren können. In Belgien gibt es eher viele lange Geraden und weniger kurvige Strecken, einfach mehr Schotter, was einen ganz anderen Grip bedeutet als hier. Dies ist eine wunderbare Rallye mit herrlichen Streckenabschnitten. Die Organisation war hervorragend, und selbst kleine Probleme wie eine schlecht angezeigte Schikane wurden sofort korrigiert. Das Publikum war respektvoll und unterstützend. Um mehr junge Fahrer und eine bessere Akzeptanz für unsere Nischensportart zu gewinnen, sind Taxifahrten wie hier während des Shakedowns sehr nützlich. Die Mitfahrer begreifen, dass Rallye eine Teamsportart ist, und relativieren danach auch oft ihre Umweltbedenken. Sie entwickeln eine positivere Einstellung, sie ändern ihre Meinung gegenüber diesem recht unbekannten Sport.“
Ronny Foxius (Platz 5): „Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, auch wenn ich Probleme hatte, das Vertrauen ins Auto zu finden, es hat eine Weile gedauert, bis ich meinen Rhythmus fand. In den letzten zwei Jahren konnte ich keine komplette Rallye durchfahren, was natürlich alles schwieriger gestaltet. Zum Nachwuchsproblem: Ein Rennwochenende kostet zwischen 20.000 und 25.000 Euro. Dieser Sport ist einfach sehr teuer. In Frankreich unterstützt die Föderation die talentierten Nachwuchsfahrer finanziell, was eine gute Idee wäre, um junge Talente zu fördern. Die jungen Leute scheuen sich oft aus Unwissen, in diesen Sport einzusteigen. Ein Promotion-Tag, an dem Taxifahrten stattfinden und alle Aspekte des Rallyesports erklärt werden, könnte helfen, mehr Interesse zu wecken. Dies gilt auch für Copiloten. Jeder spricht immer nur vom Fahrer, aber ohne einen guten Beifahrer ist der Steuermann nichts wert.“
Andy Brücker, Pressesprecher der organisierenden „Ecurie Roude Léiw“: „Dieses Mal fehlte es an luxemburgischen und ausländischen Teilnehmern. Im Bereich des Nachwuchses ist zudem Sand im Getriebe, da der letzte Luxemburger, Thierry Schloesser, schon vor fünf Jahren in den Rallyesport einstieg. Uns wurde auch ans Herz gelegt, viel gezielter Werbung in Frankreich zu leisten, die Franzosen kämen dann sicherlich in Scharen. Ein Paar weitere freiwillige Helfer und ein schaltfreudigerer Verband in Person des ‚Directeur sportif’ sowie die Unterstützung des ACL in Sachen Lizenzenkonformität der ausländischen Piloten wären weitere absolute Prioritäten. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Rallye nicht zum zweiten Mal wieder rote Zahlen schreibt, denn das würde eventuell das definitive Aus bedeuten. Wir verbleiben guten Mutes und zuversichtlich.“
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