Kunstturnen / Freude und Tränen beim Christmas Gym Cup in Bettemburg
Freud und Leid können im Sport so nah beieinanderliegen. So ging es auch den luxemburgischen Turnern bei der 21. Auflage des Christmas Gym Cup in Bettemburg.
Es ist der einzig verbliebene große internationale Kunstturnwettbewerb in Luxemburg und für die einheimischen Sportler neben den nationalen Meisterschaften somit die einzige Möglichkeit, sich auf einer größeren einheimischen Bühne zu präsentieren. Kein Wunder, dass die jungen Turner sich gerade hier von ihrer besten Seite zeigen wollen. So auch die drei jungen Damen des Nationalkaders, die am Samstagnachmittag in Bettemburg auf der Matte standen. Und während der Tag für die einen mit einer positiven Note zu Ende ging, konnte auf der anderen Seite die Enttäuschung nicht größer sein.
Chiara Castellucci zeigte in den letzten Wochen, dass in den kommenden Monaten durchaus mit ihr zu rechnen ist. Der Frust über die verpasste EM im April, an der sie verletzungsbedingt nicht teilnehmen konnte, ist überwunden und seit Herbst greift die Turnerin der Union Düdelingen neu an. Ende November erfüllte Castellucci die Norm für die kommende Europameisterschaft im April in Paris und auch in Bettemburg unterstrich sie, dass sie inzwischen eine gewisse Stabilität in ihre Übungen bringen kann. Im Mehrkampf stand am Ende eine Wertung von 45,950 Punkten, was unter 26 Teilnehmerinnen Rang vier bedeutete. Das Podium verpasste sie um gerade einmal 0,050 Zähler. Auf dem Treppchen stand Castellucci am Samstag dennoch, denn einmal mehr bewies sie, dass der Sprung ihr bestes Gerät ist und so gewann die Düdelingerin diesen mit einer Wertung von 13,300 Punkten. „Chiara zeigte erneut einen stabilen Mehrkampf, bei dem sie am Ende um die 46,000 Punkte lag. Leider hatte sie einen Sturz am Schwebebalken, doch sie konnte erstmals in einem Wettbewerb den Doppelsalto am Boden zeigen. Sie ist auf einem guten Weg“, bilanzierte Gilles Andring, der beim Verband für den Elitesport verantwortlich ist, den Auftritt von Castellucci.
Flugelement am Stufenbarren
In Paris wird die FLGym erstmals seit langer Zeit mit einer Delegation von drei Turnerinnen vertreten sein. Neben Castellucci waren Céleste Mordenti und Lola Schleich, die beide im Promotionskader des Nationalen Olympischen Komitees stehen, bereits gesetzt. Während Schleich – die 2020 ihr erstes Jahr im Seniorsbereich angehen wird – aufgrund einer Handgelenkverletzung beim Christmas Gym Cup geschont wurde, zeigte sich Mordenti erstmals seit der WM im September in Stuttgart bei einem offiziellen Wettbewerb. Das Jahr 2019 war für die Sportlerin der Gym Bonneweg ein extrem erfolgreiches. Bei der EM vor acht Monaten übertraf die 16-Jährige alle Erwartungen, als Belohnung folgten Teilnahmen an den Europaspielen in Minsk sowie der Weltmeisterschaft im Spätsommer. Ein Jahr, dessen Programm für die junge Turnerin voller war als ursprünglich erwartet, und so ging die Belastung an Mordenti, bei der ein Ermüdungsbruch gerade noch so verhindert werden konnte, auch nicht spurlos vorbei.
Seither wurde sie geschont und so stellte der Wettkampf in Bettemburg für sie ein kleines Comeback dar, auch wenn Mordenti mit dem Stufenbarren „nur“ ein Gerät bestritt. Der Grund war denkbar einfach, denn bei der FLGym wollte man die Gelegenheit nutzen, damit Mordenti ohne großen Druck ein neues Element am Stufenbarren ausprobieren konnte, ein Gerät, bei dem der Fuß nicht so belastet wird wie an anderen. Und so gelang Mordenti auch etwas, das seit langer Zeit keine luxemburgische Turnerin mehr schaffte: ein Flugelement am Stufenbarren. „Es ist wichtig, dass so ein Element in einem Wettbewerb ausprobiert wird, hier sind die Bedingungen einfach anders als im Training. Deswegen haben wir diese Möglichkeit jetzt auch genutzt, was auch erfolgreich war. Am Gerät holte sie den vierten Platz, leider ist sie unter dem Holmen durch, was einige Punkte gekostet hat, sonst wäre hier sogar ein Top-drei-Platz drin gewesen. Doch Hauptsache, Céleste konnte ein Gefühl hierfür gewinnen“, freute sich Andring.
Während Mordenti und Castellucci also positiv Richtung EM blicken können, konnte eine andere Turnerin des Nationalkaders ihre Enttäuschung nicht verbergen. Maeva Baum wird fast schon vom Pech verfolgt. Die EM 2018 in Glasgow verpasste sie aufgrund einer Verletzung am Zeh. Die Qualifikation für die letzte Europameisterschaft konnte sie verletzungsbedingt ebenfalls nicht bestreiten. Kurz bevor es nun in dieser Saison ernst wurde, brach bei der Bettemburgerin erneut die alte Zehverletzung auf. Die ersten Qualifikationsturniere für die EM in Paris konnte Baum demnach nicht bestreiten und so war der Christmas Gym Cup ihre letzte Chance. Dem Druck konnte Maeva Baum jedoch nicht standhalten. An keinem der vier Geräte konnte sie die Norm für die EM erfüllen, die aufgrund der Tatsache, dass sich schon ein komplettes Team für Paris qualifiziert hat, auch noch vereinfacht waren. „Es tut mir natürlich sehr leid für Maeva, die in den letzten Jahren so viel Pech hatte. Nachdem Sprung und Stufenbarren nicht so gut liefen, waren wir für die beiden letzten Geräte noch optimistisch. Doch zum Schluss war sie weit von der Qualifikation weg. Man kann nicht anfangen, jetzt die festgelegten Regeln aufzulockern“, erklärte Andring.
In den kommenden Monaten will man sich bei der FLGym demnach noch mehr auf Verletzungsprävention konzentrieren. Der erst vor wenigen Wochen neu engagierte Nationaltrainer François Person besitzt so beispielsweise ebenfalls eine Ausbildung als Physiotherapeut, etwas, das in dieser Hinsicht sicherlich hilfreich ist.
Der gestrige Sonntag gehörte unterdessen ganz den Jungs, bei denen sich mit Quentin Brandenburger und Ronan Foley ebenfalls zwei Turner für die EM im Mai in Baku qualifizieren konnten – hier jedoch die der Junioren. Der Christmas Gym Cup lief für beide durchwachsen, was Andring jedoch nicht wundert: „Die Mädchen sind dabei, ihre Stabilität zu finden, die Jungs sind jedoch noch ein Stück jünger. In diesem Jahr sind Leistungsschwankungen noch normal, denn sowohl Quentin als auch Ronan müssen auch damit klarkommen, dass der Körper dabei ist, sich zu verändern.“ Demnach war man auch bei der FLGym überrascht, dass Ronan Foley, für den es das erste Jahr bei den Junioren ist, gerade beim kompliziertesten Qualifikationsturnier im tschechischen Liberec die Norm erfüllte. Brandenburger hatte in den letzten Wochen seinerseits immer wieder Stürze zu verkraften, dennoch konnte er direkt beim ersten Versuch die EM-Norm erfüllen, wie auch Andring betont: „Trotz der Stürze konnte er jeweils zwischen 66 und 68 Punkte im Mehrkampf erreichen. Eine Wertung von 70 ist somit durchaus realistisch. Er muss sich erst auch einmal an die neuen Elemente, die in den letzten Monaten einstudiert wurden, gewöhnen.“
Reslutate
Damen, Mehrkampf:
Open (26 Teilnehmerinnen): 1. Cassia Priels (Gymnos Charleroi/B) 49,700 Punkte, 2. Lisa van Rozen (Topsport Noord Heer enveen/NL) 47,450, 3. Rebecca Dotti (Estate 83/I) 46,000, 4. Chiara Castellucci (FLGym) 45,950 … 14. Maeva Baum (FLGym) 39,900 … 19. Nora Kappler (Réveil Bettemburg) 37,350 … 24.Pamela Paciotti (Réveil Bettemburg) 31,250, 25. Lara Arens (Réveil Bettemburg) 22,200, 26. Céleste Mordenti (FLGym) 11,300
Jeunes Espoirs (24): 1. Casey-Jane Meuleman 47,300, 2. Merel Pouw (beide Topsport Noord Heerenveen/NL) 46,450, 3. Laura Schouten (Gymnos Charleroi/B) 45,000 … 13. Nuria Silva 38,850 … 17. Tatjana Warmerdam 37,450, 18. Lena Thuy 37,300 (alle Réveil Bettemburg) 37,300
Benjamines (46): 1. Sapphire Bruni (Ladywell Gymnastics Club/GB) 45,800 … 17. Léonie Kramer 41,050 … 32. Ella Kneip (beide Nordstad Turnveräin) 38,600 … 36. Frida Bistrup (Réveil Bettemburg) 38,100 … 39. Mélanie Nobregas (Espérance Esch) 35,700
Poussines (54): 1. Noemi Tortelli (Estate 83/I) 44,650 … 6. Mex Graf (Nordstad Turnveräin) 43,150 … 22. Elea Nosbusch 40,000 … 25. Lynn Mersch 39,250 … 28. Lenie Beideler 39,150 (alle Réveil Bettemburg)
Gerätewertung: Sprung: 1. Castellucci 13,300; Stufenbarren: 1. Priels 11,950 … 4. Mordenti 11,300; Schwebebalken:1. Priels 12,850 … 8. Castellucci 10,500; Boden: 1. Dotti 12,450 … 5. Castellucci 11,350
Women Gym Youth Cup (20): 1. Estate 83 175,100 … 11. Le Réveil Bettemburg 1 156,000 … 13. Espérance Esch 153,550, 14. Le Réveil Bettemburg 2 151,750
Women Gym Cup (9): 1. Topsport Noord Herrenveen 186,650 … 7. Le Réveil Bettemburg 150,950
Herren, Mehrkampf:
Open (12): 1. Artur Sahakyan 72,650 Punkte, 2. Lukas Herich (beide KTV Ruhr West/D) 67,750, 3. Wouter van der Stricht (GymTeam Sint-Niklaas/B) 64,100 … 10. Max Helfenstein (Réveil Bettemburg) 21,150
Jeunes Espoirs (24): 1. Victor Martinez (Centre de Haut Niveau de Mons/B) 77,100, 2. Amine Zekri Bourlett 71,600, 3. Nathan Camilleri (beide Fédération française de gymnastique) 71,300 … 10. Quentin Brandenburger 67,100 … 22. Quentin Foley (beide FLGym) 46,700
Minimes (21): 1. Karim Mangala (D.R.A Bourgogne-Franche-Comté/F) 69,450 … 8. Colin Hartz-Marques 64,150 … 12. Joy Palermo 55,550 … 20. Mathis Kayser 31,650
Benjamins (25): 1. Hul-Chea Sovann (Comité Régional Grand Est/F) 63,200 … 14. Matis Malane 54,900 … 16. Yan Kies (beide Réveil Bettemburg)
Poussins (18): 1. Dani Scheper (Topsport Noord Heerenveen (NL)) 62,300 … 7. Laël Collignon (Réveil Bettemburg) 53,900
Gerätewertung: Boden: Martinez 13,750 … 6. Foley 12,400; Pauschenpferd: 1. Martinez 12,700 … 8. Brandenburger 10,150; Ringe: Martinez 12,450 … 3. Brandenburger 11,900; Sprung: 1. Björn Luypaert (GymTeam Sint-Niklaas/B) 13,400 … 7. Brandenburger 12,700; Barren: 1. Mansard (Fédération française de gymnastique) 12,850 … 7. Brandenburger 12,350; Reck: 1. Martinez 13,100 … 9. Foley 11,100
Men Gym Youth Cup (16): 1. Comité Régional Grand Est 205,200 … 10. Réveil Bettemburg 162,400 … 14. FLGym 151,350
Men Gym Cup (7): 1. Fédération française de gymnastique 215,650
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