Fußball / Lars Gerson trainiert in Norrköping unter fast normalen Bedingungen weiter
Während seine Kollegen aus der FLF-Nationalmannschaft noch auf klare Ansagen warten, kennt IFK-Norrköping-Profi Lars Gerson die Eckdaten der nächsten Wochen. Einsparungen beim Gehalt. Ab 14. Juni plant man in der 1. Liga, der Allsvenskan, wieder vor Zuschauern zu spielen.
Tageblatt: Schweden hat einen anderen Weg eingeschlagen und keinen Lockdown angeordnet. Wie beeinflusst das Coronavirus Ihren Alltag als Profifußballer?
Lars Gerson: Bei uns läuft alles ziemlich normal, könnte man sagen. Wir hatten zehn Tage Urlaub bekommen, aber bis dahin auch ohne Einschränkungen weitertrainiert, bloß, dass eben keine Begegnungen stattfanden. Restaurants, Cafés oder Schulen sind weiterhin offen. Man passt zwar auf, aber nichts würde mich daran hindern, essen zu gehen.
Was bedeutet denn in diesem Fall „aufpassen“?
Man soll es vermeiden, sich an Orten mit mehr als 50 Menschen aufzuhalten. Zudem sind in Geschäften und Restaurants Linien eingezeichnet worden, damit die Distanzen eingehalten werden können. Man wäscht sich die Hände zehnmal mehr als sonst. Masken trägt aber fast niemand. Hier in Norrköping habe ich bislang maximal zehn Menschen mit Maske gesehen. Ich denke insgesamt auch nicht allzu viel darüber nach. Von meinen Angehörigen weiß ich ja auch, dass man in Luxemburg und Norwegen andere Wege eingeschlagen hat. Das bedeutet nicht, dass ich irgendwie ängstlich bin. Ob Schweden letztlich die richtige Wahl getroffen hat, wir sich erst später zeigen.
Welche neuen Regeln herrschen denn im Verein?
Damit die Stadt Norrköping den Verein finanziell unterstützt, mussten unsere Aktivitäten im April um 60 Prozent sinken. Das ist auch der Grund, warum man uns diese zehn Urlaubstage vorgeschlagen hat. Wir sind täglich ein bis zwei Stunden weniger im Stadion, beispielsweise gibt es im Moment kein gemeinsames Frühstück mehr. Wir sollen erst 45 Minuten vor dem Training eintreffen und auch nach der Einheit wieder spätestens nach 45 Minuten nach Hause gehen. Unser Gehalt wird im Monat April um 7,5 Prozent gekürzt werden, was keinen riesigen Unterschied macht. Es sind eben für alle spezielle Zeiten. Bis auf ein oder zwei Ausnahmen handhaben es alle Vereine der 1. Liga auf diese Weise. Wie es im Mai weitergeht, wissen wir noch nicht.
Wie haben Sie in den vergangenen Tagen trainieren können?
Seit den Urlaubstagen ist jetzt etwas mehr als eine Woche vergangen. Das letzte offizielle Spiel fand Anfang März statt, weshalb wir drei interne Begegnungen gemacht haben. Die nächste Partie findet morgen (heute) statt, mit Schiedsrichtern und in Trikots. Es ist wichtig, Rhythmus und 90 Minuten in den Beinen zu haben. Ein Zwei-Meter-Abstand ist ja schlecht möglich. Deshalb soll jeder, der sich erkältet hat oder krank fühlt, zu Hause bleiben. Gleiches gilt, wenn die Freundin oder Kinder krank sind. Nach zwei Symptom-freien Tagen darf man wieder zum Training. Bislang war weder ein Mitspieler noch jemand aus dem Umfeld davon betroffen.
Ist es realistisch, dass die Meisterschaft Mitte Juni mit Zuschauern beginnt?
Schwer zu sagen. Ich hoffe, dass wir dann wieder problemlos spielen können. Unser Saisonstart hätte sich damit um drei Monate verschoben. Wir werden mehr Spiele in kürzester Zeit auf dem Programm haben, um im Dezember fertig zu sein, denn dann wird es hier wieder kalt. Wir wären auch im April bereit für den Auftakt gewesen, trotz des Aus im Pokal. Ich denke, dass wir einer der Vereine sind, die am besten klarkommen und auch am besten vorbereitet sein werden, wenn es wieder losgeht.
Sie haben die Lohnkürzungen angesprochen. Wie steht es finanziell um den IFK Norrköping?
Wir haben das Glück, dass Norrköping der zweitstärkste Verein in puncto finanzielle Reserven ist. Nur Malmö hat mehr zur Seite gelegt. So gesehen steckt der Klub also nicht in einer schlimmen Krise. Kleinere Vereine mit weniger Mitteln haben es deutlich schwerer. Ich hoffe, dass kein Verein an der Pandemie zugrunde geht. Bei uns herrscht weiterhin eine optimistische Stimmung.
Hatten Sie aufgrund des Virus mit dem Gedanken gespielt, Schweden zu verlassen?
Nein, das stand auch gar nicht zur Debatte, da wir ja normal weitertrainiert haben. Auch ein Besuch in Norwegen war beispielsweise nicht möglich, da ich ansonsten zwei Wochen in Quarantäne gesteckt worden wäre.
Sie haben nur zehn Tage pausieren müssen, während quer durch Europa das normale Mannschaftstraining komplett verboten war oder ist. Welchen Einfluss können bereits zehn Tage auf den Fitnesszustand haben?
Wir hatten ein Programm mit fünf Einheiten bekommen, also haben wir während dieser Zeitspanne trotzdem jeden zweiten Tag trainiert. Trotzdem hat auch so eine kurze Zeit Einfluss auf die Fitness. Die ersten beiden gemeinsamen Einheiten waren hart. Man kann ein Fußballtraining eben nicht durch Lauftraining oder Fahrradfahren ersetzen.
Welches Ziel peilt IFK Norrköping in dieser Saison an?
Einen europäischen Startplatz. Letztes Jahr haben wir uns beim Saisonauftakt schwergetan. Wer weiß, vielleicht kommt es uns entgegen, dass wir diesmal später beginnen … Es ist schade, denn einer unser Leistungsträger, Sead Haksabanovic, wird im Sommer nach West Ham zurückkehren. Er wird uns also nicht mehr viel helfen können. Für ihn müssen wir unbedingt einen Ersatz holen. Zudem haben uns drei, vier erfahrene Spieler verlassen, die durch etwas jüngere ersetzt wurden.
Luxemburger in Schweden
Das Tageblatt hat sich mit zwei Luxemburger Sportlern, die in Schweden leben, über die ungewöhnliche Situation, Trainingsmöglichkeiten und Zukunftspläne unterhalten. Fußballprofi Lars Gerson spielt seit 2018 wieder in Norrköping. 400 Kilometer weiter südlich, ganz in der Nähe von Malmö, wohnt Tischtennisspieler Eric Glod. Er tritt für den dänischen Verein B75 an.
- Tor, Titel und Trophäe: Luxemburger Leandro Barreiro gewinnt Ligapokal mit Benfica - 13. Januar 2025.
- Nach ITM-Untersuchung: Mischo bestätigt Geldstrafen für Swift Hesperingen - 8. Januar 2025.
- Marco Martino wurde am Montag beim F91 entlassen - 31. Dezember 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos