BGL Ligue / Jeunesse-Trainer Marc Thomé über den Charme des Südklassikers gegen den F91
Die Escher Jeunesse hat gegen den F91 Düdelingen zwei Ziele: drei Punkte und sich beim eigenen Publikum auf der „Grenz“ zurückzukaufen. Trainer Marc Thomé blickte vor dem Südschlager auf die Negativserie zurück und hatte viel Lob für zwei Talente parat.
Tageblatt: Erst wurde die Jeunesse kalt erwischt, dann hat Ihr Team die Partie beim Underdog gedreht. Welcher Escher konnte vergangene Woche im Pokalspiel in Schengen Eigenwerbung betreiben?
Marc Thomé: Diejenigen, die eingewechselt worden sind. Es handelt sich um gestandene Spieler: Achraf Drif, David Soares und João Teixeira. Vor allem aber die beiden jungen Spieler, die in der Startelf standen, Rony Moreira, Claytons jüngerer Bruder, sowie Denilson Andrade.
Was sagt das über die Breite des Kaders aus?
Was mir aufgefallen ist, ist, dass wir praktisch das einzige Team waren, das gegenüber dem Meisterschaftsspiel vom Mittwoch mit neun neuen Spielern begonnen hat. Es standen lediglich die beiden Innenverteidiger, Dennis Besch und Dylan Mereiles, in der Startelf. Die andern Jungs haben ihre Chance bekommen, sich zu zeigen. Allerdings muss man sagen, dass wir nicht zufrieden sein können, wenn es nach 70 Minuten noch 1:1 steht – außer eben mit den beiden „Bouwen“. Rony stand übrigens zum ersten Mal im Kader und feierte seinen ersten Einsatz. Seine Leistung war korrekt.
Kann das zu einer Belohnung in der BGL Ligue führen?
Es gilt das Leistungsprinzip. Sie haben gezeigt, dass ich auf sie zählen kann, wenn ich sie brauche. Das kann bereits am Sonntag der Fall sein.
In welcher mentalen und physischen Verfassung sind die Spieler zu diesem Zeitpunkt der Saison?
Man kann in diesem Jahr von einer komischen Konstellation der Liga sprechen. Wir treffen am Sonntag auf einen Konkurrenten, der die gleiche Anzahl an Punkten eingefahren hat. Der Sieger kann bis ganz nach oben vorrücken, während der Verlierer am Abend Dritt- oder Viertletzter sein könnte. Das wird aber jeden Spieltag so sein. Wir hatten eine schlechte Phase und es wäre an der Zeit, eine Serie zu starten. Ja, der Auftritt in der Coupe de Luxembourg war über eine Stunde nicht berauschend, allerdings ist das Endresultat mit dem 5:1 sehr deutlich. Damit sind wir trotzdem eine der Mannschaften der Nationaldivision, die so einen hohen Erfolg feiern konnten. Von Müdigkeit kann keine Rede sein. Wir hatten erst eine englische Woche, das muss man physisch einfach leisten können. Nächste Woche haben die Spieler erneut ein paar freie Tage.
Der Erfolg in der Coupe de Luxembourg erfolgte nach vier Spielen ohne Sieg. Liegen die Schwarz-Weißen hinter den Erwartungen?
Das hängt davon ab. Wir hatten uns ein Ziel von mindestens 50 Punkten gesetzt. Das ist ja weiterhin problemlos zu erreichen. Entscheidend wird allerdings der Verlauf der nächsten Spiele sein. Mit einem Erfolg gegen Düdelingen liegen wir wieder voll im Soll. Ich hatte es bereits vor der Saison angekündigt: Mit Hesperingen, Niederkorn und Differdingen werden sich drei Teams auf dem Podium streiten. Dahinter kommen zehn Mannschaften, die sehr eng zusammenliegen. Im Moment sieht es zwar etwas schlechter für die Fola und Käerjeng aus, allerdings ist das nur eine Momentaufnahme. Mit zwei Siegen finden auch diese Vereine sich im Mittelfeld wieder. Es ist alles sehr ausgeglichen und jeder kann jeden schlagen.
Welches dieser Duelle hat Sie am meisten geärgert?
Ganz klar das Spiel in Käerjeng. Gegen Monnerich hatten wir zu Hause einen schlechten Tag. Danach haben wir in Käerjeng gegen den damaligen Tabellenletzten eine erste Hälfte gespielt, die wirklich nicht gut war. Im zweiten Durchgang haben wir uns zwar wieder gefangen und hätten auch gewinnen können – aber bei solchen 45 Minuten hat man es nicht verdient. Diese beiden Zähler fehlen uns am meisten und tun weh. Gegen Mondorf, in meinen Augen eine sehr starke Mannschaft, haben wir uns in der siebten Minute der Nachspielzeit noch den Punkt erkämpft. Das war okay. Differdingen war dagegen einfach stärker als wir.
Wie würden Sie denn die Serie der drei Siege beschreiben, die es zuvor gegeben hatte?
Wir hatten das Glück teils auf unserer Seite. Wir haben gut gespielt und wurden belohnt. Gegen die Fola stand das Spiel beispielsweise kurz auf der Kippe und ist dann trotzdem zu unseren Gunsten ausgegangen. Danach hat sich das gedreht. Solche Phasen gibt es immer wieder im Fußball. Aber die negativen Phasen dürfen nicht lange anhalten, während man versuchen muss, die positiven in die Länge zu ziehen. Jetzt müssen wir gegen den F91 die Kurve bekommen – aber die sagen bekanntlich dasselbe …
War der Auftritt im Pokal eine Reaktion – oder muss gegen den F91 Düdelingen noch mehr kommen?
Gegen den F91 muss definitiv mehr kommen. Wenn es in Schengen nach 72 Minuten 1:1 steht, kann eine Jeunesse nicht zufrieden sein. Man hat allerdings gesehen, dass wir uns nach der Einwechslung unserer Stammspieler binnen fünf Minuten drei hundertprozentige Torgelegenheiten herausgespielt haben und danach noch vier Tore geschossen haben. In der letzten Viertelstunde hat man den Unterschied klar und deutlich gesehen. Deshalb sind das auch die Stammspieler und die andern derzeit eben Ergänzungsspieler. Fußball ist ein Tagesgeschäft, das kann schnell drehen.
Die Düdelinger sind mit ebenfalls elf Punkten in einer ähnlichen Lage und haben die letzten drei Meisterschaftsspiele nicht gewonnen. Handelt es sich also um ein Duell auf Augenhöhe?
Ja, das würde ich schon so sagen. Wenn man nach acht Spielen punktgleich ist, hat man ein ähnliches Niveau. Wir wissen, dass sie noch immer ein paar Ausnahmespieler in den Reihen haben – gleichzeitig ist es nicht mehr das Düdelingen der Jahre, in denen sie unangefochtene Leader und Meister waren. Düdelingen möchte wahrscheinlich europäisch spielen, wir wollen dahin …
Hat dieser Südschlager noch immer den Charme vergangener Jahre, wie etwa vor zehn oder 20 Jahren?
Düdelingen war immer obenauf, während die Jeunesse zuletzt auf Platz acht abgeschlossen hat. Es ist also nicht mehr derselbe Charme wie vor zehn oder 20 Jahren, als es noch um den Titel ging. Es bleibt aber aus meiner Sicht ein Südklassiker.
Wie spüren Sie das Jeunesse-Publikum? Ist eine neue Euphorie auf der „Grenz“ entfacht?
Ja, aber sie ist bereits gebremst worden, da wir den Erwartungen des Publikums in den vier letzten Meisterschaftsspielen nicht gerecht werden konnten. Es ist ihr gutes Recht. Die Erwartungen an den Jeunesse-Trainer sind immer hoch. Die glorreiche Vergangenheit zählt für die Fans noch immer. Man darf aber nicht vergessen, dass wir in den letzten fünf oder sechs Jahren immer auf Platz acht abgeschlossen haben und jetzt einen Schritt nach vorne machen wollen. Das braucht Zeit. Bei der Jeunesse ist es wie überall: Wenn man gewinnt, bricht eine Euphorie aus, wenn man dann zwei Spiele verliert, herrscht Untergangsstimmung. An uns liegt es jetzt, das Publikum wieder auf unsere Seite zu bekommen.
Wie gewinnt man gegen den F91?
Indem man gut steht, kämpft und ihre wichtigen Leute und ihr Mittelfeld ausschaltet. Gegen ihre Defensive ist etwas zu machen.
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