Basketball / Für Joé Kalmes waren die beiden Niederlagen des T71 ein Weckruf zur richtigen Zeit
Zwischen dem T71 Düdelingen im Dezember 2021 und 2022 liegen Welten. Mit neun Siegen in zehn Spielen führte das Team aus der „Forge du Sud“ die Tabelle in der LBBL bis zum zehnten Spieltag an. Dann gab es aber einen ersten Rückschlag, vor allem die Niederlage gegen die Musel Pikes überraschte. Für Joé Kalmes ein Weckruf zur richtigen Zeit.
Vor zwei Wochen noch als alleiniger Tabellenführer in den elften Spieltag gestartet, ist der T71 Düdelingen inzwischen auf den vierten Rang zurückgerutscht und liegt einen Punkt hinter dem führenden Trio Esch, Ettelbrück und Steinsel. Schuld daran sind zwei Niederlagen, zuerst vor zwei Wochen im Spitzenspiel gegen die Amicale Steinsel (84:93) und schließlich am letzten Wochenende gegen die Musel Pikes (75:82). Zwei Heimpleiten, für die Joé Kalmes versucht, eine Erklärung zu finden: „Ich denke, am Anfang der Saison hatten wir mit Steinsel im Pokal und Walferdingen in der Meisterschaft direkt zwei sehr schwierige Gegner. Spiele, die wir gewinnen konnten. Danach war das Programm dann etwas leichter, es standen Begegnungen an, die wir gewinnen mussten. Vielleicht waren wir einfach zu selbstsicher und dachten, dass wir jeden schlagen können.“
Was in den letzten beiden Partien nicht stimmte, weiß der 27-Jährige dann auch genau: „Es waren zu viele Einzelaktionen, die wir uns erlaubten. Zudem waren wir zu ‚lazy’ in unserer Defense. Die Pikes wollten in diesem Spiel einfach mehr, das hat man auch deutlich gesehen.“ Gegen Steinsel war das Team seiner Meinung nach übermotiviert: „Wir standen uns irgendwie selbst im Weg.“ Für Kalmes jedenfalls ein Weckruf zur richtigen Zeit. „Es ist besser, wenn wir jetzt so eine Phase haben und daraus lernen, als zu einem späteren Zeitpunkt.“ Und hätte man in Düdelingen die Wahl zwischen dem Sieg gegen Steinsel im Pokal und der Niederlage in der Hinrunde der Meisterschaft, hätte man sich sicherlich fürs Erstere entschieden.
Zu selbstsicher
Dabei muss man sich in der „Forge du Sud“ noch lange nicht solche Sorgen machen wie noch vor zwölf Monaten. Zum gleichen Zeitpunkt 2021 hatte der T71 noch vier Punkte weniger auf dem Konto, belegte Rang sieben und war mitten im Kampf um die Play-off-Plätze angekommen. Um diese werden Kalmes und seine Teamkollegen in dieser Saison nicht zittern müssen. Denn anders als noch 2021/22 stimmte die Zusammensetzung von Beginn an. Neben Trainer Yves Defraigne musste nur Neuzugang Mihailo Andjelkovic ins Team integriert werden, das Profi-Duo Taylor/Greenwood stand bekanntlich schon zum Schluss der letzten Saison gemeinsam beim T71 auf dem Parkett. „Das war ein großer Vorteil, das hat man auch sofort bemerkt. Mihailo ist zudem ein so cleverer Spieler, da brauchte es ebenfalls nicht lange, bis er eingespielt war.“
Was Trainer Defraigne betrifft, kommt der 27-Jährige derweil erst gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. „So jemanden hatte ich bisher noch nicht. Basketballtechnisch und von seinem Wissen her ist er auf einem ganz anderen Level. Vielleicht ein zu hohes Niveau für Luxemburg, dieses Gefühl hat man wirklich manchmal. Er stellt uns hervorragend auf die Gegner ein, das beginnt auch schon direkt richtig am Montag.“ Sorgen wegen Problemen wie im letzten Jahr, als die Chemie zwischen Trainer Denis Toroman und dem Team nicht wirklich stimmte, bestätigten sich somit nicht, weshalb dann auch neun Siege in den ersten zehn Meisterschaftsspielen beim T71 heraussprangen.
Stets in der Halle
Kalmes selbst hat gezeigt, dass er das Niveau, das er in der Schlussphase der letzten Saison erreicht hatte, noch toppen kann. In der letzten Saison war der ehemalige Moselaner der Leistungsträger, der das Team im Halbfinale gegen Esch ins Meisterschaftsfinale führte. Mit seinem Schnitt von 13,3 Punkten und 7,8 Rebounds zählt er auch in der laufenden Spielzeit weiterhin zu den effektivsten luxemburgischen Spielern der LBBL und dafür trainiert der hauptberufliche Polizist auch viel: „Wenn ich morgens freihabe, gehe ich in die Halle und trainiere mit unseren Amis. Irgendwie bin ich praktisch immer in der Halle, wenn es die Arbeit zulässt.“ In den letzten beiden Partien spielte der 27-Jährige sogar durch, was aber auch dem Weggang von Christophe Laures geschuldet ist, der erst zu Beginn der Saison vom Racing zu seinem Heimatverein zurückgekehrt war. „Ich weiß nicht richtig, warum er nicht mehr spielen möchte, ich glaube einfach, dass er sich mehr Einsatzzeit gewünscht hatte. Hinter mir auf meiner Position ist mit Jayson Stemper nur noch ein ganz junger Spieler, weshalb ich nun eben 40 Minuten auf dem Parkett stand. Das macht mir aber nichts aus.“ Dass er mehr Verantwortung übernehmen müsse, machte ihm Coach Defraigne bereits vor der Saison klar: „Er meinte, dass ich vor allem in der Defensive noch mehr reden müsse.“ Und auch Nachtschichten schrecken Kalmes nicht ab, so geht es für ihn dann auch gleich nach dem Spiel am Samstag in Walferdingen direkt weiter zur Arbeit.
Vielleicht waren wir einfach zu selbstsicher und dachten, dass wir jeden schlagen können
Gegen die Résidence wollen sich die Düdelinger nun zurückmelden, es ist jedenfalls ein Team, das dem T71 besser zu liegen scheint als etwa Meister Steinsel. „Bei der Résidence wissen wir, auf wen wir aufpassen müssen. Ihr sturkturierter Basketball liegt uns besser.“ Und so hofft Joé Kalmes, dass sein Team vor allem in der Defensive wieder seine gewohnte Stärke zeigen kann. „Vor der Partie gegen Steinsel hatten wir nur einmal mehr als 80 Punkte kassiert, gegen die Amicale waren es dann aber 93.“ Etwas, das gegen den stärksten Angriff der Liga spielentscheidend werden dürfte.
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