BGL Ligue / Fola-Trainer Ronny Souto: „Die Devise muss es sein, an jedem Tag unser Maximum zu geben“
Sieben Jahre lang war Ronny Souto der Mittelfeldstratege der Fola und gewann mit den Eschern zwei Landesmeistertitel. Seit vergangener Woche ist der 45-Jährige Nachfolger von Stefano Bensi auf der Bank der „Doyenne“. Im Tageblatt-Interview erklärt der ehemalige kapverdische Nationalspieler, warum er dieses Himmelfahrtskommando beim Tabellenvorletzten der BGL Ligue angenommen hat.
Tageblatt: Herr Souto, seit zwei Wochen sind Sie Trainer der Fola Esch. Was sind Ihre ersten Eindrücke?
Ronny Souto: Es ist eine sehr junge Mannschaft mit vielen neuen Spielern. Aber das war mir natürlich bewusst. In einer ersten Phase haben wir versucht, die Partie gegen Niederkorn (2:5-Niederlage) so gut es geht vorzubereiten. Das ist uns einigermaßen gut gelungen, denn bis zur 52. Minute stand es 2:2 gegen einen Gegner, der um den Titel mitspielen will.
Ihr Debüt feierten Sie ausgerechnet gegen Ihren alten Teamkollegen und Trainer Jeff Strasser. Unter seiner Führung bestritten Sie fast 200 Spiele für die Fola. Ist er so etwas wie ein Vorbild für Sie?
Wir haben sehr viel Zeit auf dem Fußballplatz miteinander verbracht und er hat mir viel beigebracht über all die Jahre. Als junger Trainer kann einer wie er nur ein Vorbild für mich sein. Er hat meinen Wissensstand erweitert. Ich versuche, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und alle möglichen Informationen aufzusaugen, um mich und meine Mannschaft zu verbessern.
Ihr Vorgänger Stefano Bensi hatte einen softeren Abgang als die meisten Trainer, die zurücktreten. Gab es einen Austausch mit ihm?
Stef und ich haben ja bekanntlich jahrelang zusammengespielt und haben ein sehr gutes Verhältnis. Ich habe mich natürlich mit ihm unterhalten. Der Austausch war sehr positiv. Er hat mir bestätigt, dass die Mannschaft gewisse Qualitäten hat. Jetzt ist es an uns, diese in jedem Training zu fördern und uns nach und nach zu steigern. Wir haben noch 20 Spiele, um unser Ziel zu erreichen.
Viele sagen, dass Fola ein Himmelfahrtskommando ist, warum haben Sie den Job angenommen?
Zunächst einmal hab ich das Angebot angenommen, weil ich Cheftrainer sein will, ob in der BGL Ligue oder der Ehrenpromotion. Ein weiterer Grund ist, dass ich sehr viele Jahre als Spieler bei der Fola verbracht habe und der Klub mir etwas bedeutet. Ich weiß aber auch, dass es eine schwere Mission ist. Wie schwer etwas ist, hängt aber am Ende immer von der eigenen Sichtweise ab. Für mich ist es jedenfalls eine gute Gelegenheit, mich zu beweisen. Als Trainer, der keinen Verein hat, muss man irgendwann wieder anfangen zu trainieren, sonst vergessen die Menschen einen schnell. Einen Neustart in einem Verein zu wagen, in dem ich bereits viele Leute kenne, macht die Sache auch angenehmer. Mit Emanuel Cabral und Julien Klein habe ich noch zusammen gespielt und viele junge Spieler kenne ich auch noch von damals.
Ist dieser Job ein Risiko in Ihrer noch jungen Trainerkarriere?
Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen, und sehe das Engagement ausschließlich als Gelegenheit. Ich will meine Ideen in die Tat umsetzen und mich während dieses Jahres auch weiterbilden. Derzeit mache ich meinen A-Trainerschein bei der FLF. Das ist für mich eine bereichernde Erfahrung, denn u.a. Pedro Resende (D03), Olivier Baudry (Bettemburg) und Filipe Ribeiro (Petingen) sind Teil meines Jahrgangs. Wir unterhalten uns viel und tauschen Gedanken aus.
Bei Ihrer letzten Station in Weiler wurden Sie direkt vor den Relegationsspielen entlassen. Wie haben Sie sich damals gefühlt?
Mein Zweijahresvertrag lief aus, aber wir hatten uns bereits darauf geeinigt, weiterzumachen. Darauf haben wir uns die Hand gegeben – egal, wie die Saison ausgehen würde. Wir hatten sogar schon Spieler verpflichtet und andere Details geklärt. Nach dem letzten Saisonspiel und vor der Relegation wollte man nicht mehr mit uns weitermachen. Entweder man hält sein Wort bis zum Schluss oder man lässt es ganz sein – das ist meine Meinung. Es ist ihr gutes Recht als Verein, sich von einem Trainer zu trennen – aber wir wissen ja, wie die Saison danach ausgegangen ist …. (Weiler stieg ab, Anm. d. Red.).
Was ist Ihre Vision für die Fola?
Unsere jungen Spieler haben Talent, aber es mangelt ihnen noch an Erfahrung. Wir müssen es zunächst einmal hinbekommen, jeden einzelnen Spieler so gut es geht weiterzuentwickeln. Die Devise als Trainerteam muss es sein, an jedem Tag unser Maximum zu geben. Wir wissen, dass wir jedem Gegner weh tun können. Damit dies klappt, muss jeder an seine Leistungsgrenze gehen, um andere Defizite auszumerzen. Das beste Beispiel ist die Partie gegen Niederkorn. Wäre nach unserem Ausgleich nicht so schnell das 3:2 gefallen, wäre die Partie vielleicht anders ausgegangen. Genau das verlange ich von meinen Spielern. Sie müssen 100 Prozent geben und nach den 90 Minuten sollten sie nichts bereuen müssen.
Der nächste Gegner ist Petingen. Welche Erkenntnisse konnten Sie bisher über diese Mannschaft sammeln?
Ich kenne wie gesagt ihren Trainer Filipe Ribeiro und habe mir auch bereits drei ihrer Spiele angesehen. Es ist eine sehr gut organisierte Mannschaft, die guten Fußball spielen kann. Aber wir müssen uns auf uns konzentrieren und versuchen, Punkte zu holen. Das muss unser Ziel in jeder Partie sein. Bis zur Winterpause müssen wir ein Maximum an Zählern holen, damit der Abstand zur Konkurrenz nicht zu groß wird. Wenn uns das gelingt, können wir die Rückrunde etwas anders angehen.
Steckbrief
Kompletter Name: Ronny Walder Alves Souto Amado
Geboren am 7.12.1978 in Praia (CPV)
Position als Spieler: Zentrales Mittelfeld
Vereine als Spieler: Sporting Praia (CPV), CS Oberkorn, F91, Fola, RM Hamm Benfica (bis 2019)
Erfolge als Spieler: fünfmal Luxemburger Meister, einmal Pokalsieger, 21-facher kapverdischer Nationalspieler, Teilnahme am Afrika-Cup 2013
Stationen als Trainer: Junglinster (Co-Trainer und Interimstrainer), Weiler, Fola (ab 8.10.2024)
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