Seid Korac / Der aufgehende Stern am Abwehrhimmel
Noch spielt Seid Korac nicht die erste Geige in der Nationalmannschaft. Schon bald könnte jedoch die Stunde des 21-jährigen Abwehrtalents schlagen.
Für Seid Korac läuft es derzeit gut. Beim schwedischen Erstligisten Degerfors IF ist der 21-Jährige in dieser Saison zum Stammspieler gereift. „Ich habe viel Spielzeit auf einem Level bekommen, das ich bis zu diesem Zeitpunkt in meiner Karriere noch nicht kannte. In Degerfors habe ich eine Leaderrolle eingenommen und konnte die Mannschaft in vielen Spielen tragen. Schade nur, dass die Resultate nicht besser sind und wir bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen müssen“, sagt Korac.
Vor vier Jahren wechselte das Talent vom FC Rodange 91 ins Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Nürnberg. Noch bevor er an die Profi-Abteilung klopfen konnte, entschied sich der Abwehrspieler, die Franken zu verlassen. Zunächst ging es zum dänischen Zweitligisten Esbjerg fB, dann zum zyprischen Erstligisten Akritas Chlorakas und schließlich folgte im vergangenen Winter der Wechsel nach Schweden.
Es war eine Karriereplanung, die manch einen überraschte. Sein aktueller Status gibt Korac jedoch recht. „Es ist schwer zu beantworten, ob es die richtige Entscheidung war, Nürnberg den Rücken zu kehren, aber rückblickend habe ich wohl nichts falsch gemacht. Damals durchlebte der Verein turbulente Zeiten, es gab viele Trainerwechsel und einige Versprechen wurden nicht eingehalten. Ich habe gefühlt, dass es der richtige Moment war, den Verein zu verlassen.“
Eine Rolle spielte dabei auch, dass Korac unbedingt bei den Profis spielen wollte: „Die vergangenen Jahre waren wichtig für mich. Ich habe neue Erfahrungen gesammelt, neue Länder kennengelernt und durfte endlich in einer richtigen Herrenmannschaft und nicht nur bei der U23 spielen.“
Manuel Cardoni verwundert die Entwicklung des ehemaligen Rodangers nicht. Der Sportdirektor des nationalen Fußballverbandes FLF hatte Korac in den vergangenen Jahren mehrere Male unter seinen Fittichen. „Seid ist von Natur aus ein Leader und bringt zudem die richtigen körperlichen Voraussetzungen mit. Wenn alles gut läuft, hat er das Potenzial, irgendwann an die Tür einer der besten fünf europäischen Meisterschaften zu klopfen“, sagt der Ex-Leverkusener.
Derzeit hat Korac jedoch zwei Ziele. Mit Degerfors den Klassenerhalt schaffen und sich noch stärker in den Fokus von Nationaltrainer Luc Holtz zu spielen. „Ich warte geduldig auf meine Chance. Ich bin erst 21 Jahre alt und verstehe, dass derzeit ein paar erfahrenere Spieler die Nase vorn haben. Ich fühle aber, dass ich bereits jetzt der Mannschaft zu 100 Prozent helfen kann“, so der Abwehrspieler, der in der FLF-Hierarchie im Moment hinter Maxime Chanot und Enes Mahmutovic steht.
Auch Cardoni geht davon aus, dass Korac die Zukunft der Abwehr der „Roten Löwen“ darstellt. „Er ist noch sehr jung, seine besten Zeiten werden noch kommen. Zurzeit sind andere Abwehrspieler gesetzt. Seid muss sich seine Sporen verdienen.“
Korac definiert sich selbst als mental starken Spieler und kann mit seiner Reservistenrolle derzeit gut umgehen: „Es ist eine Ehre für mich, dabei zu sein. Auch als ich nicht nominiert wurde, habe ich mir jedes Spiel angesehen und stand voll und ganz hinter der Mannschaft.“
Die mentale Komponente spielt eine große Rolle im Leben des Innenverteidigers. Als Trainer, die ihn weitergebracht haben, nennt er vor allem welche, die „in meinem Kopf etwas ausgelöst haben“. Zu ihnen zählt David Badia. Der Spanier war Koracs Chef in Zypern. „Lange Bälle waren für ihn tabu, durch ihn habe ich mich in den vergangenen zwölf Monaten im Aufbauspiel deutlich verbessert.“ Auch Reinhold Breu gehört zu seinen Förderern. „Er hat mich auf das Ausland vorbereitet.“ Nicht zuletzt hat auch sein aktueller Trainer Andreas Holmberg einen großen Einfluss auf seine Entwicklung. „Er lässt mir viele Freiheiten und das gibt mir die Möglichkeit, mein Spiel zu entfalten. Wegen all dieser Trainer fühle ich mich heute mental sehr stark für mein Alter.“
Diese Eigenschaft half auch dabei, ganz schnell das 0:9-Debakel gegen Portugal zu verdauen. Es war Koracs zweites Länderspiel. In den acht Minuten, in denen er auf dem Feld stand, kassierte die FLF-Auswahl drei Gegentore: „Keiner redet mehr darüber, deshalb denke ich, dass jeder dieses Ergebnis verdaut hat und sich auf die Zukunft konzentriert.“
Die Zukunft lautet am Freitag Island. Die Chancen, dass der 21-Jährige von Beginn an zum Einsatz kommen wird, sind äußerst gering. Korac hat aber ein klares Ziel vor Augen: „Wir wollen gewinnen und sind in der Lage, so dominant aufzutreten wie beim 3:1-Sieg im Hinspiel.“
Steckbrief
Name: Seid Korac
Geboren am 20.10.2001
Größe: 1,91 m
Position: Innenverteidiger
Bisherige Vereine: CS Oberkorn, Rodange, 1. FC Nürnberg (D), Esbjerg fB (DK), Akritas Chlorakas (ZYP), Degerfors IF (SWE)
Leistungsdaten 2023: 22 Spiele in der ersten schwedischen Liga, davon 17 Spiele von Beginn an;
Nationalmannschaft: 2 A-Länderspiele, kein Tor
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