Damen-EM-Qualifikation / Luxemburg wehrt sich nach Kräften gegen übermächtige Engländerinnen
0:10 klingt schlimm, ist es aber nicht. Die luxemburgische Frauennationalmannschaft verhinderte im EM-Qualifikationsspiel gegen den WM-Vierten England eine deutlich höhere Niederlage und kam erstmals in Kontakt mit Weltklasseniveau. Nationaltrainer Dan Santos war am Ende nicht enttäuscht, dafür aber wütend, dass sein Team in den letzten fünf Minuten drei Gegentreffer kassierte.
Beim zweiten Einsatz in der EM-Qualifikation hatte Damen-Nationaltrainer Dan Santos eine Veränderung im Vergleich zum Nordirland-Spiel vorgenommen (0:4). Auf der linken Abwehrseite kam Gabriela Crespo anstelle von Jill de Bruyn zum Einsatz. Bei den Engländerinnen stand die Crème de la Crème der Insel auf dem Platz. In der Startelf der niederländischen Trainerin Sarina Wiegman waren vor allem Spielerinnen der europäischen Topteams Arsenal, Chelsea und Manchester City vertreten. Nicht dabei war die verletzte Weltfußballerin von 2020, Lucy Bronze.
Die Voraussetzungen waren klar. Für die „Roten Löwinnen“ ging es vor allem darum, nicht zu hoch gegen den Topfavoriten zu verlieren. Santos hatte es vor dem Spiel gesagt: „Ich will, dass meine Spielerinnen dieses Duell genießen.“ Sie kamen am Dienstagabend gar in den Genuss der Unterstützung des M-Blocks, der normalerweise nur bei Länderspielen der Männer-Nationalmannschaft im Einsatz ist. Zudem wurde die Partie live auf dem englischen Privatsender ITV übertragen. So viel zu den Rahmenbedingungen.
Die Partie begann wie erwartet. England war sofort hellwach und machte Druck. Luxemburg lief mit einer Viererkette auf, die sich bei gegnerischem Ballbesitz in eine Sechserkette verwandelte. FLF-Torhüterin Lucie Schlimé stand von Anfang an unter Beschuss und konnte ihr Können unter Beweis stellen. In der 12. Minute eröffneten die Engländerinnen den Torreigen. Nach einer Flanke stand die starke Mittelstürmerin White alleine vor Schlimé und verwandelte problemlos. Fünf Minuten später legte die Angreiferin noch einmal nach. Um die Klasse von White zu veranschaulichen, reicht ein Beispiel: Bei der WM 2019 erzielte die 32-Jährige sechs Tore in sechs Spielen und war damit beste Torschützin dieser Endrunde zusammen mit den beiden weltbekannten US-Amerikanerinnen Megan Rapinoe und Alex Morgan.
Bis zur Pause erhöhten Außenstürmerin Nikita Parris (Olympique Lyon/F) und Innenverteidigerin Alex Greenwood (Manchester City) auf 4:0. Die FLF-Frauen waren nur am Verteidigen und überquerten nur einmal sehr kurz die Mittellinie. Englands Torhüterin Mary Earps (Manchester United) berührte nur zweimal kurz den Ball bei Rückpässen.
In der Pause wechselte Dan Santos einmal aus. Die erfahrene Noémie Raths kam für Edina Kocan. Sie stand zwei Minuten auf dem Platz, als Greenwood mit einem Schuss aus 20 Metern auf 5:0 für England erhöhte. Einen Aufschrei gab es in der 57. Minute, als Julie Marques zum ersten Mal für einen längeren Zeitraum in die gegnerische Hälfte eindrang. Ihr Pass landete jedoch in den Füßen einer Engländerin.
In der zweiten Hälfte spulten die Engländerinnen ihren Stiefel runter, wechselten kräftig durch und gewannen am Ende mit 10:0. Bitter war, dass die FLF-Frauen in der Nachspielzeit noch gleich drei Gegentreffer kassierten. Es war aber schlussendlich eine Niederlage, die auch in der Höhe für die Luxemburgerinnen akzeptabel ist, denn der Gegner zählt derzeit zum Besten, was der Damenfußball zu bieten hat.
Statistik
Luxemburg: Schlimé – Albert, Kremer, Berscheid, Crespo (78. Schon) – Marques (89. Dervisevic), Miller, Soares (89. Mendes), dos Santos – Kocan (46. Raths) – Estevez (62. de Bruyn)
England: Earps – Daly, Bright, Greenwood (58. Wubben-Moy), Stokes – Kirby (70. Stanway), Williamson, Toone (81. Scott) – Parris, White (58. England), Hemp (58. Mead)
Schiedsrichterinnen: Cesen – Spur, Jovicic (alle Slowenien)
Gelbe Karten: Miller, de Bruyn
Torfolge: 0:1 White (9.), 0:2 White (17.), 0:3 Parris (27.), 0:4 Greenwood (37.), 0:5 Greenwood (48.), 0:6 Berscheid (61., Eigentor), 0:7 Bright (79.), 0:8 Bright (90.), 0:9 Daly (90.+2), 0:10 England (90.+3)
Beste Spielerinnen: Schlimé, Miller – Greenwood, White, Toone
Zuschauer: 1.262 zahlende
Trainerstimme
Dan Santos (Luxemburg): „Wenn wir 7:0 verloren hätten, hätte ich damit leben können. Leider haben wir uns das Spiel in den letzten fünf Minuten vermasselt. In der ersten Hälfte waren wir sehr verkrampft und nervös. Das kann ich verstehen. In der zweiten Hälfte wollten wir es besser machen und das ist uns auch teilweise gelungen … bis zur Nachspielzeit. Insgesamt war dieses Spiel aber eine gute Lehre für uns.“
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