Deville / Von Mannheim nach Saarbrücken: „Es hat sich niemand darum bemüht, dass ich bleibe“
Für Maurice Deville schließt sich ein altes Kapitel, doch ein neues öffnet sich zugleich: Nachdem er drei Jahre für den SV Waldhof Mannheim auflief, wechselt der 27-jährige Luxemburger zum 1. FC Saarbrücken. Bei den Saarländern war er bereits in der Saison 2013/14 aktiv, damals aber weniger erfolgreich. Beim frischen Drittliga-Aufsteiger soll der zweite Anlauf nun besser klappen. Der Nationalspieler hat dort einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Im Gespräch mit dem Tageblatt kritisiert Deville vor allem den Umgang der Vereinsverantwortlichen des SV Waldhof Mannheim mit ihm scharf.
Tageblatt: Maurice Deville, Sie waren bereits ein Jahr für den 1. FC Saarbrücken aktiv. Haben Sie sich in den letzten Tagen an diese Zeit zurückerinnert?
Maurice Deville: Ein paar gute Erinnerungen an diese Zeit sind zurückgekehrt. Der Physio, der Zeugwart oder der Betreuer – die kenne ich noch von 2013/14. Die Leute, die dem Verein damals nicht gutgetan haben, sind lange weg.
Sie haben damals viele negative Erfahrungen gemacht.
Der Trainerduo (Fuat Kilic und Milan Sasic; d.Red.) hat damals leider gar nicht zu mir gepasst. Das ist eben manchmal im Fußball so. Im Winter gab es über ein Dutzend neue Spieler und viele wurden aussortiert. Ich gehörte auch zu den Aussortierten. Aber das alles interessiert mich nicht mehr, das ist schon lange her.
Elversberg, FSV Frankfurt, Kaiserslautern, Mannheim, Saarbrücken. Ihre Stationen zeigen, dass Sie sich im Südwesten Deutschlands offenbar wohlfühlen.
Die Nähe zur Heimat war immer ein wichtiges Thema. Außerdem hat es sich immer so ergeben. Es war nicht oft ein anderes Angebot dabei, bei dem man hätte sagen können, dass dies passender gewesen wäre. Einmal war dies der Fall. Ich wäre besser zu Hansa Rostock statt zum FSV Frankfurt gewechselt. Im Nachhinein muss man eingestehen, dass das ein Fehler war. In dieser Transferperiode hatte ich Gespräche mit dem Halleschen FC, dem 1. FC Magdeburg und Viktoria Köln. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit dem, was ich geschafft habe und wie es gelaufen ist. Ich habe aber vor allem noch Lust, zweite Liga zu spielen.
Saarbrücken ist erst in die dritte Liga aufgestiegen. Setzen Sie sich das Ziel, mit dem FCS oben mitzuspielen?
Es ist noch zu früh, um zu sagen, wo wir nächste Saison landen können. Ich werde nicht in die Saison gehen, um um die goldene Ananas zu spielen. Wir wollen in dieser Saison aber auf jeden Fall für Aufregung und Furore in der Liga sorgen.
Mit Mannheim spielten Sie vor Corona lange Zeit oben mit – danach ging es bergab. Woran lag das?
Die Verantwortlichen haben alles auf Abbruch gesetzt. Wir haben drei bis vier Wochen nach anderen Mannschaften mit dem Training angefangen, das hat uns tierisch geschwächt. Beim SV Waldhof Mannheim ist in dieser Zeit vieles falsch gelaufen.
Hat das zu den Gründen gehört, warum Sie nach drei Jahren wechselten?
Mich hat nie jemand gefragt, ob ich bleiben will. Ich habe keine Wertschätzung erhalten. Mir hat niemand gesagt, dass ich ein wichtiger Spieler sei und bleiben sollte. Der Trainer ist gegangen und viele Stammspieler haben den Verein auch verlassen. Warum sollte man dann noch dort bleiben? Ich habe gehört, dass zwei oder drei Spieler, die noch Vertrag dort haben, auch auf dem Sprung sind. So etwas habe ich selten erlebt. Ich war drei Jahre dort und das ist ein sehr trauriger Abschied. Es gibt wenig Leute, die mir böse sind, nur ein paar haben geschrieben, dass man dorthin geht, wo das Geld ist. Aber das stimmt nicht. Finanziell ist das bei Saarbrücken kein Unterschied zu Mannheim.
Ihr Vertrag lief also aus und keiner hat Sie kontaktiert?
Drei Tage vor dem letzten Spiel hat mich nur jemand gefragt, ob ich bleibe oder nicht. Ich sagte nur, dass ich es noch nicht wüsste. Es hat sich niemand darum bemüht, dass ich bleibe. Dann habe ich noch eine Nachricht per WhatsApp bekommen, in der stand, dass der neue Trainer bald käme und ich dann mit ihm sprechen könne. Wahrscheinlich hätte jeder, der in meiner Situation war, den Verein verlassen. Ich finde diese Art und Weise nicht in Ordnung und ich bin nicht der Einzige, bei dem es so ablief. Alle, die gegangen sind, wollten eigentlich bleiben, hätte der Verein mit dem Trainer verlängert und wären sie korrekt mit den Spielern umgegangen. In den letzten zwei Monaten ging es in der Mannschaft hauptsächlich darum, dass die Verantwortlichen nicht vernünftig mit uns reden würden, obwohl die Verträge ausliefen. Hätte der Waldhof Spieler und Trainer behalten, hätten sie in der nächsten Saison zu einhundert Prozent um den Aufstieg mitgespielt.
Saarbrücken hat einen breiten Kader mit einigen Außenspielern. Welche Rolle möchten Sie in der nächsten Saison in der Mannschaft spielen?
Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich mit Sebastian Jacob vorne drin ein gutes Duo abgeben könnte. Wir verstehen uns sehr gut auch außerhalb des Platzes. Am liebsten spiele ich dennoch vorne rechts, aber es wäre auch von Vorteil, öfter vorne drin aufzulaufen, damit ich auch in der Nationalmannschaft um diesen Platz in der Startaufstellung spielen kann.
Es ist wohl etwas kurios, dass Sie bald mit der Nationalmannschaft auf Ihren Verein treffen. In welchem Trikot wird man Sie sehen?
Das weiß ich noch nicht, das muss besprochen werden. Wir müssen allein die versicherungstechnischen Details klären und schauen, ob das Spiel nach der Abstellungspflicht ist oder eben davor. Sollte es davor sein, spiele ich mit Saarbrücken, sonst wohl mit Luxemburg. Es könnte aber auch sein, dass ich gar nicht spiele. Das müssen die Trainer unter sich ausmachen.
Der Sommerfahrplan des 1. FC Saarbrücken
Zum Trainingsstart am Montag waren bis zu 499 Fans, unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln, erlaubt. Maurice Deville steigt erst nächste Woche ins Training ein. Nachdem gestern der obligatorische Laktattest für die Spieler des FCS am Olympiastützpunkt in der Hermann-Neuberger-Sportschule abgehalten wurde, steht das erste Testspiel am 1. August an. Im FC-Sportfeld treffen die Saarländer auf den FSV Frankfurt (Regionalliga). Genau eine Woche später kommt es zum Aufeinandertreffen mit AS Nancy Lorraine. Im Stadion der Franzosen sind aktuell bis zu 5.000 Zuschauer gestattet. Bevor der FCS dann im Viertelfinale des Sparkassen-Saarlandpokals gegen den FV 07 Diefflen antritt, bestreitet er vorab am 12. August ein Testspiel gegen den Zweitligisten Karlsruher SC. Am 18./19. August findet ein mögliches Halbfinale des Saarlandpokals statt, das Finale steigt am 22. August. Zum Test gegen die luxemburgische Nationalmannschaft kommt es am 1. September. Falls der FCS den Saarlandpokal gewinnt und sich für den DFB-Pokal qualifiziert, steigt die erste Runde zwischen dem 11. und 14. September. Der erste Spieltag der dritten Liga findet eine Woche später statt.
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